O du Mörderische
du etwa deine Weihnachtsfraukarriere an den Nagel gehängt?«
»Ich suche was zum Anziehen für Mercys Beerdigung. Ein Mädchen von den Patenten Putzfeen springt heute für mich im Einkaufszentrum
ein.«
»Tiffany?«
»Keine Ahnung. Warum?«
|132| »Tiffany ist kein Name für Mrs. Santa Claus. Und wann hast du dich entschlossen, zu der Beerdigung zu gehen?«
»Ross Perry hat mich angerufen. Er findet, daß es nett wäre, wenn der Museumsvorstand hinginge und sich danach noch zusammensetzte.
Ich treffe mich vorher mit ihm zum Mittagessen. Du kannst dich gerne anschließen, wenn du willst. Zum Mittagessen, meine ich.«
»Zu der Beerdigung nicht?«
»Du haßt doch Beerdigungen.« Mary Alice nahm mir die Sonnenblumen-Ohrringe aus der Hand und hielt sie sich ans Ohr. »Gar nicht
so übel, die lassen sich zu einigem kombinieren«, sagte sie. »Komm, hilf mir ein Kleid aussuchen. Ich würde gern was finden,
was ich heute ebensogut wie bei der Cocktailparty des Camellia Clubs nächste Woche tragen kann.«
»Du suchst nach einem Cocktailkleid, das du auf eine Beerdigung anziehen kannst?«
»Vielleicht ein beiges? Ich hasse Schwarz für Beerdigungen. Das macht das Ganze nur noch bedrückender.«
»Aber was Cocktailpartys betrifft, ist Schwarz schwer zu schlagen.«
»Stimmt. Komm, laß uns sehen, was wir finden.«
Ich winkte Bonnie Blue zu, als wir den Raum durchquerten. Sie war gerade dabei, einer Frau zu zeigen, wie man einen Schal
band, damit er in einer bestimmten Weise fiel.
»Hier«, sagte Schwesterherz. Sie hatte bereits mehrere Kleider herausgesucht und über die Tür einer Umkleidekabine gehängt.
»Jetzt sag mir deine ehrliche Meinung.«
Meine ehrliche Meinung, und das teilte ich ihr auch mit, war, daß sie sich zwei Kleider kaufen sollte. Sie hatte weiß Gott
das Geld dafür.
»Nun sei nicht albern«, erwiderte sie.
Wir wählten am Ende ein schwarzes Seidenkostüm, das man sowohl ganz schlicht tragen wie auch nach Bedarf aufpeppen |133| konnte. Eine pinkfarbene Bluse für die Cocktailparty und eine beige Seidenbluse für die Beerdigung, und Schwesterherz hatte
ausgesorgt.
»Eigentlich wollte ich ja kein Schwarz«, sagte sie. Aber dann war sie offenkundig sehr erfreut, wie elegant das Kostüm aussah.
Während sie in der Kabine war, kaufte ich die Jacke. Sie war so hübsch, wie Bonnie Blue versprochen hatte.
»Hast du irgendwas von Claire gehört?« fragte Bonnie Blue, als sie die Jacke als Geschenk einpackte.
»Nein. Und Thurman oder James?«
»Nein.« Bonnie Blue band eine dicke rote Schleife und drapierte sie auf der Mitte der Schachtel. »Aber ich will dir was sagen,
Patricia Anne. Wenn Claire Moon irgendwas zustößt, dreht Thurman Beatty endgültig durch.«
»Moment mal. Wegen Claire Moon? Nicht wegen seiner toten Frau?«
»Du kannst ja versuchen, es herauszufinden. Alles, was ich weiß, ist, daß er Claire für einen flotten Käfer hält. Verstehst
du?« Bonnie ließ das Paket in eine Tüte gleiten.
»Wie sollte ich? Bis zu jenem Abend neulich habe ich keinen von diesen Leuten gekannt. Außer Claire natürlich. Und Bonnie
Blue, was ist das überhaupt für ein altmodischer Ausdruck aus deinem Munde?«
»Das ist einer der Lieblingsausdrücke meines Vaters.«
Ich nahm die Tüte entgegen. »Danke.«
Schwesterherz erschien, um ihr Kostüm und die Blusen zu bezahlen.
»Komm doch mit Patricia Anne und mir zum Mittagessen«, lud sie Bonnie Blue ein. »Wir treffen uns mit Ross Perry im Green and
White.«
»Tut mir leid. Hab’ zuviel um die Ohren. Aber ihr könnt mir einen Gefallen tun.«
»Was denn?«
|134| »Fragt diesen Mr. Perry doch bitte mal, wann er gedenkt, Daddy für all die Bilder zu bezahlen.«
»Welche Bilder?«
»Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähl’ sie euch später. Fragt ihn einfach.«
»Machen wir.« Schwesterherz nahm ihre Sachen von Bonnie Blue entgegen, und wir gingen zur Tür. »Was Ross wohl mit Abes Bildern
macht?«
»Vielleicht verkauft er sie für ihn.«
Mary Alice zuckte die Achseln. Ich hielt ihr die Tür auf, und wir traten auf den Bürgersteig hinaus.
»Hast du mitbekommen, daß Thurman Beatty Claire Moon für einen flotten Käfer hält?« fragte ich sie.
»Guter Gott. Flotter Käfer? Du mußt wirklich mehr unter die Leute, Patricia Anne.«
»Muß ich nicht. Ich habe ja dich.«
Das schien ihr zu gefallen.
Das Green and White ist ein vegetarisches Restaurant mit derart astronomischen Preisen, daß man mit einer
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