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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nassen Schuhe aus und sah sie an. »Kleine Füße«, sagte er.
    »Du nennst 46 ½ klein?«
    »Ich meine die Person draußen auf der Veranda. Eine Art Laufschuh mit Wirbelmuster auf der Sohle.«
    »Die Polizei wird sich schon einen Reim drauf machen.« Ich goß Wasser in die Kaffeemaschine.
    »Ich installiere uns jetzt auch so eine verdammte Alarmanlage, wie Mary Alice sie hat.«
    Ich wollte nicht darauf hinweisen, daß die Alarmanlage von Schwesterherz vor ein paar Monaten von einem Mörder erfolgreich
     lahmgelegt worden war.
    |127| »Verdammtes Verbrecherpack.«
    Während er am Tisch saß und vor sich hin schimpfte, blickte ich ein weiteres Mal durchs Erkerfenster. Gehörten die Fußspuren
     möglicherweise Claire? Ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Hier bestand keine Bedrohung für Claire. Sie hätte an die Tür
     geklopft oder geklingelt und wäre nicht herumgeschlichen und hätte durchs Fenster hereingeschaut.
    Die Türglocke ließ mich hochfahren.
    »Die Polizei«, sagte Fred und ging öffnen.
    »Guten Morgen«, sagte Bo Peep Mitchell fröhlich, während sie hinter Fred in die Küche trat.
    »Arbeiten Sie eigentlich Tag und Nacht?« fragte ich nicht besonders freundlich.
    »Sooft die Pflicht mich ruft.«
    Fred blickte uns fragend an. »Sie ist die, der Claire durch die Lappen gegangen ist«, erklärte ich.
    »Mea culpa.« Sie wandte sich Fred zu. »Was gibt’s für ein Problem, Mr.   Hollowell?«
    »Da draußen«, sagte Fred und öffnete die Küchentür.
    Ich goß mir eine Tasse Kaffee ein und beobachtete die beiden durchs Fenster. Bo Peep zog eine kleine Kamera heraus und machte
     ein paar Fotos. Dann entrollte sie ein Maßband. Die beiden gingen in die Hocke, beugten sich hinunter, nahmen Maß und lachten
     sogar an einer Stelle. Ich holte die Cheerios aus dem Schrank. Ich war hungrig.
    »Brrr«, sagte Fred und stapfte mit seinen schmutzigen Schuhen über den erst am Vortag gewischten Boden. »Kalt.«
    »Puh«, sagte Bo Mitchell und folgte seinem Beispiel.
    »Möchten Sie einen Kaffee?« fragte ich.
    »Das wäre wunderbar.«
    Ich goß beiden eine Tasse Kaffee ein.
    »Danke«, sagte Bo. Sie saß am Küchentisch und füllte etwas aus, das nach einem Dreifach-Formular aussah, während ich zu meinen
     Getreideringen zurückkehrte.
    |128| »Wie war das mit dem Absatz, Fred?« Bo Mitchell kaute auf ihrem Stift.
    »Hat ein Wirbelmuster.«
    »Aber er war auf einer Seite abgelaufen. Wissen Sie noch, auf welcher?«
    »Innen.«
    »Sollten Sie nicht Gipsabdrücke von den Fußstapfen machen?« fragte ich. Bos Vorgehensweise erschien mir gelinde gesagt etwas
     planlos. Gar nicht wie das, was man im Fernsehen zu sehen bekam.
    »Der Schnee schmilzt zu schnell. Außerdem habe ich auch nicht das notwendige Zeug dazu.« Bo gab drei Teelöffel Zucker in ihren
     Kaffee und rührte um. »Mmmm«, sagte sie, als sie die klebrige Brühe kostete.
    »Haben Sie Unterzucker?« fragte ich.
    »Ich mag es einfach süß.« Sie stellte den Becher ab und griff wieder zu ihrem Stift. »Okay, erzählen Sie mir von Ihrem Hund,
     der gestern nacht gebellt hat. Wie spät war das?«
    »Etwa zwei Uhr«, antwortete Fred.
    »Ich bin hinausgegangen, um nach ihm zu sehen«, ergänzte ich. »Ich hatte Angst, daß ihm was fehlt. Er ist alt und bellt normalerweise
     nie in der Nacht, schon gar nicht, wenn es kalt ist. Aber es ging ihm gut. Er wollte spielen.«
    »Und Sie haben sonst nichts Ungewöhnliches bemerkt?« fragte Bo.
    »Ich habe nicht darauf geachtet. Ich machte mir Sorgen um Woofer. Ich glaube, ich habe ihn später noch einmal bellen gehört.«
    »Ich ebenfalls«, fügte Fred hinzu.
    Bo Mitchell notierte sich das. »Irgendeine Idee, wieviel Uhr es zu dem späteren Zeitpunkt war?« Wir schüttelten beide den
     Kopf. Sie trank einen weiteren Schluck von ihrer Zuckerbrühe. »Der Hund war vielleicht einfach aufgeregt. Es gibt nur eine
     Reihe Fußstapfen hoch zur Terrasse.«
    |129| Ich trug mein Müslischälchen zur Spüle hinüber. »Sind die Fußabdrücke da draußen von einem Mann oder von einer Frau?«
    »Kann ich nicht sagen. Könnte auch ein Teenager aus der Nachbarschaft gewesen sein, der hier herumgeschnüffelt hat«, erwiderte
     Bo Peep achselzuckend.
    Na, immerhin schieden Kleinkinder und Säuglinge schon mal aus. Ich schielte zu Fred hinüber, aber der sah Officer Mitchell
     an, als hätte sie soeben Perlen der Weisheit von sich gegeben. Mit nichts kann man einem Mann so leicht imponieren wie mit
     einer Uniform, dachte ich.

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