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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sagte ich.
    »Tut mir leid.«
    »Ich weiß, daß die Zwillinge Sie schützen wollten. Zumindest weiß ich es jetzt. Zum damaligen Zeitpunkt wußten wir ja nicht,
     was passiert war.«
    »Ich erinnere mich an nichts.«
    »Das wundert mich nicht. Warum setzen Sie sich nicht, und ich mache uns einen Kaffee?«
    Claire sank aufs Sofa nieder. »Wundervolle Idee.«
    Ich ging in die Küche, um den Kaffee aufzusetzen.
    »Der Blumenstock ist bildschön«, rief ich. »Vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Ich bin froh, daß ich den rosafarbenen bekommen habe. Ich sehe, Sie haben schon einen in Rot.« Claire konnte
     vom Sofa aus das Erkerfenster sehen.
    »Ihre Schwestern haben ihn geschickt«, sagte ich.
    »Glynn und Lynn?« Sie klang erstaunt.
    Ich schaltete die Kaffeemaschine ein und kam zurück zur Tür. »Wußten Sie nicht, daß ich sie gekidnappt habe?«
    Claire schüttelte den Kopf. Ich ließ mich in Freds Sessel nieder und erzählte ihr von der Nacht, die die Zwillinge bei uns |254| verbracht hatten. Die ganze Episode bekam allmählich einen komischen Anstrich, und ich erwartete, daß Claire zumindest lächeln
     würde. Statt dessen blickte sie bestürzt drein.
    »Oh, Mrs.   Hollowell, das tut mir so leid. Wir haben Ihnen nichts als Ärger bereitet.«
    »Ich habe mir einfach nur Sorgen um Sie gemacht. Nichts von dem, was passiert ist, war Ihre Schuld. Denken Sie daran, Claire.«
    »Und warum fühle ich mich dann so?«
    »Meine Nichte meint, das sei typisch Frau. Sie ist Anwältin und sagt, wenn sie eine Klientin hat, die von einem Auto erwischt
     wurde, das auf den Fußgängerweg gefahren ist, wird sich diese Frau schuldig fühlen, weil sie genau an dieser speziellen Stelle
     stand und auf Grün wartete. Glauben Sie, ein Mann würde so denken?«
    Claire grinste. »Ich glaube nicht, daß das bei allen Frauen so ist. Nicht bei Mercy. Die hätte erst einmal überprüft, ob der
     Fahrer versichert ist.« Ihr Gesicht wurde bleich.
    »Meine Schwester, Mary Alice, würde auch nicht so reagieren. Sie würde einfach behaupten, es wäre mein Fehler gewesen, daß
     sie an dieser Ecke gestanden habe, und
mir
Schuldgefühle einreden. Und das Verrückteste daran ist, daß ich mir den Schuh wahrscheinlich tatsächlich anziehen würde.«
    Claire und ich blickten uns an, und ihr Grinsen kehrte zurück.
    »Ich hol’ den Kaffee«, sagte ich. Ich ging in die Küche und nahm zwei Becher aus dem Schrank.
    »Mrs.   Hollowell?« Claire stand in der Tür zum Wohnzimmer. »Sie sind mit mir ins Krankenhaus gefahren, stimmt’s? Ich meinte es ernst,
     als ich sagte, daß ich Mühe habe, mich an das, was passiert ist, zu erinnern, aber mir scheint, als wären Sie dagewesen und
     hätten meine Hand gehalten.«
    Ich nickte. »Ich habe Sie begleitet. Sie standen unter |255| Schock, und das kann sehr gefährlich sein. Der Sanitäter sagte, Ihre Streßsignale hätten auf Daueralarm gestanden. Oder irgend
     etwas in der Art. Sie waren wirklich von der Rolle.« Ich stellte den Kaffee auf den Küchentisch und bedeutete Claire, sich
     zu setzen. »Tun Sie viel Zucker rein«, sagte ich. »Das gibt Energie.«
    »Ich fühle mich gut. Als ich aufwachte, war ich bei Glynnie und Lynnie im Hotel. Ich wußte nicht einmal, wieviel Zeit vergangen
     war oder wie sie mich aus dem Krankenhaus rausbekommen hatten. Sie mußten mir versprechen, Ihnen zu sagen, daß es mir gutgeht,
     und dann bin ich wieder eingeschlafen. Schlafen – das war alles, was ich wollte.«
    Ich dachte an das Mittagessen im Green and White und an das überraschende Auftauchen der Zwillinge. »Sie haben es mir ausgerichtet«,
     entgegnete ich. »Aber was ist mit Ihrer Tante Liliane? Sie war derartig besorgt, daß sie hierherkam, um mich zu fragen, ob
     ich etwas von Ihnen wüßte. Ich mußte ihr versprechen, daß ich sie informieren würde, sobald ich irgend etwas höre.«
    Claire löste den Blick von ihrem Löffel, mit dem sie den Kaffee umrührte. »Liliane war hier?«
    Ich nickte. »Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich ihr nichts weiter erzählen. Vielmehr wußte ich, selbst nachdem mir die Zwillinge
     gesagt hatten, daß Sie unversehrt seien, nicht wirklich, wo Sie sind.«
    Claire zuckte die Achseln und schlürfte ihren Kaffee. Sie hielt den Becher mit beiden Händen umfaßt, als wollte sie sie daran
     wärmen.
    Ich stellte ihr die Fragen, die mich beschäftigt hatten. »Warum wohnen die Zwillinge nicht bei Liliane? Und woher wußten sie,
     daß Sie sich im Krankenhaus befanden?«
    »Hat Liliane

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