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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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und Celia mehrere
     Tage unter einem Dach leben müssen, ist mir irgendwie nicht ganz wohl. Man weiß nie, wer da womöglich wen verhext.«
    Haley lachte. »Ich überzieh’ auch das Bett neu für sie. Und schrubbe sogar den Küchenboden.«
    Das
Bett. Das war auch so was, womit ich mich nicht recht anfreunden konnte. Verdammt. Warum heiraten die Leute nicht mehr, wie
     sie’s früher getan haben?
    »Mama?« fragte Haley in verändertem Tonfall. »Ist es in Ordnung, wenn Jed zum Weihnachtsdinner mitkommt? Ich habe ihn noch
     nicht gefragt, aber ich denke, Feiertage sind seit dem Tod seiner Frau noch immer hart für ihn.«
    »Natürlich, mein Schatz. Frag ihn.« Sheriff Jed Reuse war nicht der Mann, den ich mir für meine Tochter ausgesucht hätte.
     Nicht, daß etwas mit ihm nicht stimmte. Aber er war ein ziemlich steifer Mensch, sehr reserviert, das Gegenteil von Haleys
     Tom. Vielleicht hatte ich da zu fixe Vorstellungen. Weihnachten bei uns Chaoten dürfte interessant werden für ihn – und auch
     für uns.
    Haley klopfte auf die Tasche, in die sie die Notizzettel |248| gesteckt hatte. »Er soll mir mal dabei helfen«, verkündete sie.
    »Offen gesagt, meine Liebe, ich glaube fast, das kann höchstens Celia.«
    »Da würde ich an deiner Stelle lieber nicht drauf wetten.« Es lag eine Sanftheit in Haleys Stimme, über deren Wiederkehr ich
     mich fast so sehr freute wie über die ihres Lachens.

|249| 15
    »Woher hast du denn diesen Weihnachtsstern?« fragte Fred, als er in die Küche kam. »So einen schönen habe ich ja noch nie
     gesehen.«
    »Von den Needham-Zwillingen.« Ich stand am Herd und briet Pilze an. Zwei kleine Steaks warteten darauf, auf den Grill geworfen
     zu werden, und in der Mikrowelle lag bereits, die Köpfe nach außen hin ausgerichtet, ein unglaublich teures Rad aus frischen
     Spargelstangen.
    »Das ist aber eine nette Geste«, bemerkte Fred. Er kam zu mir herüber und streichelte meinen Nacken. Da fielen ihm die Steaks
     ins Auge. »Was ist denn das? Seit wann kommt bei uns marmoriertes rotes Fleisch auf den Tisch?«
    »Der Reis und der Spargel haben keinerlei Fett. Gelegentlich können wir uns doch mal ein bißchen was Gutes gönnen.« Ich dachte
     an mein Mittagessen in Jake’s Joint und stellte fest, daß
ein bißchen was Gutes gönnen
wahrscheinlich nicht die richtige Formulierung war, um meine heutige Cholesterinzufuhr zu beschreiben.
Hemmungslos völlern
träfe es wohl schon eher. Es war die reinste Fettorgie. Ab morgen würde alles anders werden. Ich gab Fred einen Klaps aufs
     Hinterteil. »Nimm dir doch ein Bier. Die Zeitung liegt auf dem Tisch.«
    »Du hast heute einen Weihnachtsbaum gekauft, stimmt’s?«
    »Ja, hab’ ich.« Ich befand mich bereits in der Defensive. »Und glaub bitte bloß nicht, daß ich das hier alles koche, um deine
     gute Laune wiederherzustellen. Mit dem Spiel habe ich schon vor langer Zeit aufgehört.«
    |250| »Ist ja alles gut, mein Schatz.« Er drückte mich und ging zum Kühlschrank.
    »Gut? Du sagst doch seit Jahren, daß du keinen richtigen Baum haben willst, und jetzt ist es gut?«
    »Patricia Anne« – Fred hebelte den Kronkorken seiner Bierflasche auf   –, »in unserem Wohnzimmer steht ein geschmückter, leuchtender Weihnachtsbaum. Ich kann sein Spiegelbild in der Glasfläche
     dort sehen.« Er zeigte auf ein gerahmtes Poster mit einer Mohnblume von Georgia O’Keeffe, das neben dem Erkerfenster hängt.
     »Jetzt gibt es für mich zwei Möglichkeiten. Ich kann ins Wohnzimmer gehen, mich in meinen Sessel setzen, die Zeitung lesen
     und mich an dem Baum erfreuen. Oder ich kann einen Wutanfall bekommen und sagen ›Ich will dieses feuergefährliche Ding nicht
     im Haus haben, Patricia Anne‹ – worauf der restliche Abend für uns beide nicht sehr erfreulich verlaufen würde. Ich entscheide
     mich für die erste Lösung. Sag Bescheid, wenn du soweit bist, dann lege ich die Steaks auf den Grill.«
    Er macht mich wahnsinnig, wenn er so vernünftig ist. Er nimmt mir dann völlig den Wind aus den Segeln.
    Wir hatten dennoch einen schönen Abend. Die Steaks waren köstlich, und der Weihnachtsbaum verströmte trotz seines spärlichen
     Schmucks einen festlichen Glanz. Nicht einmal die Tatsache, daß Fred den Feuerlöscher gut sichtbar neben dem Baum plazierte,
     konnte den Zauber mindern.
    Fred döste in seinem Sessel, und ich las in der neuen Greta-Garbo-Biographie und warf nebenbei immer mal einen Blick auf ›Christmas
     in Washington‹, da neben

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