Oase der Versuchung
steif, dann nickte sie und öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke.
Hassan betrachtete ihre schlanken Hände, mit denen sie sich nun langsam auszog. Unter dem Unterhemd trug sie ein Mieder, das ihre weiblichen Reize völlig verborgen hatte. Bisher hatte Hassan ihre Figur für knabenhaft gehalten; nun erst fiel ihm auf, wie vollkommen schön sie war!
Sie richtete es so ein, dass er nicht mehr als ihren flachen Bauch zu sehen bekam.
Hassan wandte sich ihr zu, aber sie erschrak und verspannte sich. Leise flüsterte er ihr ins Ohr: „Talia, ich will mich doch nur um dich kümmern. Du brauchst dich nicht zu wehren.“
Sie seufzte und ließ sich auf seinem Schoß von ihm massieren. „Widerstand ist zwecklos, hm?“, fragte sie.
Lächelnd schraubte er die Tube auf. „Absolut. Im Augenblick bist du dafür sowieso nicht richtig in Form. Wenn du keine Schmerzen mehr hast, ist das etwas anderes …“
Als er sie vorsichtig zu untersuchen begann, flüsterte sie etwas vor sich hin. Es klang halb wie widerwillige Zustimmung – und halb wie ein wohliges Seufzen.
Er wärmte die Salbe zwischen den Handflächen an. Nicht nur Talia hatte Schmerzen – auch er litt vor Sehnsucht, während er ihre Haut unter den Händen spürte.
Als Talia sich entspannte und streckte, sah er die Blutergüsse von den Schlägen der Entführer.
Hassan spürte, wie alles Blut aus seinem Gesicht wich, und kalte Wut ergriff Besitz von ihm. „Wenn ich mir vorstelle, dass sie dir das angetan haben, könnte ich glatt zum Mörder werden.“
Sie erschrak über den harten Klang seiner Stimme und musterte ihn. „Soll das heißen, Töten gehört bei Ihnen nicht zum Tagesgeschäft?“
„Natürlich nicht!“ Scherzhaft setzte er hinzu: „Indizien fälschen und Unschuldige ins Gefängnis bringen ist eine Sache. Mord eine andere. – Glaubst du nicht, dass du es mit unserer Feindschaft ein bisschen zu weit treibst?“
Sie seufzte und ließ sich weiter von ihm verwöhnen. „Weiß nicht … Hätte doch sein können, dass Sie es ab und zu nötig finden, ein Exempel zu statuieren. – Und was unsere Feindschaft betrifft: Ich kann ja mal einen Ihrer Brüder für fünf Jahre einsperren. Dann werden wir sehen, wie Sie das finden!“
Als sie zu zittern begann, hörte Hassan vorsichtshalber mit der Massage auf. Friert sie? Ist sie empfindlich? Oder … erregt?
Auf ihn selbst traf all das zugleich zu. Am liebsten hätte er sich und sie ausgezogen, wie in einem symbolischen Akt, um alles Trennende und Missverständliche zwischen ihnen auszuräumen. Um ihr endlich nahe sein zu können. Aber er wusste, dass das vorerst ein Traum bleiben musste, bei allem, was zwischen ihnen stand …
Er ließ die Hände noch einen Moment auf ihrer weichen Haut liegen, damit sie beide ihre innere Ruhe wiederfanden. Dabei sahen sie sich unentwegt an.
Dann wollte er Talia dabei helfen, sich aufzurichten, aber sie war schneller und strich sich bereits wieder die Kleidung zurecht.
Während sie einander nicht aus den Augen ließen, kuschelte sich Talia in die entgegengesetzte Ecke ihres Sitzes – an die Tür des Hubschraubers.
Eigentlich hatte Hassan damit warten wollen, bis es ihr etwas besser ging, aber im Unterbewusstsein war ihm die ganze Zeit klar gewesen, dass er einen Plan brauchte.
Durch ihren Rückzug war dieser Gedanke schlagartig an die Oberfläche gelangt.
Er rückte näher zu ihr. Noch länger würde er sich von ihr nicht als Verbrecher behandeln lassen, den es zu meiden galt. „Damit eins klar ist, Talia. Ein für alle Mal: Ich habe mit dem Schicksal deines Bruders nichts zu tun. Ich kann mich nicht für etwas entschuldigen, was ich nicht getan habe. Mehr gibt es dazu aus meiner Sicht nicht zu sagen.“
Zufrieden bemerkte er, dass ihr Gerechtigkeitssinn offenbar gesiegt hatte und sie ihm im Stillen recht gab.
„Wenn ich wieder in der Lage bin, etwas herauszufinden und zu handeln, können wir gerne weiter darüber reden, aber vorher nicht. Damit ist das Thema Todd Jonas fürs Erste erledigt.“
Talia gab einen grollenden, aber zustimmenden Laut von sich.
Hassan nickte ihr zu, wie um die Vereinbarung zu besiegeln. Dann sagte er: „Jetzt müssen wir uns einen Plan überlegen, wie wir hier lebend wieder herauskommen.“
5. KAPITEL
„Haben Sie ‚wir‘ gesagt?“
Verwirrt runzelte Hassan die Stirn. „Wieso fragst du? Wie du schon richtig erkannt hast, befinden wir uns hier mutterseelenallein mitten in der Wüste. Unwirtlicher geht es kaum …“
„Und
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