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Oase der Versuchung

Oase der Versuchung

Titel: Oase der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Gates
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Glockenspiels“, erwiderte er scherzhaft. „Ghada gehört zur königlichen Familie von Azmahar. Zufällig weiß ich, dass sie schon lange verlobt ist. Und zwar mit meinem Cousin zweiten Grades, Mohab Aal Shalaan. Er ist einer von den drei Männern, die mich heute Nacht begleitet haben.“
    Vor Überraschung blieb Talia der Mund offen stehen. „Na super! Muss ich ihm jetzt auch noch für meine Rettung dankbar sein?“
    Hassan schüttelte den Kopf. „Du musst niemandem dankbar sein. Wir erfüllen nur unsere Pflicht. Und was die Verlobung von Mohab mit Ghada betrifft: Die Familien haben das arrangiert. Aber so wie ich das sehe, sind sich die beiden einig und hintertreiben gemeinsam die Heiratspläne. Erst wollte Ghada zu Ende studieren, und jetzt macht sie ihren Doktor. Mohab ist für jeden Aufschub dankbar. So geht das schon seit Jahren. Lösen wollen sie die Verlobung nicht, um von den Eltern in Ruhe gelassen zu werden. Aber bis vor ein paar Stunden war jedenfalls noch kein Hochzeitstermin angesetzt.“
    Talia schwieg einen Moment. Dann hob sie den Kopf und sagte so uninteressiert wie möglich: „Kann ja sein, dass Ihr Cousin Ghada nicht heiraten will, aber Ihre Familie will die Heirat – um jeden Preis. Und ist bereit, alles zu tun, damit die Ehe zustande kommt. Dabei muss es um mächtige Interessen gehen. Als Ghada Ihrer Familie gegenüber hat verlauten lassen, dass sie Ihren Cousin verlassen und meinen Bruder heiraten will, wurde mein Bruder aus Azmahar vertrieben. Und als Ghada schließlich sagte, dass sie ihm in USA folgen will, wollte man ihn endgültig loswerden.“
    Sie holte tief Luft. „Angeblich soll er zu einem Kreis von Computerhackern gehört haben, die sich im großen Stil Zugang zu fremden Computernetzen verschafft und die Daten weitergegeben haben. Die Indizien dafür wurden gefälscht. Irgendwie hat Ihre Familie es sogar geschafft, dass er in den USA vor Gericht gestellt wurde. In einem Prozess, der nur zwei Monate gedauert hat, wurde er schuldig gesprochen und zu fünf Jahren verurteilt. Kaum war er eingesperrt, als ebenfalls Ihre Familie gezielt dafür gesorgt hat, dass er im Gefängnis angegriffen wurde.“
    Traurig fuhr sie fort: „Natürlich hat er sich gewehrt – und sich damit die Möglichkeit verbaut, wegen guter Führung vorzeitig entlassen zu werden. Jetzt verbüßt er die komplette Strafe – in einem Hochsicherheitsgefängnis.“
    In der folgenden Stille hörte man nur ihren unregelmäßigen Atem.
    Dann begann sie zu weinen – aus Sorge um den Bruder, Entrüstung und Verzweiflung.
    Hassan spürte, dass er jetzt etwas sagen sollte, aber ihm fehlten die Worte.
    Nach einer Weile sprach sie weiter. „T. J. – ja, so heißt er wirklich, Todd Jonas – sieht mir sehr ähnlich. Ich bin ja groß für eine Frau, aber stellen Sie sich einen Mann vor, der bei einer Körpergröße von nur einem Meter zweiundsiebzig kaum viel mehr wiegt als ich. Er hat auch dieselbe helle Haarfarbe wie ich und ein jungenhaftes Gesicht. – Prinz Hassan, können Sie sich so einen Mann im Gefängnis vorstellen? Ich denke jeden Tag an ihn und frage mich, wie es ihm geht. Vier Jahre und sieben Monate soll das noch so weitergehen! Und das alles dank Ihrer Familie!“
    Betroffen schwieg Hassan. Er wusste nur zu gut, was sie meinte. Nicht selten kam es in Gefängnissen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die auf dem Rücken der Schwächeren ausgetragen wurden. Wie leicht konnte Talias Bruder da zum Opfer werden …
    Ihre Stimme bebte, als sie hinzufügte: „Aber es passiert ihm nichts, zumindest im Moment nicht. Ich zahle für seine Sicherheit. Nur weiß ich nicht, wie lange ich mir das noch leisten kann. Inzwischen zahle ich schon dreimal so viel wie am Anfang.“
    Als sie dieses Mal schwieg, wusste Hassan, dass sie ihm jetzt alles erzählt hatte.
    Es dauerte lange, bis er das Schweigen brach. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mir das mit deinem Bruder leidtut. Falls es stimmt, dass dafür jemand aus meiner Familie verantwortlich ist …“
    „Falls?“ , unterbrach sie ihn. „Haben Sie ‚falls‘ gesagt? Glauben Sie mir, Prinz Hassan, es ist wahr. Und mir hat man die Chance gegeben, es zu beweisen. Und etwas dagegen zu tun.“
    Unwillkürlich beugte er sich näher zu ihr, als er fragte: „Was heißt das genau? Und wer hat dir die Chance gegeben?“
    Sie sah ihn an, als hätte er sie aufgefordert, ohne Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen, damit er sie unten auffing. „Als ob Sie das nicht

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