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Oase der Versuchung

Oase der Versuchung

Titel: Oase der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Gates
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ertragen. Immerhin lebte sie. Aber – sie war allein!
    Sie setzte sich auf und sah sich um. Hassan war weg.
    Hatte er sie verlassen?
    Nein, das würde er niemals tun.
    Aber wenn ihm etwas zugestoßen war? Was, wenn seine Feinde ihn gefangen genommen haben? dachte sie bestürzt. Was werden sie ihm antun?
    Sie schluchzte, aber ihre Augen waren viel zu trocken, als dass sie hätte weinen können. Sie wurde ohnmächtig und wachte wieder auf. Doch selbst in wachen Momenten erlag sie Sinnestäuschungen und Albträumen. Sie sah Hassan in den Händen seiner Widersacher – und alles nur, weil er sie hatte retten wollen …
    Oh Gott, Hassan … bitte …
    Und dann, wie als eine Antwort auf ihr Flehen, war er plötzlich da. Nicht wirklich, das wusste sie. Es lag an der Dehydrierung.
    Diesmal steuerte er kein Sandcar und keinen Hubschrauber, sondern ritt auf einem Schimmel. Schneller als der Wind galoppierte er auf sie zu. Auf einem wunderschönen Tier, stark und edel wie er selbst. Ihr Ritter kam, um ihr zu helfen.
    Aber es gab keine Rettung. Das war das Ende.
    So schrecklich war es nicht. Nur zwei Dinge bedauerte sie zutiefst: dass es ihr nicht gelungen war, ihren Bruder zu befreien, und dass sie Hassan nicht nähergekommen war. Wenn sie noch einmal die Chance hätte, würde sie alle Bedenken über Bord werfen und einfach mit ihm zusammen sein. Sie würde seine Nähe auskosten, solange und sooft sie konnte.
    Dazu war es jetzt zu spät. Nun würde sie niemals wirkliche Leidenschaft erfahren. Wie schade.
    Der Hassan ihrer Träume sprang vom Pferd, noch ehe es stillstand. Sand spritzte hoch auf. Hassan beugte sich zu ihr, und sein weißer Umhang, der aussah wie Adlerschwingen, umgab sie mit Frieden und Trost.
    Sie war glücklich, in ihren letzten Atemzügen wenigstens in der Fantasie den Mann zu sehen, den sie liebte … Ja, liebte … Mit schwacher Stimme flüsterte sie der Erscheinung zu: „Hassan, wie gut, dass du da bist …“
    „Talia, nadda jannati , bitte vergib mir, dass ich dich allein gelassen habe.“
    „Schon gut … Ich wünsche nur … du hättest nicht auch … gehen müssen.“
    Er beugte den Kopf, der mit einer weißen ghotrah vor der Sonne geschützt war, zu ihr und versuchte, Talia in seinen Schatten zu ziehen. Mit seinen wunderschönen Augen sah er sie besorgt an.
    Sie seufzte. „Du gibst … einen wunderschönen … Engel ab, Hassan. Du warst mein Schutzengel … Was für ein Jammer, dass du jetzt auch ein … Engel bist.“
    „Was?“
    Talia zuckte zusammen. Zuerst hatte seine Stimme so dunkel und zärtlich geklungen – und jetzt so scharf.
    „Wir sind beide am Leben! Und alles wird gut. Trink, ya talyeti .“
    Sie spürte eine köstliche Flüssigkeit an den Lippen und begann gierig zu trinken. Allmählich kehrte Leben in ihren Körper zurück. Mit rauer Stimme sprach Hassan ihr Mut zu und erklärte: „Wenn ich dich getragen hätte, hätte meine Kraft nicht bis zur Oase gereicht. Also habe ich dich dagelassen und bin fast gerannt. Hinwärts habe ich sechs Stunden gebraucht und zurück auf dem Pferd zwei. Ich wäre vor Angst um dich fast gestorben, Talia. Aber jetzt bin ich wieder da, und du lebst.“
    „Sicher?“
    Noch etwas verschwommen sah sie, wie er wieder lächelte. „Ganz sicher! Und jetzt bitte trink, mein kostbarer Tautropfen. Bald geht es dir wieder gut.“
    „Damit ich mich wieder so schlecht benehmen kann wie damals?“
    Da spürte sie, wie er sie fest in seine Arme zog, die doch tatsächlich zitterten. Seine Brust hob und senkte sich in schnellem Rhythmus. Vielleicht war es die absolute Erschöpfung, die ihre Wahrnehmung so intensivierte. „Meine Talia, mein wehrhaftes Geschenk Ullahs .“
    „Du sagst … immer so wunderbare Dinge. Überhaupt bist du das … Wunderbarste in meinem Leben.“
    Dann schmiegte sie sich an ihn und tauchte in tiefes Vergessen ein. In ihrem halb wachen Traumzustand war ihr, als hörte sie ihn sagen: „ Du bist auch das Wunderbarste in meinem Leben, ya habibati .“

8. KAPITEL
    Hassan achtete nicht auf seine Schmerzen und die Erschöpfung. Er musste durchhalten, um Talia zur lebensrettenden Oase zu bringen.
    Einmal boten die Männer, die ihn begleiteten, an, ihnen behilflich zu sein. Aber Hassan lehnte ab. Er wollte und musste sich selbst um sie kümmern, wie er es versprochen hatte.
    Nur ein paar der Männer ließ er zurückreiten, um die zurückgelassene Ausrüstung zu holen, bevor der aufziehende Sandsturm die Spuren verwehte. Vor allem die

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