Oase der Versuchung
voran.“ Noch ehe sie etwas erwidern konnte, zupfte er sie an den Haaren. „Jetzt aber schnell, mein Tautropfen von Ärztin!“
Mit einem Mal neckte er sie wie ein großer Bruder seine kleine Schwester. Und dennoch schlug ihr Herz bis zum Hals …
Als sie nach ihren Kleidern greifen wollte, nahm er das Unterhemd und zog es ihr über den Kopf. Dann half er ihr, die Arme durchzustecken. Dabei achtete er sorgfältig darauf, dass die dünne Decke so lange nicht herabglitt, bis das Unterhemd an Ort und Stelle saß.
Talia fürchtete, vor Erregung gleich einen Herzinfarkt zu bekommen. Denn Hassans Gesichtsausdruck veränderte sich: Die Fürsorge wich und machte etwas Dunklem, Triebhaftem Platz.
Dann beugte er sich über sie und küsste die Stelle, wo Hals und Schultern ineinander übergingen. Als sie seine Zunge und Zähne auf der Haut spürte, traf das Verlangen sie wie ein Blitz. Sie zuckte zusammen. Aber gleich darauf stellte sie fest, dass sich die Intensität noch steigern ließ.
Er zog eine Spur federleichter Küsse über ihre Schulter, als wollte er die feinen Schweißperlen wie Kostbarkeiten aufsammeln.
Als er etwas flüsterte, spürte Talia die Laute mehr, als dass sie die Worte verstand. Ihr war, als hätte er etwas gesagt wie: „Belohnung und Anreiz …“
Dann erhob er sich und ging zurück in seinen Teil des Zeltes.
Talia ließ sich auf die Matratze zurücksinken und rang nach Atem. Dann zwang sie sich, aufzustehen, zog sich fertig an und ging hinüber zu Hassan, um seine Wunde zu versorgen.
Auf ihrem weiteren Marsch würde sie jede Menge Zeit haben, über den Sinn seiner Worte nachzudenken. Und über ihre Gefühle.
Am Ende des zweiten Tages waren ihre Wasservorräte trotz aller Einschränkung bereits deutlich geschwunden. Anstrengung und Hitze begannen ihren Tribut zu fordern.
Nach Mitternacht legten sie ihre einstündige Rast ein. Als Talia die Wasserflasche absetzte, fiel ihr auf, dass Hassan nichts getrunken hatte. Sie wollte ihn dazu überreden – schließlich trug er den Hauptteil der Last –, aber er weigerte sich. Nur mit einer Infusion erklärte er sich einverstanden.
Talia schickte sich an, den Beutel für ihn hochzuhalten, aber Hassan wollte ihr das ersparen und hängte ihn an seine Jacke. Talia protestierte, weil die Flüssigkeit so nur langsam durchlief. Daraufhin legte er eine Matte und ein paar Decken an den ansteigenden Fuß einer Düne und nahm Talia bei der Hand.
Gemeinsam setzten sie sich. Und noch ehe Talia wusste, wie ihr geschah, lehnte Hassan sich so zurück, dass sie zwischen seinen Beinen saß, mit dem Rücken zu ihm.
Er zog sie an sich, und sie legte den Kopf auf seine rechte Schulter. Als sie so dasaßen, zog Hassan die Decken über sie beide und verschränkte die Arme darüber.
Nach dem ersten Erstaunen wollte Talia wieder aufstehen. Aber Hassan hielt sie fest. „Entspanne dich einfach.“
Entspannen? War er verrückt geworden?
Sie spürte, wie er zärtliche Küsse auf ihr Haar hauchte. „Ruh dich aus“, sagte er leise. „Wir müssen sehen, dass dir wieder warm wird. Heute ist es viel kälter als letzte Nacht.“
„Wir haben doch genug Decken, um uns einzeln zuzudecken“, entgegnete sie halbherzig.
„Aneinandergeschmiegt hält am besten warm“, wiederholte Hassan, was er im Hubschrauber gesagt hatte.
„Wenn ich daran denke, dass ich diejenige war, die dich auf diesen Gedanken gebracht hat!“
Sein leises Lachen dicht neben ihrem Ohr zu hören löste in Talia die angenehmsten Gefühle aus.
„Es ist wichtig, dass du deine Kraft einteilst, Talia. Jetzt schlaf ein bisschen. Ich wecke dich in ein oder zwei Stunden.“
„Ich will aber nicht schlafen.“
„Ich auch nicht. Ich will viel lieber so mit dir die Nacht genießen.“
Und obwohl sie nicht fror, erbebte Talia. Er hatte nur ausgesprochen, was sie fühlte. Deutlich spürte sie, wie ihre Brüste anfingen, fast schmerzlich zu spannen. Außerdem wurde ihr Po gegen etwas gedrückt, was nur seine Erregung verraten konnte. Trotzdem ging es nicht um Sex. Jedenfalls nicht nur. Noch nie hatte sie sich einem Menschen so nahe gefühlt, noch nie eine so … vertraute Situation erlebt.
An ihre wenigen Begegnungen in dieser Richtung erinnerte sie sich kaum. Außerdem ließen sie sich nicht im Entferntesten mit dem vergleichen, was sie hier mit Hassan erlebte.
Seufzend betrachtete sie den nächtlichen Sternenhimmel. Sie fühlte sich angenehm warm und schwer. „Schau mal, die Sterne! Also gibt es sie
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