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Oase der Versuchung

Oase der Versuchung

Titel: Oase der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Gates
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noch.“
    „Wo du herkommst, sieht man sie wohl gar nicht mehr? Über den großen Städten mit ihren vielen Lichtquellen?“
    „Ich glaube, ich habe seit Jahren nicht mehr so schöne und so viele Sterne gesehen. Natürlich weiß ich, dass es bestimmt Millionen sind. Aber ich glaube, im Moment sehen wir jeden einzelnen davon.“ Ihre Stimme klang wie berauscht. Kein Wunder: mit einem Mann wie ihm in dieser unvergleichlichen Landschaft!
    „Ungefähr achttausend kann man von der Erde aus sehen. Bei klarem Himmel. Und klarer als in der Wüste ist der Himmel nirgendwo auf der Welt“, sagte er, und seine Worte klangen in ihr nach.
    So genau wusste er das? „Sag bloß, du hast sie gezählt!“
    „Wollte ich. Aber dann habe ich es doch lieber nachgelesen.“
    „Mir kommt es vor, als wären es viel mehr. Aber wenn du es sagst … Jedenfalls freut es mich, dass sie da sind.“
    „Ich hab sie alle eingeladen, extra für dich.“
    Bei jedem anderen hätte dieser Satz sie geärgert, aber Hassan war ein Kind dieses Landes, ein Teil dieser atemberaubenden Natur. Aus seinem Mund klang es wie reine Poesie. Er hatte ein tiefes Verständnis für diese Landschaft, kannte ihre Geheimnisse und bezog eine geheime Kraft aus ihr.
    Hassan hat sein Leben für mich riskiert, dachte Talia, er behandelt mich fürsorglich, er zeigt mir seine Bewunderung. Und hält sich dabei zurück … Plötzlich erkannte sie seinen Wunsch, ihr zu gefallen und sie glücklich zu wissen. Auf diese Art hatte er ausgedrückt, dass er alles für sie tun würde.
    Nein, dieser Mann handelt nicht aus Berechnung, dachte Talia. Es geht ihm nicht darum, mich auszuhorchen. Ich habe ihn unter Umständen erlebt, die auch starke Charaktere umgeworfen hätten, und nie hat er sich anders als zuvorkommend, selbstbeherrscht und freundlich verhalten.
    „Das traue ich dir glatt zu“, sagte sie. „Sind sie besondere Lieblinge von dir?“
    „Das nicht. Wir sind nur alte Freunde und verstehen uns gut.“
    Genau wie sie gedacht hatte. „Irgendwie kann ich mir das vorstellen.“
    „Wie schön, wenn du mir mal nicht widersprichst.“ Sein leichter Akzent verlieh seinen Worten etwas angenehm Schmeichelndes, das Talia tief berührte. Und doch fühlte sie sich dadurch nicht angestachelt, sondern seltsam beruhigt. Plötzlich wollte sie doch schlafen. Hier bei ihm, geborgen und beschützt. „Sehr gemütlich hier“, sagte sie und gähnte.
    Er lächelte. „Findest du? Für mich weniger.“
    Talia erschien es, als wäre er noch erregter, und sie versuchte, von ihm abzurücken. Doch er hielt sie zurück. „Bleib so.“
    „Aber du … du bist …“
    „Erregt? Ja, das bin ich. Schon seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Normalerweise reagiere ich nicht so stark. Keine Angst, es macht mir nichts aus.“
    „Ich habe gedacht, es gibt nichts, was dem typischen Mann mehr ausmacht.“
    „Dann bin ich eben kein typischer Mann. Auch wenn es unbequem ist und fast schon wehtut – ich habe mich nie lebendiger gefühlt.“
    Unbehaglich rutschte sie hin und her. Aber nicht nur seine Erregung schien weiter zu wachsen, sondern auch ihre …
    Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen, als er ihr ins Ohr flüsterte: „Talia, ich würde nie etwas tun, ohne dass du mich dazu aufforderst oder darum bittest.“
    Sie glaubte ihm und ließ sich zurücksinken. Ganz deutlich empfand sie jetzt den Gleichklang ihrer Körper. Was die Zukunft brachte, wusste sie nicht, aber welche Rolle spielte das schon? Sie schmolz förmlich dahin, bis sich ihre Atemzüge immer mehr anglichen.
    Nach langem Schweigen, in dem sie sich intensiver ausgetauscht hatten, als sie es mit Worten vermocht hätten, küsste er sie auf die Stirn. „Siehst du den Stern dort oben? Der so azurblau funkelt? Ich nenne ihn Talia.“
    Sie schmiegte sich an ihn, damit er auch ihre Wangen küsste.
    Inzwischen war sie so feucht geworden, dass sie kurz davor war, ihn um mehr zu bitten – wie er es gesagt hatte. Sie schlug die Beine übereinander, um den Druck zu mildern. „Bestimmt hat er schon einen Namen“, flüsterte sie.
    „Und wenn schon! Er erinnert mich an deine Augen.“
    Sie lächelte. „Dann solltest du ihn vielleicht lieber ‚Die Augen Talias‘ nennen.“
    „Da es nur einer ist, wäre ‚Auge Talias‘ besser. Aber welches, ya nadda jannati ? ‚Das rechte Auge Talias‘ oder ‚Das linke Auge Talias‘? Ich kann mir gut vorstellen, wie sich Mythen um einen solchen Namen ranken.“
    „Hm, wenn ich eine Zyklopin wäre,

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