Oase der Versuchung
…“
„Ach, sei doch still!“
Überrascht verstummte sie und sah ihn mit weit geöffneten, azurblauen Augen an. Ihren Teint hatte die Wüstensonne honigfarben gebräunt.
Sie stand vor ihm in einem Seidenkleid, das ihr in feinen Falten von den Schultern fiel. Die Frauen hatten es ihr gebracht, weil es so gut zu ihren Augen passte. An ihr sah es unglaublich sexy aus – ohne eng anzuliegen. Ein erotischerer Anblick ließ sich kaum denken.
Sie wollte den Kopf zur Seite drehen. Doch Hassan verhinderte es, indem er sie am Kinn berührte. „Bitte hör mir zu, ya nadda jannati ! Natürlich stimmt das mit den ungelösten Problemen. Aber nicht, was mich betrifft. Von meinem Vater weiß ich, dass ein Mann einmal im Leben seine Chance bekommt, die er erkennen und ergreifen muss, damit sie ihm Segen bringt. Mein Vater hat seine Chance nicht genutzt, aus Gründen, die ihm damals zwingend erschienen. Doch Amir, mein jüngerer Bruder, hat daraus gelernt und es besser gemacht. Und ich … ich habe immer gedacht, ich bekomme eine solche Chance nicht, und habe mich damit abgefunden. Bis ich dich getroffen habe. Bis ich dich gefunden habe. – Talia, es kann gar keine Rede davon sein, dass ich dich will .“
Verwirrt und enttäuscht sah sie ihn an. Mit einem Blick, der einen Mann in die Knie zwingen konnte.
Hassan sank vor ihr herab.
Sie rang nach Luft, protestierte und versuchte, ihn wieder hochzuziehen. Aber er führte ihre Hand an seine Lippen und versprach feierlich: „ Ana ahebbek, aashagek ya talyeti, ya noor donyeti. Wollen ist gar kein Ausdruck. Ich liebe und verehre dich. Und weit mehr als das, meine Talia, Licht meines Herzens.“
Talia wurde still und hielt den Atem an. Dann stammelte sie: „Ich … Ich will … Ich meine, du brauchst doch nicht … musst es doch nicht sagen …“
Er stand auf, hob sie hoch und sah mit klopfendem Herzen zu ihr auf. Welchen Schatz hielt er da in Händen! „Allmählich schaffe ich es, dass du mir zuhörst“, sagte er lachend. „Und ich musste es dir schon sagen, ya talyeti. Du sollst wissen, was ich für dich empfinde.“
Talia bewegte sich unruhig hin und her, und er ließ sie wieder herunter. Er sah sie lächelnd an und wünschte, sie würde in sein Herz blicken. Aber als ihr Blick nichts als Verblüffung verriet, geriet er ins Zweifeln.
Hatte er vielleicht zu viel hineininterpretiert? Ging es Talia doch nur um die körperliche Anziehung zwischen ihnen?
„Wenn du meine Gefühle nicht erwiderst, brauchst du nur einen Schritt zurückzutreten. Dann vergessen wir einfach, was ich gesagt habe“, bot er ihr an. Nie waren ihm Worte schwerer über die Lippen gekommen. Verunsichert gab er es auf, über ihren Gesichtsausdruck zu rätseln.
Er wagte es nicht zu hoffen – und fürchtete nichts mehr als das Ende dieser Hoffnung.
„Nimmst du jetzt mein Angebot an oder nicht?“, fragte sie mit rauer Stimme.
„Nicht, wenn du meine Gefühle nicht teilst.“
Da tauchte in ihren Augen plötzlich ein neuer Ausdruck auf, sehnsüchtig und verführerisch, wie er es noch nie gesehen hatte. Beinahe schmerzhaft durchzuckte ihn Erregung. Er atmete schwer.
Talia presste sich an ihn und fragte: „Sicher, dass du deine Meinung nicht änderst?“ Dann berührte sie seinen Hals mit den Lippen.
Er stöhnte auf. „Talia …“
Bevor er sich von ihr lösen konnte, griff sie ihm ins Haar und zog seinen Kopf zu sich herunter.
Er wusste: Wenn sie ihn erst küsste, würde es kein Halten mehr geben. Er wandte sich zur Seite. „Nicht …“
„Ach, sei doch still“, unterbrach sie ihn und riss fast an seinen Haaren. Dann küsste sie ihn – mit ihren süßen, weichen, köstlichen Lippen. „Kaum zu glauben“, flüsterte sie, „dass ich dich jetzt noch mehr liebe …“
„Du liebst mich?“
Sie küsste, biss ihn vorsichtig und antwortete: „Und wie. Ich liebe einfach alles an dir. Bestimmt ist sogar deine Zellstruktur etwas Besonderes.“
Hassan konnte sein Glück nicht fassen. Wieder hob er sie hoch und sah zu ihr auf. „So etwas kannst nur du sagen, mein einzigartiger Tautropfen. Wie schön, dass ich mich ausgerechnet in eine Ärztin verliebt habe.“
Sie stützte sich auf seinen Schultern ab und sah ihn mit einer Mischung aus Sehnsucht und Unsicherheit an. „Und das, obwohl du die freie Auswahl hattest? Ich habe da so einiges gehört …“
Er ließ sie herunter und sah ihr fest in die Augen. „Für mich gibt es nur eine Frau. Dich. Ich wollte es dir schon längst sagen. Aber
Weitere Kostenlose Bücher