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OASIS - Die Entdeckung (German Edition)

OASIS - Die Entdeckung (German Edition)

Titel: OASIS - Die Entdeckung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Findeisen
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Bildschirm. Der Film zeigte anfangs eine lan g haarige männliche Person, die auf einem etwas kargen Hügel, umringt von einer Vielzahl a n derer Menschen, eine Rede hielt. Diese Rede wurde in ei n drucksvollen filmischen Szenen in ihrer vollen Länge pr ä sentiert.
    „Ich glaube es nicht! Das ist doch Jesus bei der Bergpr e digt“, staunte Bill mit großen Augen und halb geöffnetem Mund, nachdem er einige Sätze der aram ä ischen Untertitel, die den vollen Wortlaut der Rede wiedergaben, simultan übersetzt ha t te:
     
    „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. – Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner G e rechtigkeit, so wird euch das alles zufa l len.“
     
    David zeigte sich nicht sehr erstaunt, eher so, als ob er dieses filmische Ende schon vorausgeahnt hätte. Schließlich versicherte er in einem andachtsvo l len und betont ruhigen Ton: „Ja, das ist wahr. Jesus auf dem letzten Film. Wir h a ben den echten Jesus gesehen. - Was für ein himmlischer A u genblick.“
    Dann wurde es plötzlich mucksmäuschenstill im Raum. Ein Teppich des Schweigens legte sich gemächlich wie ein u n sichtbarer Dunstschleier über sie und machte sie unfähig auch nur ein einziges Wort über ihre Lippen zu bringen. Wie Dornröschen, das sich an der Spindel verletzte, verfi e len sie vermeintlich in e i nen minutenlangen Schlaf, der sie lähmte und auge n blicklich keine Gefühlsregungen mehr erlaubte. Die Zeit war für sie nicht mehr fühlbar, geschwe i ge denn messbar. Die Zeit war nunmehr eine Dime n sion. Es schien so, als könnten sie allen physikalischen Gese t zen trotzen, als könnten sie sich frei bewegen, in Raum und Zeit, in Gegenwart und Verga n genheit.
    Im krassen Gegensatz zu Gott, der für die Menschen schon seit je her nicht viel mehr, als nur eine imaginäre E r sche i nung war, und auch immer noch ist, zeigte sich Jesus für sie in diesem Auge n blick greifbar, als eine Person aus Fleisch und Blut, er hatte real existiert. Jesus, das ewige Symbol des Christentums, sprach plötzlich zu ihnen. Er r e dete nicht etwa aus irgendeinem der vielen Bildschirme h e raus, nein er befand sich mitten unter ihnen, stand mitten im Raum zwischen den gläsernen Computern. Es dauerte la n ge, bis sich dieser, an einen halluzinativen Drogenrausch eri n nernde, Zustand wieder normalisierte. Vielleicht war es auch David, der die anderen peu a peu wieder auf den B o den der Realität holte.
    Nach minutenlangem Schweigen setzte David seinen Kommentar mit besinnlichem, fast flüsterndem To n fall fort: „Ich, als Jude, müsste Jesus ja eigentlich hassen, weil er damals sehr viele Juden zum Christe n tum bekehrte . Aber ich bin kein orthodoxer Jude, deshalb sehe ich das nicht so ve r bissen.“
    „Es wäre schön, wenn alle Juden so denken würden, wie du, David“, wünschte sich Jim und es klang so, als ob alle wieder in der Gegenwart ang e kommen waren.
    „Extremisten gibt es in allen Religionen. Damit müssen wir leben. Ich glaube auch kaum, dass sich daran in den nächsten Tausend Jahren, oder anders gesagt, solange es überhaupt R e ligionen gibt, etwas ändern wird“, antwortete David, der langsam wieder seine gewohnte Stimm lage a n nahm.
    „Ja, leider. Aber verstehen kann ich es trotzdem nicht. Fast alle Religionen, zumindest die Christen, Juden und der Islam , verehren den gleichen Gott und alle verehren Abr a ham als ihren Urvater“, ergänzte Pa t rick.
    „Darüber könnte man stundenlang diskutieren. Kommt, lasst uns zunächst einmal den Film weiter anschauen!“ , schlug David vor.
    Die folgenden Szenen zeigten Jesus, wie er an unte r schiedlichen Orten Kranke heilte. Er machte Blinde wieder sehend und Stumme konnten plötzlich wieder sprechen. Um ihn he r um versammelten sich mehrere Männer, die ohne Zwe i fel die zwölf Apostel waren.
    Ohne ein einziges Wort des Kommentars verfolgten alle wie gebannt das Szenario. Der Film endete schließlich mit dem Tod von Jesus am Kreuz, der Hinrichtung durch die Römer, die in jener Zeit die Macht in Judäa hatten. Mit den Bildern vom sterbenden Jesus endete der Film auf dem let z ten Speiche r chip . Weder von einer Himmelfahrt noch von einer Auferstehung war die R e de.
    „Und was geschah danach? Warum enden hier die Au f zeichnungen? Was ist mit den Göttern passiert? Mussten sie etwa ganz plötzlich diesen Computerraum oder die ganze G e gend verlassen? Hat sie eine klimatische Veränderung dazu gezwungen oder wurden sie

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