Ob das wohl gutgeht...
wenn mehr als drei Personen zur gleichen Zeit in der Halle zusammenträfen. Vermutlich mußte man dann eine Art Einbahnverkehr mit Ausweichstellen einrichten, einer müßte auf die Treppe, einer auf die Türschwelle und einer in den Kleiderschrank, oder wohin immer die verschiedenen Türen führten. Miss Pollock war auf der Hut. Sie stieß die nächste Tür auf und sagte, zu Sylvia gewandt: »Eine Abstellkammer für den Kinderwagen. Eine Einrichtung, die man sonst kaum in Wohnungen dieses Typs findet.«
»Gerade richtig für den Kinderwagen«, sagte Sylvia.
»Ja«, stimmte ich ein. »Ausschließlich für den Kinderwagen.«
Ich bewunderte die »Waschküche mit Abfluß«, der das einzige war, was sie aufwies (und wo hatte man eigentlich schon von einer Waschküche gehört, die keinen Abfluß hatte?), und den Gasboiler, über dessen laufende Betriebskosten Miss Pollock einen diskreten Schleier zog. Als sie sah, wie ich auf die Uhr schaute, machten wir uns auf, die Treppen hinaufzusteigen, zwischen deren offenen Geländerstäben Eugenie ohne Schwierigkeiten durchfallen würde. Miss Pollock sagte, man könne sie immer noch - gegen Bezahlung natürlich! — schließen lassen, aber die meisten Leute, die ein solches Haus mieteten, hätten keine kleinen Kinder mehr. Ich fragte sie, was dann das Kinderwagenabteil nützen solle, aber sie war jetzt so beschäftigt mit ihrer Führung, daß sie meine Frage nicht zu hören schien.
Das Wohnzimmer — das stimmte - bot nach der einen Seite einen »Blick ins Grüne«, aber auf der anderen Seite sah man direkt auf die Mülltonnen des großen Wohnblocks. Der Innenarchitekt des Musterhauses hatte den listigen Versuch gemacht, diesen kleinen Schönheitsfehler durch das Anbringen einer Jalousie zu verbergen, die heruntergezogen war und den Raum in ein graues Dämmerlicht versetzte, so daß Miss Pollock sie hastig hinaufzog und durch den plötzlichen Lichteinfall Gummibaum, Farbfernseher, einen gläsernen Eßtisch mit Stühlen, für die kaum Platz vorhanden war, imitierten Marmorfußboden, orangefarbene Wolldecken und schwarze Möbel mit gelben Kissen in unser Blickfeld rückte.
»Der Fußboden hat zwei Ebenen«, sagte Miss Pollock und deutete voller Stolz auf eine Stufe mitten im Zimmer hin, an der man sich augenblicklich den Hals brechen konnte, wenn man von der Wohn- zur Sitzzone eilte, ganz zu schweigen von den Schienbeinen, die man sich anschlagen würde.
»Sehr hübsch«, sagte ich und machte dabei alle Anstrengungen,
mich in dem unglücklichen Raum vorzustellen. Ich konnte es nicht - auch diesmal versagte meine Vorstellungsgabe.
»Die Küche«, sagte Miss Pollock und führte uns in einen Alkoven von der Größe unserer jetzigen Wäschekammer.
»Du siehst ja nicht einmal hin«, sagte Sylvia vorwurfsvoll. Miss Pollock hatte sich klugerweise im Türrahmen aufgebaut, offenbar, um die Küche größer erscheinen zu lassen, während Sylvia auf das Wunder der Müllzerkleinerungsanlage hinwies (wobei sie geflissentlich die Tatsache verschwieg, daß der ganze übrige Abfall hinunter zu den Mülltonnen gebracht werden mußte, welche in Ermangelung eines Hofes vorn vor dem Haus aufgestellt waren), auf das Besenabteil und - Wunder über Wunder! - auf eine Steckdose, die bereits für den Mixer vorgesehen war, welcher meiner Ansicht nach nur auf dem Fußboden stehen oder mit Hilfe einer Verlängerungsschnur über dem Ausguß hängen konnte. Gleichgültigkeit überkam mich.
Auf dem nächsten Stockwerk, welches der üblichen Zählung nach das zweite war, das Miss Pollock aber unbedingt als erste Etage zu bezeichnen wünschte, weil, wie sie sagte, das Wohnzimmer im Erdgeschoß liege - anscheinend wurde die Halle nicht mitgezählt -, fanden wir das Elternschlafzimmer mit »Bade- und An-kleideraum en suite«. Ich war erleichtert, daß nicht einmal Miss Pollock vorgab, der »Ankleideraum en suite« sei etwas anderes als ein Alkoven in den Maßen zwei zu vier, wobei sogar sie ihre Zweifel hatte, ob mehr als eine Kleiderstange darin untergebracht werden könnte. Da das Doppelbett fast den gesamten Platz im Schlafzimmer einnahm, fragten wir uns vergeblich, wo wir die einigermaßen zahlreichen Kleider Sylvias unterbringen sollten, von meiner eigenen bescheidenen Garderobe ganz zu schweigen. Das Badezimmer gefiel mir. Sylvia jedoch wollte in unserem Haus auf Fliesen verzichten und statt dessen Tapete haben, um eine Art Boudoir daraus zu machen.
»Was meinst du eigentlich mit >unser Haus Ist es
Weitere Kostenlose Bücher