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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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um ein Musterhaus, das zur Besichtigung durch die Interessenten erbaut und von einem erstklassigen Innenarchitekten als Prunkstück eingerichtet worden war mit dem Ziel, solche Narren wie uns einzufangen.
    Ich hatte bis zum letzten Moment gegen Sylvias Pläne gekämpft. Ich hing an unserem jetzigen Haus, aber Sylvia meinte, ich habe wohl die Absicht, für den Rest meines Lebens in dem ausgefahrenen Gleis fortzufahren. Ich dagegen fand, es seien nicht die schlechtesten Gleise, und sagte ihr das auch, doch war sie keineswegs sonderlich beeindruckt. Wie sollten sich die Patienten mit der Tatsache abfinden, daß ich nicht mehr in der Praxis wohnte? Ich spielte meinen letzten Trumpf aus. Die Zahl der Patienten, erklärte ich ihr, würde zurückgehen.
    »Unsinn«, sagte Sylvia. »Denke daran, wie still und friedlich es sein wird. Niemand kommt außerhalb der Sprechstunde mit irgendwelchen Kleinigkeiten.«
    »Ich habe das gerade gern.«
    »Auch dann, wenn du im Begriff bist, ins Bett zu gehen?«
    »So schlimm ist das nicht.«
    »Oder sie stehen blutend auf der Türschwelle, wenn du gerade in der Badewanne sitzt!«
    »Jemand muß sich schließlich um sie kümmern.«
    »Nun, das kann Fred in Zukunft tun. Wir haben das Unsere beigetragen. Außerdem bis du inkonsequent. Du hast seit Jahren nichts anderes getan als über die lästigen Leute gestöhnt, die Tag und Nacht an deine Tür klopfen, nur weil du zufällig hier wohnst, obwohl sie sehr gut in die Sprechstunde kommen könnten. Und nun, wo ich alles in die Wege geleitet habe, um dich davon zu befreien, gibst du vor, jede Minute genossen zu haben.«
    »Ich liebe eben die Veränderung nicht.«
    Das stimmte. Immer war es Sylvia, die Veränderungen in mein Leben gebracht hatte. Vor unserer Heirat war ich nur einmal in meinem Urlaub weiter als bis Frinton gekommen. Meine Mutter wohnte dort, und außerdem liebte ich den Strand. Ich hatte, glaube ich, sogar die Einfalt besessen, Frinton als Ziel für unsere Hochzeitsreise vorzuschlagen. Sylvia hatte mich dann im Verlauf der Jahre sowohl an manche ferne Ecke Westeuropas gebracht, völlig taub für meine Warnungen, daß wir und die Kinder, falls wir überhaupt zurückkehren sollten, bei der Rückkehr Cholera oder noch Schlimmeres haben würden, als auch an wunderschöne Plätze in Schottland, Irland und Wales. Sylvia war es auch, die mir meine abgetragenen Kleidungsstücke vom Leib riß und sie wegwarf, so daß ich gezwungen war, neue Kleider anzuschaffen. Sylvia war es, die mir sagte, daß ich neue Instrumente benötigte, Sylvia, die eine Sprechanlage im Haus einrichten ließ, während ich überzeugt davon war, daß es ebensogut mit lautem Rufen ginge.
    Bewegend, überaus bewegend war nach so vielen Jahren diese radikalste aller Veränderungen. Ich war sicher, daß ich sie nicht überstehen würde. Und ohne Sylvia hätte ich das auch nicht geschafft.
    »Wie heißt denn dieser Platz?« fragte ich, während wir westwärts fuhren. Nach einer überlaufenen Sprechstunde, in der Fred genau einen Patienten untersucht hatte, wobei ich noch nicht einmal den Anlaß für diesen Zeitaufwand feststellen konnte, während ich mich mit siebenunddreißig herumgeschlagen hatte, und einem Essen, das mir Sylvia durch ihre ständige Antreiberei verdorben hatte, damit wir noch bei Tageslicht ankämen, war ich nicht in der besten Stimmung.
    »Kirchpark-Anlage!«
    »Anlage!«
    »Es sind Luxus-Stadthäuser in ländlich-stiller Umgebung!«
    »Sylvia, du weißt doch genau, daß es hier meilenweit kein freies Land mehr gibt.«
    »Ich sagte ja auch nicht, daß es das gibt. Sie sprechen nur von ländlicher Stille. Und außerdem heißt es« - sie las aus dem Prospekt - »...die Kirchpark-Anlage ist eine der vornehmsten Londoner Siedlungen, und ihre konkurrenzlosen Annehmlichkeiten und modernen Einrichtungen repräsentieren einen Wohnstil, der seit Generationen mit Mayfair verbunden ist.«
    »Wer immer das verfaßt haben mag«, sagte ich und schnitt gewagt die Kurve, »hat mehr verdient als sein Gehalt.«
    »Ich bin noch nicht fertig: Bei diesem außergewöhnlichen Projekt wurde nicht nur das Prinzip des kleinen Grundrisses für Stadthäuser wieder mit Erfolg angewandt, sondern es wurde auch zugunsten des Mieters von den bisherigen Erfahrungen mit dieser Bauweise umfassend Gebrauch gemacht.«
    »Und was ist damit gemeint?«
    »Nahe der St.-Saviour-Kirche gelegen...«
    »Sylvia, die verdammten Kirchenglocken Tag und Nacht!«
    »...weisen diese Häuser, die im

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