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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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meinte, man muß Kompromisse schließen. Gute Nacht, Liebster.«
    Ich war gerade dabei, ihr gute Nacht zu sagen, als mir etwas einfiel.
    »Barbara Basildon«, sagte ich und setzte mich wieder auf.
    »Wenn jemand unsere Ehe kaputtmachen wird«, sagte Sylvia, »dann diese Frau. Sie ist die erste am Morgen und dein letzter Gedanke am Abend. Was ist denn nun wieder mit ihr?«
    »Das weiß ich ja gerade nicht«, sagte ich. »Sie rief schon heute früh an, aber über Fred und seinen Dummheiten habe ich sie ganz vergessen.«
    Sylvia zog am Ärmel meines Pyjamas. »Leg dich hin. Du weißt sehr genau, daß sie wieder angerufen hätte, wenn es nur im geringsten wichtig gewesen wäre. Nicht einmal hätte sie angerufen, sondern dreimal. Du kannst ebensogut morgen zu ihr gehen.«
    Ich legte mich nieder.
    Fünf Minuten später war ich endgültig aufgestanden und zog mich an.
    »Wohin willst du?«
    »Zu Barbara Basildon.«
    »Sie hatte doch nur Migräne!«
    »Ich weiß.«
     

19
     
    Später sagte Sylvia: »Ich habe es nie so gemeint. Wirklich, das habe ich nicht gewollt. Sie war eine schreckliche Plage, aber ich habe dem armen Ding niemals etwas Böses gewünscht.«
    Vermutlich brauchte ich über meine offensichtlich irrationale Entscheidung, noch einmal aufzustehen und nach Barbara Basildon zu sehen, nicht allein überrascht zu sein. Es war eine Art sechster Sinn, der schon bei manchen früheren Gelegenheiten meine Entscheidungen in der Praxis bestimmt hatte. Zwar hatte dies in den betreffenden Fällen nie wirklich genützt, aber dann gab es eigentlich nie etwas, das unter den gegebenen Umständen dies getan hatte.
    Überrascht hatte Herbert Basildon mir im Schlafanzug die Tür geöffnet.
    »Hat Barbara Sie angerufen?«
    »Heute früh schon. Es tut mir sehr leid. Ich war den ganzen Tag über die Maßen beschäftigt und habe völlig vergessen, bei Ihnen vorbeizukommen.«
    Herbert wunderte sich anscheinend. »Sie hätten um diese Zeit nicht noch herkommen müssen, Doktor. Barbara hatte heute früh wieder einmal das übliche Kopfweh. Die Kinder sind ihr auf die Nerven gegangen. Ich glaube, sie braucht einmal richtige Erholung.«
    »Ich möchte sie gern kurz sehen.«
    »Sie schläft bereits. Ingrid sagt, sie hat den ganzen Nachmittag geschlafen. Sie wollte nichts essen und ist wieder eingeschlafen. Sie war ganz erschöpft, und ich würde sie nicht gern stören. Ich werde Ihnen morgen früh Bescheid sagen, ob sie immer noch unter dem Wetter leidet.«
    Ich betrat die Diele. »Ich möchte doch lieber nach ihr sehen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Aber sie schläft, ich sagte es Ihnen doch.«
    »Dann werden wir sie eben wecken.«
    Das war leichter gesagt als getan. Barbara Basildon schien in einen Tiefschlaf versunken.
    »Vielleicht hat sie eine Schlaftablette genommen«, meinte Herbert, der sich nach seinem Bett zurücksehnte. »Das macht sie manchmal.«
    »Hmhm.« Ich untersuchte ihre Augen und das zentrale Nervensystem, so gut ich das hier konnte. Was ich sah, gefiel mir nicht.
    »Ist das wirklich nötig, Doktor, jetzt mitten in der Nacht? Üblicherweise sind Sie, wenn ich das sagen darf, nicht so ängstlich mit Barbaras Wehwehchen. Letzten Monat hat sie das ganze Haus zusammengeschrien, und Sie hielten es nicht einmal für nötig, bei uns vorbeizukommen...«
    »Sie hatte Menstruations-Beschwerden und hatte die Tabletten nicht genommen...« Ich schloß meine Tasche.
    »Können wir nun schlafen gehen?«
    »Ich fürchte nein. Ich bin in Sorge wegen Barbara und möchte sie zur Untersuchung ins Krankenhaus bringen lassen.«
    »Sie meinen, morgen früh.«
    »Nein, jetzt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Lassen Sie mich schnell telefonieren. Ich will hören, ob ein Bett für sie frei ist. Dann erkläre ich es Ihnen.«
    Ich erklärte es ihm so vorsichtig, wie ich konnte. Ich wollte mich in diesem Stadium auf keinen Fall festlegen, aber ich befürchtete, daß Barbara Basildon einen Gehirntumor hatte. Ich stimmte mit Herbert darin überein, daß sie eigentlich nur über Kopfweh geklagt hatte, aber es waren die anderen Symptome und die Art, wie sie diese beschrieben hatte, welche mich im Unterbewußtsein offensichtlich den ganzen Tag beschäftigt und schließlich gezwungen hatten, nachts aus dem Bett zu steigen.
    Drei Wochen später war Barbara Basildon, sechsundzwanzig Jahre alt, tot.
    Sylvia weinte.
    »Und ich habe so schreckliche Sachen über sie gesagt.«
    »Wie du ganz genau weißt, hat das nicht den geringsten Einfluß gehabt. Sie

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