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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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während Jack mit der ausführlichen äußeren Untersuchung beschäftigt war. Er untersuchte den ganzen Körper, widmete aber dem Kopf besondere Aufmerksamkeit.
    »Zum einen nach Verletzungsspuren. Das käme am ehesten infrage. Aber es kann natürlich auch ein Aneurysma gewesen sein. Sie soll das Gleichgewicht verloren und spastische Krämpfe bekommen haben, bevor sie schließlich ins Koma fiel und starb.« Jack schaute in beide
äußeren Gehörkanäle. Danach benutzte er einen Augenspiegel, um den Augenhintergrund zu betrachten. »Angeblich war sie mit Freunden zum Cocktailtrinken ausgegangen, dem Bericht zufolge nichtalkoholisch. Keine Drogen.«
    »Kann es sein, dass sie vergiftet wurde?«
    Jack richtete sich auf und schaute Vinnie über die Leiche hinweg an. »Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine eigenartige Vermutung. Wie kommst du denn darauf?«
    »Gestern gab es was mit einer Vergiftung im Fernsehen. «
    Jack lachte hinter seinem Mundschutz. »Interessante Quelle für eine Differenzialdiagnose. Ich vermute, das ist nicht sehr wahrscheinlich, aber wir müssen trotzdem noch die toxikologische Untersuchung machen. Außerdem müssen wir nachprüfen, ob sie schwanger war.«
    »Du hast völlig recht mit der Schwangerschaft. Genau das ist nämlich gestern Abend auch in der Fernsehsendung passiert. Der Freund wollte das Baby und die Mutter gleichzeitig loswerden.« Jack antwortete nicht. Stattdessen machte er sich daran, die Kopfhaut der Frau akribisch zu untersuchen. Wegen ihres dichten, schulterlangen Haares kam er dabei nur langsam voran.
    »Es ist ausgeschlossen, dass dieser Fall ansteckend ist, oder?«, fragte Vinnie. Bakterien hatte er noch nie ausstehen können. Genaugenommen hasste er sie. Jedes Mal, wenn Bakterien, Viren oder »alles dazwischen« – so nannte er einige der anderen Krankheitserreger – im Spiel waren, vermied er jeden Kontakt mit der Leiche so gut er konnte. Jedenfalls so lange, bis er auf Jack traf. Seitdem hatte sich seine Phobie wegen der vielen infektiösen Fälle, die Jack bearbeitete, etwas gelegt. An diesem Morgen trugen er und Jack nur Schutzanzüge über ihrer Kleidung, den normalen Mundschutz, chirurgische
Kopfbedeckungen und einen gebogenen Plastikgesichtsschutz. Ein paar Jahre lang hatte die Verwaltung vollständige Schutzbekleidung in Form von sogenannten »Astronautenanzügen« bei allen Fällen vorgeschrieben, aber das war Vergangenheit, und jetzt konnte jeder Forensiker tragen, was er für richtig hielt, solange es seinen Zweck erfüllte. Gleiches galt auch für die Pathologieassistenten.
    »Dass es ansteckend ist, ist sogar noch unwahrscheinlicher als eine Vergiftung«, sagte Jack.
    Nachdem er für die toxikologische Untersuchung Augenflüssigkeit, Blut und Urin entnommen und die Röntgenaufnahmen nach Hinweisen auf die Todesursache untersucht hatte, begann Jack mit der inneren Autopsie. Er machte den typischen, ypsilonförmigen Einschnitt von den Schultergelenken bis zum Schamhügel, entnahm dann mit Vinnies Hilfe die Organe und untersuchte sie der Reihe nach.
    »Während du den Darm ausspülst, werde ich die tiefer gelegenen Beinvenen auf Thrombose überprüfen«, sagte Jack, der keine Standarduntersuchung auslassen wollte. Er wurde immer neugieriger auf die Todesursache, war jetzt voll bei der Sache und fest entschlossen, nichts zu übersehen. Keine Spur mehr von seinem berühmten schwarzen Humor oder von den Späßchen mit Vinnie.
    Als Vinnie mit dem gesäuberten Darm zurückkehrte, konnte Jack ihm immerhin mitteilen, dass es auch keinerlei Blutgerinnsel gegeben hatte, die eine Hirnembolie hätten auslösen können. Keara Abelards Todesursache blieb weiterhin ein Rätsel. Bei den meisten anderen Fällen hätte man zu diesem Zeitpunkt wenigstens schon eine Ahnung gehabt.
    Nachdem er mit der Untersuchung des Unterleibs und des Brustkastens fertig war, richtete Jack sein Interesse
wieder auf den Kopf der Patientin. »Hoffentlich lohnt sich die Sauerei auch«, sagte er und trat einen Schritt zurück, um Platz zu machen für Vinnie, der mit der Knochensäge die Schädeldecke öffnete.
    Während Vinnie mit dem Sägen beschäftigt war, tauchten ein paar andere Pathologieassistenten auf und bereiteten sich darauf vor, die ihnen zugewiesenen Pathologen zu unterstützen. Jack bemerkte sie nicht einmal. Während Vinnie lautstark mit der Knochensäge arbeitete, beschlich Jack ein Unwohlsein. Er bezweifelte die einzige verbliebene Theorie des geplatzten Aneurysmas, und er hatte

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