Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
auf meinen bereits angedeuteten Kompromissvorschlag eingehst, werde ich noch heute zu den Behörden gehen. Das klingt nach einer Verzweiflungstat, aber ich bin verzweifelt, was die Kirche betrifft und auch, was mich persönlich betrifft. Ich werde erklären, dass das Ossuarium ein Schwindel ist und dass du ein Dieb bist. Somit würde ich nicht mehr als dein Komplize erscheinen, sondern als ein Held, der sich selbst in Gefahr bringt, um diesen gottlosen Angriff auf die Kirche aufzudecken.«

    »Das würdest du nicht tun«, sagte Shawn, der allerdings wenig überzeugt klang; denn hätte man ihn so hereingelegt wie James, wäre er durchaus zu so etwas imstande gewesen. Ebenso sicher, wie er aus der Geschichte mit dem Ossuarium einen Vorteil ziehen würde, war es, dass James nicht unbeschadet aus dieser Angelegenheit herauskommen würde.
    »Ich werde noch heute die Päpstliche Kommission für Christliche Archäologie kontaktieren und sie wissen lassen, wie du ihr Vertrauen missbraucht hast. Ich werde dafür sorgen, dass sie die entsprechenden italienischen und ägyptischen Regierungsbehörden informieren. Die sind für solche Späße nicht zu haben und werden deine und auch Sanas Verhaftung fordern. Ich weiß nicht, ob ein Auslieferungsgesuch gestellt wird, aber mit Sicherheit werden das Ossuarium und sein Inhalt unverzüglich zurückgegeben, genauso wie der Kodex und Saturninus’ Brief.«
    »Das ist Erpressung!«, schrie Shawn wütend.
    »Und wie würdest du das nennen, was du mir antust?«
    »Das ist ungeheuerlich!«, fuhr Shawn fort.
    »Wie lautet der Kompromissvorschlag, den du erwähnt hast?«, mischte sich Sana ein.
    »Zum Glück gibt es noch ein vernünftiges Wesen in dieser Verschwörerrunde«, sagte James. »Meine Bedingung ist ganz einfach und recht harmlos. Ich habe einen charmanten jungen Mann mit einer gewissen Ausstrahlung kennengelernt, der sein Leben tatsächlich der Jungfrau Maria verschrieben hat und seit fast acht Jahren in einem Marienkloster lebt. Ich möchte, dass ihr direkt aus seinem Mund und durch seine Gegenwart seine Begeisterung erfahrt, und ich möchte, dass ihr euch nicht so begegnet wie zwei Schiffe, die nachts aneinander vorbeifahren. Denn dann könntet ihr eure Ohren verschließen
und eure Herzen vernageln. Ich möchte, dass ihr euch Zeit für ihn nehmt. Wie lange braucht ihr noch – realistisch gesehen – für die Untersuchung der Knochen und Schriftrollen?«
    Shawn schaute zu Sana hinüber, die antwortete: »Mein Anteil an dieser Sache schreitet, wie schon erwähnt, extrem gut voran. Wenn es keine Überraschungen gibt, dann brauche ich höchstens noch eine Woche.«
    »Was mich betrifft, kann ich es nur schwer abschätzen«, räumte Shawn ein. »Alles hängt davon ab, wie viel Zeit ich noch für das Entrollen benötige. Ich hoffe und vermute, dass ich nur noch eine oder zwei Drehungen brauche, bis es sich leichter abrollen lässt. Nach meiner Erfahrung verursacht die Feuchtigkeit im Original die größten Probleme an der Außenseite der Rolle. Angesichts dieses Unsicherheitsfaktors würde ich sagen, es kann noch zwischen einer Woche und zwei Monaten dauern.«
    »Na schön«, sagte James. »Im Namen von Luke Hester nehme ich eure Einladung, eine Woche in eurem Haus zu verbringen, an. Ihr müsst euch aber, wie ich schon sagte, Zeit für ihn nehmen. Kümmert euch um ihn und achtet auf seine Lebensgeschichte, die wirklich nicht die leichteste war. Der Mann hat viel Leid erfahren, aber mit dem Beistand der Heiligen Jungfrau Mühsal und Qualen gemeistert. Mit anderen Worten: Gewährt ihm eure ehrliche Gastfreundschaft, als wäre er das Kind eines eurer engsten Freunde.«
    »Was meinst du mit ehrlicher Gastfreundschaft?«, fragte Shawn misstrauisch. Die Bedingung schien ihm zu leicht erfüllbar zu sein. Andererseits fürchtete er, sie könnte ihn auch in den Wahnsinn treiben. In Small Talk war Shawn noch nie gut, außer vielleicht in Bars bei attraktiven Frauen, wenn ihm der Alkohol zu Kopf gestiegen war und seine Zunge lockerte.

    »Ich glaube, das versteht sich von selbst«, antwortete James.
    »Wie alt ist der Mann?«, fragte Sana.
    »Das musst du selbst herausfinden. Es klafft eine Lücke zwischen seinem Alter und seiner Erscheinung. Ich kam sehr schnell mit ihm ins Gespräch, denn er ist recht charmant und intelligent. Natürlich könnte er aus seiner schwierigen Kindheit ein paar seelische Narben davongetragen haben, aber als wir uns kennenlernten, war davon nichts zu spüren.«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher