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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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er recht. Sie hatte sich wirklich verändert, nicht besonders offensichtlich, aber spürbar und als Reaktion auf seine Veränderung.
    »Ich glaube, du verstehst mich nicht«, sagte Shawn. »Dieser Brief könnte mich zum Höhepunkt meiner Karriere führen. Um das möglich zu machen, brauche ich für einen Tag deine Hilfe, höchstens für zwei Tage. Ich muss herausfinden, ob der Autor – Saturninus – die Wahrheit gesagt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gelogen hat, aber ich muss ganz sicher sein. Aus diesem Grund fliegen wir beide morgen ganz früh nach Rom.«
    »Brauchst du dafür buchstäblich meine Hilfe oder nur meine geistige Unterstützung?«, fragte Sana. Für sie war das nämlich ein großer Unterschied.
    »Buchstäblich!«
    Sana atmete einmal tief durch und musterte ihren Mann. Er wirkte aufrichtig, was sie die Dinge anders sehen ließ. Er hatte sie noch nie vorher um Hilfe gebeten. »Okay«, sagte sie. Sie setzte sich hin. »Ich sage noch nicht zu, aber ich würde gerne deine Erklärung hören.«
    Mit wiedergewonnenem Enthusiasmus griff Shawn sich den Schreibtischstuhl und stellte ihn vor Sana. Er saß jetzt vor ihr und lehnte sich nach vorn. Seine Augen funkelten. »Hast du je von den gnostischen Evangelien gehört, die 1945 hier in Ägypten in Nag Hammadi gefunden wurden?«
    Sana schüttelte den Kopf.
    »Oder von dem Buch Versuchung durch Erkenntnis. Die gnostischen Evangelien von Elaine Pagels?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf und ärgerte sich dabei ein wenig. Immer wieder fragte Shawn sie, ob sie dies gelesen hätte oder das, und immer wieder musste sie mit Nein antworten. Als Molekularbiologin hatte sie für viele geisteswissenschaftliche Kurse nicht genug Zeit gehabt und fühlte sich deshalb oft minderwertig.
    »Das wundert mich«, sagte Shawn. »Das Buch von Elaine Pagels war ein Bestseller, ein richtiger Verkaufsschlager, der den Gnostizismus bekannt machte.«
    »Wann wurde es veröffentlicht?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube so um 1979 herum.«
    »Also wirklich, Shawn! Ich bin 1980 geboren!«
    »Ach ja, tut mir leid. Ich vergesse es immer wieder. Wie auch immer, das Buch handelte von der großen Bedeutung des Fundes von Nag Hammadi, der aus dreizehn Kodizes bestand, von denen einer hier vor dir liegt. Dieses Buch war ursprünglich Teil des Fundes, der auf einen Schlag die Zahl der existierenden Bücher über frühe gnostische Gedanken verdoppelte. Dieser Fund hatte in vielerlei Hinsicht die gleiche Bedeutung wie zwei Jahre später der Fund der Schriftrollen vom Toten Meer in Palästina.«
    »Von denen habe ich gehört.«
    »Es gibt Leute, die glauben, dass die Nag-Hammadi-Schriften
für das Verständnis der religiösen Strömungen des frühen Christentums ebenso wichtig sind.«
    »Also ist dieses Buch, das du heute gefunden hast, einer der Kodizes, die man 1945 entdeckt hatte?«
    »Richtig. Es ist bekannt als der dreizehnte Kodex.«
    »Wo sind die anderen?«
    »Die befinden sich in Kairo, im Koptischen Museum. Die ägyptische Regierung hat die meisten von ihnen beschlagnahmt, nachdem einige schon verkauft waren. Die tauchten aber irgendwann alle wieder auf und fanden ihren Weg hierher zurück, wohin sie auch gehören.«
    »Wie kam es, dass Nummer dreizehn von den anderen getrennt wurde?«
    »Ich will dir einen kleinen Abriss der Geschichte der Entdeckung der Nag-Hammadi-Bibliothek geben, bevor ich deine Frage beantworte. Es ist faszinierend. Es waren einmal zwei kleine Fellachenjungs, Khalifah und Muhammed Ali, die an der Grenze zur Wüste, ganz in der Nähe des heutigen Nag Hammadi, nach einem speziellen Dünger namens Sabakh suchten. Die Klippe, an deren Fuß sie suchten, wird Jabal al-Tarif genannt und war mit wabenartig angebauten Höhlen gepflastert, die sowohl natürlichen als auch menschlichen Ursprungs waren. Sie suchten, indem sie ihre kleinen Hacken wahllos in den Sand stießen. Ich weiß nicht, ob das die beste Methode war, aber zu ihrem Erstaunen stieß einer von ihnen an diesem Tag mit seiner Hacke auf etwas, was ein dumpfes Geräusch verursachte. Er fing dort an zu graben und fand einen fast einen Meter hohen, versiegelten Krug aus Ton. Statt der erhofften ägyptischen Antiquitäten fanden sie darin die Kodizes.«
    »Hatten sie eine Ahnung, wie wertvoll ihr Fund war?«
    »Überhaupt nicht. Sie brachten den Behälter nach Hause und stellten ihn neben den Herd der Mutter, die
dann ein paar der Papyrusblätter zum Anzünden des Feuers benutzte.«
    »Was für

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