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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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jung, so hübsch und scheinbar gesund.«
    »Haben Sie mit einem ihrer Freunde gesprochen, die sie in die Notaufnahme gebracht haben?«
    »Nein, dazu hatte ich keine Gelegenheit. Die waren schon weg, als ich ankam. Aber ich habe den Namen und die Telefonnummer von einem von ihnen – Robert Farrell. Ich habe es unten auf die Akte geschrieben.«
    »Haben Sie mit der Mutter gesprochen, als sie wegen der Identifizierung kam?«
    »Ich hatte es vor, aber ich wurde zu einem anderen Fall gerufen, bevor sie eintraf. Und als ich zurückkam, war sie schon wieder weg. Ich bin sicher, dass Bart das weiter verfolgen wird, falls es nötig ist.«
    »Ich glaube, das mache ich lieber selbst. Ich bin neugierig geworden.«
    »Falls Sie Ihre Meinung noch ändern, kann sich bestimmt ein Fahnder aus der Tagesschicht darum kümmern. «
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe!«, sagte Jack.
    »Kein Problem«, antwortete Janice.

    Jack unterbrach die Telefonverbindung mit dem Zeigefinger seiner linken Hand, ohne den Hörer aus der Hand zu legen. Mit der Rechten blätterte er die OCME-Akte durch und suchte auf dem Datenblatt für die Identifizierung nach der Nummer von Mrs Abelard. Als er sie gerade gefunden hatte, klingelte das Telefon in seiner Hand. Es war Vinnie, der ihm mitteilte, dass im Faulraum alles bereitlag.
    Jack zögerte einen Moment und legte dann den Hörer auf die Gabel. Für das Gespräch mit Mrs Abelard gab es keinen Grund zur Eile, und es war auch kein Anruf, der ihm besondere Freude machte. Er war froh, das Gespräch bis nach der nächsten Autopsie verschieben zu können. Hätte er geahnt, was ihm die Mutter erzählen würde, dann hätte er mit dem Anruf keine Sekunde mehr gewartet.

Kapitel 6
17:05 Uhr, Montag, 1. Dezember 2008 Kairo (10:05 Uhr, New York City)
    S o, fertig«, sagte Shawn. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Griechisch war offensichtlich nicht ge rade Saturninus’ Stärke. Wie ich schon beim ersten Lesen erwähnt hatte, ist der Brief auf den 6. April 121 n. Chr. datiert und schlicht mit ›Saturninus‹ unterzeichnet.«
    Für einen kurzen Moment beobachtete Shawn seine Frau. Sie bewegte sich nicht, blinzelte nicht einmal. Sie hatte einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht und es sah aus, als stünde ihr Atem still.
    »Hallo«, rief Shawn, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. »Sag was! Irgendwas! Was denkst du?« Er stand auf, ging zum Schreibtisch zurück und legte die Papyrusblätter vorsichtig wieder unter die verschiedenen Gewichte, die sie glätten sollten. Er streifte seine weißen Handschuhe ab, legte sie auf den Tisch und ging zu seinem Stuhl zurück. Sana folgte ihm mit ihrem Blick, aber in Gedanken war sie ganz klar bei dem, was sie die letzten Stunden gehört hatte. Nachdem Shawn mühsam und über mehrere Stunden den Brief das erste Mal vorgelesen hatte, war sie genauso schockiert gewesen und hatte nur noch sagen können, dass sie ihn noch einmal hören musste.
    »Ich weiß, meine Übersetzung war nicht besonders gut«, gab Shawn zu. »Vor allem beim ersten Mal. Es tut mir wirklich leid, dass es so lange gedauert hat, aber
Grammatik und Satzbau sind total durcheinander. Es ist offensichtlich, dass Saturninus das Griechische nicht perfekt beherrschte, und wegen des geheimen Inhalts wollte er das Schreiben des Briefes keinem Sekretär überlassen. Seine Muttersprache war vermutlich Aramäisch.«
    »Könnte es sich um eine Fälschung handeln? Wenn auch eine Fälschung aus dem zweiten Jahrhundert?«
    »Gute Frage, und wenn der Brief an einen der frühen orthodoxen Kirchenväter adressiert gewesen wäre, dann würde ich die Idee einer Fälschung durchaus in Betracht ziehen. Dann hätte er dazu dienen können, die gnostischen Ketzer in Misskredit zu bringen, indem er eine direkte Beziehung zwischen ihnen und dem Bösewicht Simon Magus herstellt. Aber er ging an einen gnostischen Gelehrten, und der Absender war jemand, dessen theologische Neigungen in die gleiche Richtung gingen. Es war also eine Art von Insider-Kommunikation, und der Brief enthielt Antworten auf spezifische Fragen. Die Chance, dass es sich um eine Fälschung handelt, ist gleich null, vor allem wenn man bedenkt, wo der Brief versteckt war. Ich glaube nicht, dass jemand damit gerechnet hat, dass er jemals gefunden würde.«
    »Was glaubst du, wann wurde der Kodex zusammengestellt? Ich meine, wann wurde der Brief in dem Buchdeckel versteckt?«
    »Auf jeden Fall vor 367 n. Chr.«
    Sana lachte. »Vor 367 n. Chr.! Das ist ja sehr

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