Obduktion

predigen wollte. »Die immanente Intelligenz muss sich frei durch den Körper bewegen können. Sie ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass alle Organe und Muskeln harmonisch zusammenarbeiten.«
    »Und wenn dieser Fluss gehemmt wird, dann entsteht Krankheit.«
    »Genau!« Newhouse wirkte erfreut.
    »Was ist mit Bakterien, Viren und Parasiten?«, fragte Jack. »Welche Rolle spielen sie bei Krankheiten wie zum Beispiel – Sinusitis?«

    »Ganz einfach«, antwortete Newhouse. »Sinusitis entsteht, wenn der Fluss der immanenten Energie zu den Stirnhöhlen plötzlich abnimmt. Als Folge davon nehmen die physiologischen Funktionen der Stirnhöhlen ab, was den anwesenden Bakterien, Pilzen oder was auch immer Gelegenheit zum Wachstum bietet.«
    »Mal sehen, ob ich das verstanden habe«, sagte Jack. »Der Krankheitsprozess beginnt mit einer Blockade im Fluss der immanenten Energie oder der Lebenskraft, und die Ausbreitung der Bakterien ist die Folge davon, aber nicht die Ursache. Verstehe ich das richtig?«
    Newhouse nickte. »Das haben Sie absolut richtig verstanden. «
    »Also ist es die Aufgabe des Chiropraktikers, den Fluss wiederherzustellen, und sobald er oder sie das geschafft hat, verschwinden die Bakterien oder Pilze oder was auch immer.«
    »Genau so ist es.«
    »Ich sagte ›er oder sie‹, aber mir scheint, es gibt mehr männliche als weibliche Chiropraktiker.«
    »Ich glaube, das kann man so sagen.«
    »Gibt es einen Grund dafür?«
    Newhouse zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, warum es unter Chirurgen mehr Männer als Frauen gibt. Man braucht eine gewisse Kraft für die chiropraktische Therapie. Vielleicht fällt Männern das leichter.«
    Jack nickte, während er vor seinem inneren Auge die Risse in Keara Abelards Vertebralarterien sah. Man brauchte wirklich Kraft, um ihr diesen Schaden zuzufügen. Jack räusperte sich und fragte dann: »Wie kann es geschehen, dass die immanente Intelligenz blockiert wird?«
    »Einer der allerersten Patienten von Daniel David Palmer
hatte ernsthafte Gehörprobleme, die er sich siebzehn Jahre zuvor beim Heben von schweren Lasten zugezogen hatte. Als ihn Dr. Palmer untersuchte, stellte er fest, dass ein Halswirbel verschoben war. Nachdem er ihn wieder gerichtet hatte, kehrte das Hörvermögen des Mannes zurück. Vereinfacht dargestellt war Folgendes passiert: Der verschobene Halswirbel hatte auf einen Nerv gedrückt und die Ohren betäubt. Nachdem der Druck abgebaut war, kam der Fluss wieder in Gang und die Funktion wurde wiederhergestellt.«
    »Also fließt die immanente Energie durch die Nerven.«
    »Natürlich«, antwortete Newhouse, als ob sich diese Einzelheit von selbst verstand.
    »Also ist die Wirbelsäule schuld«, fragte Jack, »wenn die immanente Intelligenz blockiert wird?«
    »Ja«, stimmte Dr. Newhouse zu. »Sie müssen sich klarmachen, dass die Wirbelsäule nicht einfach ein Stapel Knochen, sondern ein sehr komplexes Organ ist, bei dem jeder einzelne Wirbel nicht nur den nächsten Wirbel, sondern auch die Gesamtheit aller Wirbel beeinflussen kann. Sie stützt uns, sie hält uns zusammen und sie macht ein Ganzes aus uns. Leider hat sie die starke Tendenz, sich zu verschieben. Und das ist, kurz gesagt, der Verantwortungsbereich von uns Chiropraktikern. Unsere Aufgabe ist es, Unregelmäßigkeiten oder Subluxationen, wie wir sie nennen, festzustellen, den betreffenden Wirbel wieder in die richtige Position zu bringen und dafür zu sorgen, dass er dort auch bleibt.«
    »Und all das wird durch Manipulationen an der Wirbelsäule erreicht, stimmt’s?«
    »Sie haben es verstanden. Wir haben natürlich einen anderen Namen dafür. Wir nennen es Adjustierung.«
    »Würden Sie sagen, dass man Sie auch als Hausarzt haben könnte?«

    »Absolut«, antwortete Newhouse und betonte jede Silbe, als wäre sie ein eigenes Wort. »Ich glaube, für Ihre Freundin Nichelle Barlow bin ich so etwas wie ihr Hausarzt. Sie wird Ihnen bestimmt bestätigen, dass sie kerngesund ist. Ich adjustiere sie regelmäßig, weil ihre Wirbelsäule ständig Aufmerksamkeit braucht.«
    »Ich vermute, Sie haben nicht viel für Antibiotika übrig?«
    »Meistens braucht man sie nicht. Wenn ich es erst einmal geschafft habe, die immanente Energie zum Fließen zu bringen, heilen Infektionen normalerweise sehr schnell. Außerdem sind Antibiotika gefährlich. Wissen Sie, wir bieten Heilung an und keine Pillen.«
    »Und wie ist es mit Impfungen?«
    »Unnötig und gefährlich«,