Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
antwortete Newhouse, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
    »Alle Impfungen für alle Kinder?«
    »Alle Impfungen für alle Kinder«, echote Newhouse. »Impfstoffe sind sogar noch gefährlicher als Antibiotika. Schauen Sie sich die Tragödie mit den autistischen Kindern an. Ich sage Ihnen, es ist einfach schrecklich, geradezu eine nationale Schande. Wenn auch nur eines der Kinder vor der Impfung zu mir gekommen wäre, dann wären sie heute normal.«
    Jack musste sich buchstäblich auf die Zunge beißen, um nicht der Versuchung zu erliegen, sich mit diesem unverfrorenen Scharlatan anzulegen. Obwohl es so aussah, als glaubte Newhouse selber, was er da erzählte, konnte Jack nicht sagen, ob er nun ein fehlgeleiteter Therapeut mit besten Absichten oder ein moderner Quacksalber war.
    »Und was ist mit Koliken bei Kindern?«, fragte Jack zögernd, weil ihn dieses Thema auch persönlich betraf. »Können Sie die behandeln?«
    »Kein Problem«, sagte Newhouse zuversichtlich.

    »Sie würden ein Kind mit Rückgratmanipulationen behandeln? «, fragte Jack nervös. Er konnte nicht anders, er musste sich vorstellen, wie JJ von dem Mann, der vor ihm saß, gequält wurde.
    »Nun ja, am Anfang würde es eine diagnostische Phase geben.«
    »Und was würde genau dazugehören?«
    »Inaugenscheinnahme, sorgfältiges Abtasten, Bewegungsanalyse und natürlich röntgen.«
    »Sie würden bei einem Kind ein Röntgenbild der gesamten Wirbelsäule machen?«, fragte Jack, nur um sicherzugehen. Er war wütend. Er fragte sich, wie viele Kinder Newhouse wohl der Strahlungsdosis ausgesetzt hatte, die man für das Röntgen der Wirbelsäule brauchte – selbst wenn die Ausrüstung digital war.
    »Selbstverständlich. Das ist ein wichtiger Bestandteil unserer gründlichen Diagnose und des therapeutischen Prozesses. Wir machen Röntgenbilder für die Diagnose, um den Behandlungsverlauf zu dokumentieren und um sicherzugehen, dass die Wirbel, die Ärger gemacht haben, an ihrem Platz bleiben. Und weil das Röntgen für unsere Aufgabe von so entscheidender Bedeutung ist, haben wir das neueste digitale System. Wollen Sie mal sehen?«
    Jack antwortete nicht. Er versuchte immer noch, die Auskunft zu verdauen, dass Kinder mit ionisierender Strahlung bombardiert wurden, nur um die fadenscheinige Diagnose zu stützen, ihre normalen jungen Wirbelsäulen seien verschoben.
    Newhouse verstand Jacks Schweigen als Zustimmung. Er sprang aus dem Stuhl und bedeutete Jack, ihm zu folgen. Pflichtschuldig erhob sich Jack und folgte ihm hinaus in den Flur und durch eine der zuvor verschlossenen Türen. Die Gelassenheit, die ihm seine Fahrradfahrt
verschafft hatte, hatte sich in Wut verwandelt – Wut auf Newhouse und seine gleichgesinnten Kollegen. Jack schämte sich für sie, so als ob ihre Existenz seine Schuld wäre.
    Die Röntgeneinheit war ein beeindruckendes Stück modernster Technik. Weil Jack wusste, was so ein Gerät ungefähr kostete, konnte er sich vorstellen, warum es offensichtlich so oft genutzt wurde: Es musste sich bezahlt machen. Jack hörte nicht mehr zu, als Newhouse wie ein stolzer Vater die Einzelheiten des Gerätes lobpreiste. Mitten in Newhouses Vortrag steckte Lydia ihren Kopf durch die Tür, um ihm mitzuteilen, dass Mrs Chalmers im Behandlungsraum eins wartete.
    »Dr. Fallon soll sich um sie kümmern!«, sagte Newhouse, der seine Präsentation kaum unterbrach.
    »Ich glaube, darüber wird sie aber nicht sehr glücklich sein«, entgegnete Lydia.
    Augenblicklich wechselte Newhouses Ton von jovial zu bösartig. »Ich sagte, lassen Sie Dr. Fallon nach ihr sehen!« Er betonte jedes einzelne Wort mit Nachdruck.
    »Wie Sie wünschen«, antwortete Lydia und zog sich hastig zurück.
    Newhouse holte tief Luft. Im Handumdrehen hatte sich der Sturm gelegt, und die Sonne war wieder durchgebrochen. Diese Verwandlung erstaunte Jack.
    »So, wo war ich stehen geblieben?«, fragte Newhouse und starrte über die Tastatur auf den Monitor, als könne das Röntgengerät die Frage beantworten.
    »Also halten Sie Menschen mit Hilfe von Röntgenbildern unter Beobachtung?«, fragte Jack, ohne Newhouses Frage zu beantworten.
    »Ja, die ganze Zeit. Uns liegt daran, die allmählichen Fortschritte beim Patienten zu dokumentieren, und besonders die Patienten finden es beruhigend.«

    »Könnten Sie mir solche Fortschritte einmal zeigen?«, fragte Jack.
    »Natürlich«, sagte Newhouse. »Für angehende Patienten wie Sie haben wir immer eine Serie zur Präsentation zur

Weitere Kostenlose Bücher