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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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keine Überraschungen erleben. Wenn ich mich richtig erinnere, ist das Büro dort bis halb sechs abends oder so geöffnet.«
    »Was denn für Werkzeuge?«
    »Einen Hammer, einen Meißel und zwei Taschenlampen. Vielleicht noch eine Akku-Bohrmaschine, nur um ganz sicherzugehen.«
    »Was wollen wir damit?«
    »Weichen Stein und vielleicht Ziegel durchbohren, falls nötig. Ich hoffe aber, dass wir das nicht müssen. Als der Papst die modernen Ausgrabungen autorisierte, hat er Elektrowerkzeuge verboten, um zusätzliche Schäden zu vermeiden, aber darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen. Da, wo wir arbeiten, ist das Einzige, was wir beschädigen könnten, das Ossuarium selbst.«
    »Graben wir denn nicht nur in einfachem Sand?«, fragte Sana. Die Vorstellung, sich dort unten durch Steine bohren zu müssen, machte das Projekt für sie zu einer noch größeren Herausforderung.
    »Nein, der Untergrund ist eher hart, eine Lehmschicht mit Kieseln vermischt, die stark verdichtet ist und dadurch einem weichen Stein ähnelt. Wie schon erwähnt,
war die Grabstätte von Petrus, die von seinen Anhängern auf dem Vatikanhügel in der Nähe von Neros Zirkusanlage angelegt wurde, eine unterirdische Kammer. Um sie zu bauen, hoben sie ein großes Loch aus und errichteten dann auf jeder Seite eine Mauer, eine parallel zur anderen von Osten nach Westen. Laut Saturninus’ Brief haben sie das Ossuarium in der Mitte des Fundamentes der nördlichen Mauerwand versteckt, bevor das Loch der Ausschachtung wieder zugeschüttet wurde.«
    »Also finden wir das Ossuarium im Fundament der Nordwand?«
    »Richtig. Während der letzten großen Ausgrabung vor fünfzig Jahren untertunnelten die Archäologen die nördliche Wand, um in die Grabkammer zu gelangen, ohne dabei die Anhäufung der Gräber, Altare und Trophäen über Petrus’ Grab zu zerstören. Kurz nach seinem Tod und auch bis vor gar nicht langer Zeit rissen sich die Menschen darum, möglichst dicht neben ihm begraben zu werden. Wie auch immer, in der Decke des Tunnels werden wir das Ossuarium finden.«
    »So richtig vorstellen kann ich mir das nicht.«
    »Kein Wunder. Kurz nach Petrus’ Tod wurde der gesamte Hügel nicht nur als Grabstätte für nachfolgende Päpste genutzt, sondern auch von wohlhabenden Römern, die dort etliche Gräber und Mausoleen bauten. Da sich diese Katakomben unter dem Petersdom befinden, wurde bis heute nur ein kleiner Teil davon bei Ausgrabungen freigelegt. Innerhalb eines etwa sechs Quadratkilometer großen Bereiches um das Grab des Apostels herum herrscht ein heilloses Durcheinander von altertümlichen Grabanlagen — das glaubst du nicht. Um die Sache noch komplizierter zu machen, errichteten sie irgendwann im ersten Jahrhundert auch noch ein Erinnerungsmal auf dem Grab: das Tropaion des Gaius. Im
vierten Jahrhundert dann baute Konstantin seine Basilika darum herum und nutzte das Tropaion als Altar. Während der Renaissance wurde dann darüber der Petersdom errichtet, dessen Altar wiederum über dem Altar von Konstantin Platz fand und nun ungefähr zwölf Meter über dem ursprünglichen Petrusgrab liegt.«
    »Klingt wie ein Schichtkuchen«, sagte Sana.
    »Das ist ein guter Vergleich«, stimmte Shawn ihr zu.
    Als sie das Terminal und die Passkontrolle passiert hatten, trennten sie sich. Sana ging zur Gepäckausgabe und Shawn zum Leihwagenbüro. Keine halbe Stunde später waren sie auf dem Weg.
    Die Fahrt bis zur Stadtgrenze Roms war unkompliziert. Dann machten Regen und Verkehr die Fahrt schwierig, und da sie keinen Stadtplan dabeihatten, hofften sie, dass irgendwo eine Sehenswürdigkeit auftauchen würde, die ihnen bekannt vorkam.
    Nach fünfzehn nervenaufreibenden Minuten sahen sie das Kolosseum. Shawn fuhr schnell darauf zu, und von dort aus reimten sie sich den Weg zum oberen Ende der Spanischen Treppe und zum Hotel Hassler zusammen.
    Die Strecke, für die sie sich entschieden hatten, führte sie am Forum Romanum vorbei bis hin zum Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II., der »Hochzeitstorte«, wie sie unter anderem im Volksmund genannt wurde. Von dort aus fuhren sie auf der überfüllten Via del Corso in Richtung Norden.
    »Wie anders alles aussieht, wenn die Sonne nicht scheint«, sagte Sana, die den vorbeiflitzenden Fußgängern nachschaute, die sich unter ihren schwarzen Schirmen drängelten. »Die dunklen Wolken, der Regen und all die Ruinen wirken irgendwie bedrohlich.«
    Ein paar Abzweigungen später waren sie vor dem Hotel angekommen. Der

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