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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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beiden ihre Helme auf und schalteten die Stirnlampen ein.
    »Nicht schlecht«, sagte Sana, die ihre Stirnlampe nutzte, um den schmalen Tunnel bis zur mächtigen Feuchtigkeitsschutztür hinunter zu beleuchten. Kurz vorher hatte sie noch einen kleinen Anflug von Klaustrophobie verspürt. Den hatte die Lampe im Keim erstickt.
    »Hier. Nimm die in die eine Hand und den Eimer in die andere«, sagte Shawn und gab ihr eine brennende Taschenlampe.
    »Ich glaube nicht, dass ich die brauche. Ich hab doch die Stirnlampe.«
    »Nimm sie!«, insistierte Shawn.
    Er drängte sich an Sana vorbei und lief hinab zu der schweren Tür. Mit jedem Schritt spürte er seine Aufregung wachsen. Er war wirklich optimistisch und überzeugt davon, dass sie das Ossuarium dort finden würden,
wo Saturninus es vor fast zwei Jahrtausenden versteckt hatte.
    Nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, ging er wieder ein Stück zurück, um Sana hindurchzulassen, und schloss auch diese Tür wieder ab. Er überholte sie und ging eilig zur Ebene des römischen Friedhofes hinunter. Er wollte gerade in Richtung Westen gehen, als er merkte, dass Sana nicht mehr hinter ihm war.
    »Was machst du denn?«, fragte er, nachdem er sich umgedreht hatte und sah, dass sie langsamer geworden war und sowohl mit der Lampe an ihrem Helm als auch mit der Taschenlampe in sämtliche Ecken leuchtete.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte sie.
    »Was gefällt dir nicht?«, fragte er und murmelte leise ein »Was ist denn nun schon wieder?« vor sich hin. Sie waren doch erst am Anfang, und schon jetzt fing seine Frau an, sich zu einem immer größer werdenden Klotz am Bein zu entwickeln. Einen Moment lang wünschte er, er hätte sie im Auto gelassen, aber dann fiel ihm wieder ein, dass er sie brauchte. Was er vorhatte, war auf jeden Fall ein Job für zwei.
    »Das Licht meiner Lampen reicht nicht bis zur Decke. Das macht mir ein komisches Gefühl.«
    »Die Decke ist absichtlich verdunkelt, damit die Besucher die großen Stahlträger nicht sehen können. Es ist einfach atmosphärisch schöner so.«
    »Wenn du meinst«, sagte sie. Sie war nun auf der alten Friedhofsebene und ließ ihre Lichter über dem dunklen Eingang des Mausoleums kreisen.
    Shawn verdrehte die Augen.
    »Dieser Ort ist nachts noch viel gruseliger als tagsüber«, bemerkte sie.
    »Das liegt daran, dass die verdammten Lichter aus sind, Himmel, Arsch und Zwirn«, wütete Shawn.

    »Was war das für ein Geräusch?«, wollte Sana verzweifelt wissen.
    »Was für ein Geräusch?«, fragte Shawn, fast ähnlich besorgt.
    Starr vor Schreck lauschten beide nach einem Geräusch. Irgendeinem Geräusch. Die Stille war ohrenbetäubend.
    Endlich sagte Shawn: »Ich höre nichts. Was hast du gehört?«
    »Es klang wie eine schrille Stimme.«
    »Meine Güte. Jetzt fantasierst du aber.«
    »Sicher?«
    »Sicher. Ich bin mir allerdings nicht mehr sicher, dass du das schaffst. Dabei sind wir so kurz davor.«
    »Wenn du sicher bist, dass ich nichts gehört habe, dann lass uns jetzt weitermachen und schnell von hier verschwinden.«
    »Beruhigst du dich dann bitte?«
    »Ich geb mir Mühe.«
    »Okay, weiter. Aber bleib dicht hinter mir.«
    Shawn ging westlich in Richtung Petrusgrab. Sana war einen Schritt hinter ihm und vermied jeden Blick in die dunklen, nichts Gutes verheißenden Eingänge der Mausoleen, die sie dabei passierten.
    Plötzlich stoppte Shawn, und Sana rannte in ihn hinein.
    »Entschuldigung, aber du musst mir schon sagen, wenn du plötzlich anhältst.«
    »Werd ich mir merken«, sagte Shawn, während er mit der Taschenlampe nach links zeigte.
    »Dort ist der römische Sarkophag, von dem ich heute Nachmittag sprach. Dort werden wir unseren überschüssigen Dreck loswerden. Glaubst du, dass du ihn hierher zurückbringen kannst, während ich grabe?«
    »Ich ganz allein?«
    Shawn zählte leise bis zehn und sagte ungeduldig:
»Wenn ich grabe, dann meine ich natürlich dich ganz allein.«
    »Gut. Das sehen wir dann.« Die Vorstellung, allein in der Nekropole hin- und herzugehen, war furchterregend und nicht gerade verlockend. Sie konnte nur hoffen, dass sie sich irgendwann daran gewöhnen würde.
    Shawn biss sich auf die Lippen. Er setzte seinen Weg fort und ging um die südliche Ecke der roten Mauer herum. Trotz ihrer Auseinandersetzung blieb Sana dicht bei ihm. Kurze Zeit später standen sie in der großen Kammer östlich des Petrusgrabes in der Nähe des großen Denkmals Tropaion des Gaius. Shawn leuchtete mit seiner Lampe durch eine

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