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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sollte.
    Das Klingeln des Telefons holte ihn aus seinen Träumereien. In plötzlich aufflackernder Wut starrte er aufs Telefon und unterdrückte den Impuls, die verdammte Schnur aus der Wand zu reißen. Er wollte mit niemandem reden.

    Aber was, wenn es Laurie war? Vielleicht hatte sich JJs Zustand plötzlich verschlechtert. Vielleicht rief sie aus der Notaufnahme des Memorials an. Jack griff den Hörer. »Ja?«
    »Hey, Großer«, begrüßte ihn Lou Soldano. »Habe ich dich im falschen Moment erwischt? Du klingst gehetzt.«
    Jack brauchte einen Moment, bis sein Gehirn sich wieder sortiert hatte. Er war sich absolut sicher gewesen, dass es Laurie sein müsste, die ihm von irgendeiner Katastrophe berichten würde. »Schon okay«, sagte er und versuchte, sich zu beruhigen. »Worum geht’s?«
    Nach Laurie war ihm Lieutenant Detective Lou Soldano einer der liebsten Menschen. In Lous und Jacks Freundschaft hatte es eine kuriose Wendung gegeben. Bevor Jack ins Spiel kam, waren Lou und Laurie zusammen gewesen. Zu Jacks Glück hatte sich ihre Beziehung von einer brüchigen Romanze zu einer platonischen Freundschaft gewandelt. Aber als sich zwischen Jack und Laurie etwas zu entwickeln begann, übertrumpfte Lou Jack noch immer bei vielen Anlässen. An einer besonders schwierigen Weggabelung war es allein Lous Überzeugung gewesen, dass Jack und Laurie füreinander gemacht waren, die die Situation zum Guten gewendet hatte.
    »Ich wollte dir nur mal die Fortsetzung zu der Sache mit dem Suizid durch Erschießen erzählen, wegen dem du mich am Dienstag angerufen hast. Du weißt, welchen Fall ich meine?«
    »Selbstverständlich. Die Frau hieß Rebecca Parkman. Das war doch die Geschichte, wo der Mann ums Verrecken nicht wollte — verzeih mir den Scherz –, dass seine Frau obduziert wird. Angeblich aus religiösen Gründen.«
    »Es sieht so aus, als ob er auch noch andere Gründe hatte«, entgegnete Lou.

    »Das wundert mich nicht. Obwohl die Eintrittswunde etwas sternförmig war, war sie doch nicht sternförmig genug, was die Vermutung nahelegt, dass es sich nicht um einen aufgesetzten Schuss handelte. Was hatte ich noch mal gesagt, aus welcher Entfernung die Waffe abgefeuert worden war?«
    »Drei Zentimeter!«
    »In meiner ganzen rechtsmedizinischen Laufbahn habe ich noch nie einen Selbstmord durch Kopfschuss gesehen, bei dem die Waffe nicht aufgesetzt war.«
    »Na ja, dank deines Anfangsverdachts haben wir einen Durchsuchungsbefehl bekommen und dem Kerl einen unerwarteten Besuch abgestattet. Und weißt du was? Er hatte gerade ein junges Häschen in Arbeit. Kannst du dir so was vorstellen? Zwei Tage, nachdem sich angeblich seine Frau umgebracht hat, poppt er irgendeine Chearleader-Tussi. «
    »Habt ihr was Belastendes gefunden?«
    »Und ob«, lachte Lou selbstbewusst. »In einer Schublade fanden wir ein frisch gewaschenes Hemd. Es sah natürlich sauber aus, aber die Jungs vom Labor haben Blutspuren entdeckt, die von der Frau stammten. Ich finde, das ist ganz schön belastend. Die Ehre gebührt euch Jungs vom OCME. Da hat die Gerechtigkeit mal wieder gesiegt.« Zu den Dingen, die Jacks und Lous Freundschaft gefördert hatten, gehörte Lous großer Respekt vor der forensischen Pathologie und der Unterstützung, die sie den Gesetzeshütern geben konnte. Lou war ein häufiger Besucher des OCME und oft Zeuge bei Obduktionen in Strafsachen.
    »Hey, wie geht’s denn eurem neuen Baby?«, erkundigte sich Lou.
    »Es ist ein Kampf«, entgegnete Jack, ohne irgendwelche Details preiszugeben. Er hatte Lou bisher nichts
von JJs Krankheit erzählt und hatte das auch nicht vor. Ebenso wenig wollte er lügen. War das Leben mit einem Kleinkind nicht immer ein Kampf?
    »Genau. Ein Kampf!«, lachte Lou. »Ich sage nur Lebensumstellung! Ich weiß noch, dass ich bei meinen beiden monatelang keinen Schlaf gekriegt habe.«
    »Wie geht’s denn deinen Kindern?«, fragte Jack.
    »Na ja, Kinder sind sie nicht mehr«, antwortete Lou. »Meine Kleine ist achtundzwanzig, und der Kurze sechsundzwanzig. Ich kann dir sagen, das geht schnell. Aber es geht ihnen gut. Wie geht’s Laur?« Laur war Lous Spitzname für Laurie.
    »Es geht ihr gut«, sagte Jack und fügte, noch bevor Lou etwas erwidern konnte, schnell hinzu: »Lou, darf ich dir eine persönliche Frage stellen?«
    »Na klar! Wo drückt der Schuh?«
    »Nutzt du alternative Medizin?«
    »Du meinst Chiropraktik, Akupunktur und den ganzen Mist?«
    »Genau! Oder Homöopathie oder Naturheilkunde oder

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