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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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noch heute Nacht öffnen! Wir kümmern uns schon noch um dein DNA-Zeug.«

    »Damit schneidest du dir aber ins eigene Fleisch«, gab sie wütend zurück. »Für deine Ungeduld könnten wir einen hohen Preis bezahlen. Vergiss nicht, dieses Ding ist seit über zweitausend Jahren versiegelt. Falls wirklich Dokumente darin sind, solltest du dich darauf vorbereiten, sie sofort zu konservieren, oder du wirst sie vielleicht verlieren, zusammen mit all dem biologischen Material.«
    »Okay, vielleicht hast du recht«, gab er widerwillig zu, »jedenfalls was die Dokumente angeht. Aber ansonsten, von dem vagen, wissenschaftlichen Interesse mal abgesehen, was würde es dir denn bringen, die DNA der Jungfrau Maria zu kennen?«
    »Tja, wie soll ich das erklären? Möglicherweise könnten wir einen Teil ihrer Abstammungslinie rekonstruieren. Aber was noch wichtiger ist: Weil sich die mitochondriale DNA ohne Veränderung nur über die Mutter weitervererbt, könnte man am Ende die mitochondriale DNA von Jesus Christus bestimmen. Und das wäre dann dein Verdienst.«
    »Wirklich!«, sagte Shawn ehrfurchtsvoll.
    »Wirklich!«, wiederholte sie. »Du würdest zu der kleinen Gruppe von Forschern gehören, die einen außergewöhnlichen Beitrag zum Wissen der Menschheit geleistet haben, mehr als irgendein gefundenes Dokument es könnte.«
    »Oh mein Gott«, sagte Shawn, der sich das gerade bildlich vorstellte.
    »Gibst du mir also dein Wort, dass wir das Ossuarium nicht öffnen werden, ehe wir wieder in New York sind? Es sind doch nur noch ein paar Tage.«
    »Ich gebe dir mein Wort.«
    Sana atmete einmal tief durch. Sie war erleichtert. Allerdings war sie auch beschämt darüber, wie tief sie gesunken war, weil sie seine Eitelkeit so schamlos für ihre
Zwecke ausgenutzt hatte. Nicht beschämt genug allerdings, um es zu bereuen. Für sie kam es in erster Linie darauf an, Marias DNA zu sichern. Letztlich würde der Ruhm für die Entschlüsselung der DNA von Jesus Christus eher ihr, der Molekularbiologin, zukommen als Shawn, dem Archäologen.

Kapitel 15
10:06 Uhr, Freitag, 5. Dezember 2008 New York City
    A lso, an der Todesursache besteht kein Zweifel«, sagte Jack. Er hatte gerade das Herz eines zweiundsechzigjährigen Afroamerikaners namens Leonard Harris aufgeschnitten. Ein großes, wurstförmiges Blutgerinnsel füllte die rechte Herzkammer vollständig aus.
    »Kam das Gerinnsel aus den Beinen?«, fragte Vinnie.
    »Das müssen wir jetzt herausfinden«, antwortete Jack.
    Im Autopsieraum herrschte voller Betrieb, und alle acht Tische waren belegt. Jack und Vinnie waren schon mitten in ihrem dritten Fall, während die meisten anderen Leichenbeschauer noch an ihrem ersten Fall arbeiteten.
    Jacks erster Fall war ein Teenager, der im Central Park erschossen worden war. Zu klären war, ob es sich um Mord oder Selbstmord handelte. Bedauerlicherweise hatte der Ermittler der Rechtsmedizin, George Sullivan, einen Fehler gemacht, als der zuständige Polizist ihn gedrängt hatte, sich zu beeilen. Deshalb hatte er vergessen, die Hände des Opfers einzutüten, und dadurch ging möglicherweise wichtiges Beweismaterial verloren. Weil das Opfer der Sohn eines Anwalts mit Verbindungen in die Politik war, hatte man Calvin einbestellt, der dann Jack auf den Fall angesetzt hatte.
    Jacks andere beiden Fälle waren etwas weniger kompliziert. Beim zweiten Fall handelte es sich um eine
Drogenüberdosis bei einem Studienanfänger. Aber der dritte Fall, an dem er jetzt gerade arbeitete, bot eine überraschende Herausforderung. Jack war davon überzeugt, dass eine Lungenembolie zum Tod geführt hatte, aber die Todesumstände waren nicht unbedingt normal.
    »Vinnie, mein Freund, weißt du – «, begann Jack, während er das restliche Herz aufschnitt, um nach weiteren Gerinnseln, besonders an der Trikuspidal- und der Pulmonalklappe, zu suchen.
    »Nein!«, unterbrach Vinnie ihn, ohne Jack auch nur seinen Satz zu Ende bringen zu lassen. »Wenn du einen Satz so freundlich beginnst, dann weiß ich schon, dass du irgendetwas im Schilde führst, mit dem ich nichts zu tun haben möchte.«
    »Bin ich so schlecht?«, erkundigte sich Jack, während er sich auf der Suche nach anderen Gerinnseln an der Verzweigung der Pulmonalarterie hocharbeitete.
    »Geradezu gefährlich schlecht!«, erklärte Vinnie.
    »Tut mir leid, dass du es so siehst«, sagte Jack. »Aber lass mich meinen Satz zu Ende bringen. Weißt du, was an diesem Fall so ungewöhnlich ist?«
    Vinnie betrachtete das

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