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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vielleicht sogar eine der esoterischeren Therapien, so was mit Energiefeldern, Schwingungen, Magnetismus oder Resonanz.«
    »Ich habe einen Chiropraktiker, wo ich ab und zu mal hingehe, um mir den Rücken adjustieren zu lassen. Gerade wenn ich nicht so viel Schlaf gekriegt habe. Und ich habe einmal Akupunktur ausprobiert, um mit dem Rauchen aufzuhören. Jemand im Hauptquartier hatte es empfohlen.«
    »Hat das mit der Akupunktur funktioniert?«
    »Ein paar Wochen lang schon.«
    »Und wenn ich dir jetzt sagen würde, dass Alternativmedizin nicht ohne Risiken ist? Wenn ich dir sage, dass in Wahrheit jedes Jahr Menschen durch Halswirbelmanipulationen
von Chiropraktikern sterben? Würde dir das zu denken geben?«
    »Stimmt das?«, fragte Lou. »Menschen sterben daran?«
    »Ich hatte gerade Montag erst einen Fall«, antwortete Jack. »Eine Siebenundzwanzigjährige starb durch gerissene Halsadern. Ich habe so was zum ersten Mal gesehen, aber ich habe in den letzten Tagen ein bisschen nachgehakt und erstaunlich viele Fälle gefunden. Das hat meine Einstellung zur Alternativmedizin verändert.«
    »Ich habe noch nie gehört, dass Leute durch eine chiropraktische Behandlung sterben«, räumte Lou ein. »Wie ist es mit Akupunktur? Ist daran schon mal jemand gestorben?«
    »Ja. Laurie hatte so einen Fall.«
    »Jesus!«, rief Lou.
    »Und wenn ich dir jetzt sagen würde, dass Alternativmedizin keineswegs so zur Genesung beiträgt, wie es behauptet wird? Vom Placeboeffekt einmal abgesehen bewirkt sie nicht viel. Was ein Placeboeffekt ist, weißt du, oder?«
    »Ja. Das ist, wenn du irgendeine Medizin nimmst, sagen wir, eine Zuckerpille, wo überhaupt nichts drin ist, aber du fühlst dich trotzdem besser.«
    »Genau. In anderen Worten: Wenn ich dir jetzt sagen würde, dass Alternativmedizin höchstens einen Placeboeffekt hat, aber dabei riskante Methoden verwendet?«
    Lou lachte. »Ich glaube, dann gehe ich los und kaufe mir erst mal ein Fläschchen Zuckerpillen.«
    »Lou, es ist mir ernst damit. Ich möchte verstehen, wie man zu einem angeblichen Gesundheitsanbieter gehen kann, dort gutes Geld lässt und vielleicht sogar sein Leben aufs Spiel setzt, obwohl man weiß, dass das Einzige, was man dafür bekommt, ein Placeboeffekt ist. Das geht mir nicht in den Kopf.«

    »Vielleicht weil ich da einfach hingehen kann, zu meinem Chiropraktiker eben.«
    »Verstehe ich immer noch nicht. Was soll das bedeuten? Du gehst hin, weil du hingehen kannst?«
    »Es ist wahnsinnig schwer, einen Termin bei meinem Allgemeinmediziner zu kriegen. Seine Praxis ist wie eine Burg mit ein paar Hexen, die sich aufführen, als müssten sie ihn vor mir beschützen. Als wäre ich ein Bittsteller. Und wenn ich dann endlich zu ihm rein darf, sagt er mir, ich soll abnehmen und mit dem Rauchen aufhören — als ob das so leicht wäre. Und das Rein-und-raus geht so schnell, dass ich jedes zweite Mal vergesse, warum ich eigentlich einen Termin haben wollte. Aber wenn ich dann den Chiropraktiker anrufe, werde ich gleich durchgestellt und alle sind freundlich. Und wenn du den Chiropraktiker sprechen willst, dann tust du es. Und wenn es ein Notfall ist und du gleich reinschauen willst, dann geht das auch. Wenn du dann in die Praxis kommst, musst du nicht stundenlang warten, und wenn du schließlich vor dem Therapeuten stehst, hast du nicht das Gefühl, nur ein Stück Fleisch zu sein, das im Schlachthaus übers Fließband geschoben wird.«
    Eine Weile war es still. Jack konnte Lous Atem hören. Der Mann hatte sich in Fahrt geredet. »Danke!«, sagte Jack. »Du hast mich etwas gelehrt, das ich wissen musste.«
    »Gern geschehen«, entgegnete Lou ohne große Überzeugung.
    »Wie schon gesagt habe ich mich mit der Alternativmedizin beschäftigt, und es war mir ein Rätsel, warum sie in der Öffentlichkeit so hoch im Kurs steht, obwohl sie doch — in meinen Augen — unwirksam ist. Trotzdem geben die Leute jährlich Abermilliarden dafür aus. Allein im Bereich der Naturheilkunde annähernd dreißig Milliarden
Dollar. Dabei fällt mir ein: Nimmst du irgendwelche pflanzlichen Wirkstoffe?«
    »Gelegentlich. Wenn mein Gewicht die zweihundert Pfund überschreitet, kriege ich den Abnehmkick. Dann nehme ich so ein Pflanzenpräparat, es heißt Lose-it.«
    »Das ist gar nicht gut«, stellte Jack fest. »Als dein Freund gebe ich dir den guten Rat, die Finger davon zu lassen. Viele der pflanzlichen Medikamente zur Gewichtsabnahme, besonders die aus China, sind mit Bleisalzen oder

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