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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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in Stein gemeißelt hielt, würden umstimmen können. Aber über Sana war er sich nicht im Klaren.
    »Und da ist noch etwas«, ergänzte James. »Ganz gleich, ob du mir nun hilfst oder nicht, ich muss dich in dieser Sache um strikte Verschwiegenheit bitten. Du darfst keiner Seele etwas davon erzählen. Nicht einmal deiner Frau. Zum jetzigen Zeitpunkt wissen nur die Daughtrys, du und ich von dem Ossuarium. Und so muss es auch bleiben. Kannst du mir dein Wort darauf geben?«
    »Selbstverständlich«, sagte Jack, obwohl er wusste, dass es ihm schwerfallen würde, Laurie nichts davon zu erzählen. Die Geschichte war wirklich faszinierend.
    »Ach du lieber Gott«, rief James nach einem kurzen
Blick auf seine Uhr. »Ich muss mich sofort auf den Weg machen zum Bürgermeister.«
    Sie standen auf, und James umarmte Jack hastig. Als Jack die Geste erwiderte, konnte er fühlen, wie unförmig sein Freund geworden war. Jack nahm sich vor, ihn bei einer passenderen Gelegenheit darauf anzusprechen. Überdies konnte Jack ein leichtes Pfeifen hören, wenn James atmete.
    »Also kann ich in dieser unseligen Geschichte mit deiner Unterstützung rechnen?«, fragte James, während er nach seinem Pileolus griff, den er links neben sich auf den Stuhl gelegt hatte, und ihn sich wieder auf den Kopf setzte.
    »Natürlich«, sagte Jack, »aber ich bitte um die Erlaubnis, es meiner Frau zu erzählen. Sie ist die Verschwiegenheit in Person.«
    James hielt abrupt inne. »Auf gar keinen Fall«, antwortete er und fasste Jack fest ins Auge. »Ich kenne deine Frau nicht, obwohl ich darauf hoffe, sie eines Tages kennenzulernen. Aber ich bin sicher, dass sie eine Freundin hat, der sie so sehr vertraut wie du deiner Frau. Und ich muss darauf bestehen, dass du weder ihr noch irgendjemandem sonst auch nur ein Sterbenswörtchen verrätst. Kannst du mir das versprechen?«
    »Ich gebe dir mein Wort darauf«, antwortete Jack schnell. Er fühlte, wie er unter James’ durchdringendem Blick blass wurde.
    »Gut«, antwortete James nur. Dann drehte er sich um und schickte sich an, den Raum zu verlassen.
    Wie von Zauberhand erschien Pater Maloney in der Nähe des Ausgangs und überreichte Seiner Eminenz den Mantel und einen Stapel Telefonnotizen. Während sich James in den Mantel zwängte, erwähnte Jack, dass sich seine Jacke noch im Arbeitszimmer befand. Daraufhin verschwand der Priester unverzüglich.

    »Höre ich bald von dir?«, fragte James.
    »Ich werde mit meinem Chef sprechen, sobald ich im OCME bin«, versicherte ihm Jack.
    »Exzellent! Hier sind die Nummern für mein Handy und meinen Privatanschluss hier in der Residenz«, sagte James und überreichte Jack seine private Visitenkarte. »Ruf mich an oder schreib mir eine Mail, sobald du Dr. Binghams Antwort hast. Ich werde auch gern mit ihm persönlich sprechen, falls das nötig ist.« Er ergriff Jacks Unterarm und drückte ihn nach Jacks Empfinden geradezu herzergreifend.
    Pater Maloney kehrte mit Jacks Jacke zurück und machte eine Verbeugung, als sich Jack dafür bedankte.
    Im nächsten Moment traten sie schon aus der Tür. Auf der Straße wartete eine glänzende schwarze Limousine, und ein livrierter Fahrer hielt die hintere Tür geöffnet. Der Erzbischof nahm Platz, die Tür wurde hinter ihm geschlossen, und dann tauchte der Wagen in den Stadtverkehr ein.
    Das Nächste, was Jack durch den Straßenlärm hindurch hören konnte, war das Zuschlagen der mächtigen Tür der Residenz und das letzte metallische Anschlagen des bronzenen Türklopfers. Jack schaute sich um. Pater Maloney war verschwunden. Jack richtete seinen Blick wieder auf die Limousine, die zügig verschwand, und fragte sich, wie wohl ein Leben als Erzbischof wäre, mit einem Schwarm von Assistenten, die sich um alles kümmerten. Das klang zuerst verlockend, weil man auf diese Weise bestimmt viel mehr erledigen konnte — aber ihm wurde sehr schnell klar, dass er sich nicht für das emotionale und spirituelle Wohlergehen von Millionen von Menschen verantwortlich fühlen wollte.

Kapitel 17
13:36 Uhr, Freitag, 5. Dezember 2008 New York City
    J ack schloss sein Fahrrad auf und versuchte, auf seinem Weg zur Gerichtsmedizin dem Regen zuvorzukom men. Fast wäre es ihm gelungen, aber gerade als er in eine der Einfahrten des OCME einbiegen wollte, öffneten sich die Himmelsschleusen und durchnässten ihn bis auf die Knochen.
    Jack hängte die nasse Jacke in sein Büro und fuhr dann wieder hinunter in den ersten Stock, um sich wie ein Schüler, der

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