Obduktion
Getriebe.«
Jack musste wieder lachen. »Wir wollen es nicht zu weit treiben. Wenn die DNA-Forschung weiterhin so große Fortschritte macht, dann werden bald wir es sein, die für Sie arbeiten. Heute bin ich aber hier, um Sie um einen Gefallen zu bitten.«
»Nur zu.«
Jack spulte zügig dasselbe Programm ab, das er auch schon Bingham geboten hatte, und erwähnte den Erzbischof, das Ossuarium und seinen mutmaßlichen Inhalt, aber nichts über die Jungfrau Maria.
»Das ist äußerst faszinierend«, sagte Naomi, als Jack fertig war. »Wie heißt die Ehefrau?«
»Sana Daughtry.«
»Ich habe von ihr gehört«, sagte Naomi. »Sie hat sich einen Namen auf dem Gebiet der mitochondrialen DNA gemacht. Ich hätte nichts dagegen, sie für eine Weile hier
arbeiten zu lassen. Auch das Projekt selbst klingt reizvoll, besonders, falls sich herausstellen sollte, dass Dokumente dabei sind, die die Herkunft der Knochen belegen können. Aber warum machen sie das nicht an der Columbia? Dort ist die Einrichtung vielleicht nicht so neu wie unsere, aber ich bin sicher, sie ist genauso gut.«
»Aus Diskretionsgründen. Sie brauchen Zeit, um ihre Forschungen abzuschließen, bevor die Kunde von dem Fund durchsickert. Und Sie wissen ja, wie es in der akademischen Welt zugeht. Jeder weiß, womit sich der andere gerade beschäftigt.«
»Da sagen Sie etwas sehr Wahres. Hier brauchen sie nicht zu befürchten, dass irgendetwas nach außen dringt. Haben Sie schon mit Dr. Bingham gesprochen?«
»Ich komme direkt aus seinem Büro. Er ist mit von der Partie, vorausgesetzt, Sie haben keine Einwände. Und obwohl er es nicht so direkt gesagt hat, schien er von dem Gedanken, die Erzdiözese dem OCME zu verpflichten, durchaus angetan.«
Naomi lachte so ansteckend, dass Jack ebenfalls grinsen musste. »Bei so viel politischem Instinkt will ich ihm natürlich nicht im Wege stehen. Aber ich darf mich sowieso nicht beschweren, denn ohne ihn würde ich wohl kaum hier in diesem großartigen Gebäude sitzen.«
»Also sind Sie einverstanden?«, fragte Jack.
»Vollkommen.«
»Wann können sie anfangen?«, erkundigte sich Jack. »Ich muss gestehen, dass mich selbst die Neugier umtreibt, seit ich zum ersten Mal von diesem Ossuarium gehört habe.«
»Es ist wirklich sehr spannend«, pflichtete Naomi bei. »Wenn’s nach mir geht, können die Daughtrys anfangen, wann immer sie wollen. Wir haben noch jede Menge freier Laborplätze zur Verfügung.«
»Wie wäre es mit morgen? Ist das Labor am Wochenende besetzt?«
»Ja, schon, wenn auch nur mit einer Rumpfmannschaft. Aber wir haben einige Projekte, die täglich kontrolliert werden müssen, deshalb haben wir rund um die Uhr geöffnet.«
»Ich werde es ihnen ausrichten. Ich weiß noch nicht einmal, ob sie so rasch anfangen wollen, und vielleicht projiziere ich nur meine eigene Ungeduld auf die Daughtrys. Aber falls sie morgen anfangen wollen, wie würden wir dann das Ossuarium ins Gebäude schaffen?«
»Sie könnten es einfach durch die Vordertür bringen, wenn sie wollen. Wissen Sie, wie groß es ist?«
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich schätze, es ist ungefähr sechzig Zentimeter lang und dreißig Zentimeter breit und hoch.«
»Dann würde es problemlos durch die Vordertür passen. Es gibt aber auch eine Laderampe an der 26. Straße, da werden die meisten Anlieferungen gemacht. Weil morgen Samstag ist, müsste man in dem Fall Vorkehrungen treffen.«
»Die Vordertür wäre in Ordnung«, sagte Jack. »Es hängt alles von den Daughtrys ab. Aber vielleicht könnten Sie mir schon einmal das Labor zeigen, in dem sie arbeiten würden? Ich könnte dann dabei helfen, es einzurichten. «
Wenig später befanden sie sich im dritten Stock, einer der Etagen, die für Laborplätze vorgesehen waren.
»Wie wird hier im Haus gearbeitet?«, erkundigte sich Jack. Obwohl er das Gebäude schon einmal besichtigt hatte, interessierte es ihn, wie die Abteilung mit all den Proben umging, die hier verarbeitet wurden.
»Die Proben werden im fünften Stock angenommen«, erklärte Naomi. »Dann bewegen sie sich in einem kontrollierten
Ablauf weiter nach oben. Zur Vorbereitung der DNA-Entnahme werden die Proben zunächst gereinigt. Die isolierte DNA wird danach zur Vorbereitung in den sechsten Stock gebracht. Sobald das abgeschlossen ist, wandert sie zur Nachbereitung und Sequenzierung in den siebten Stock.«
»Das ist ein typisches Fließbandverfahren.«
»Genau«, erwiderte Naomi. »Ohne das könnten wir die Vielzahl der
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