Obduktion

angelieferten Proben niemals abarbeiten.«
    »Wir sind jetzt im achten Stock«, sagte Jack und schaute durch die zwar verschlossenen, aber mit Milchglasfenstern versehenen Türen in die Labore, während sie an den Fahrstühlen vorbei ostwärts gingen. Durch die raumhohen Fenster zur Linken konnte er das Bellevue Hospital erkennen. »Was passiert hier?«
    »Der achte Stock gehört nicht zur Fließbandstruktur. Diese Labore dienen überwiegend Ausbildungszwecken. Hier auf der Flussseite befinden sich die Labore, die hauptsächlich für Forschungszwecke benutzt werden. Die Genforschung macht große Fortschritte, und wir müssen am Ball bleiben. Hier ist das Labor, das die Daughtrys benutzen könnten.«
    Den Schlüssel, mit dem Naomi die Tür öffnete, gab sie an Jack weiter.
    Der Raum wurde von weißen Kunststoffoberflächen dominiert. Helle, indirekte Beleuchtung aus eingelassenen Leuchtstoffröhren verlieh ihm ein futuristisches Aussehen. In der Mitte des Raumes befand sich ein großer Tisch im Format eines Bibliothekstisches. Entlang der östlichen Wand standen Schreibtische mit Schränken darüber und darunter. Auf der westlichen Seite befanden sich deckenhohe, verschließbare Schränke, in deren Schlössern Schlüssel steckten.
    »Was meinen Sie?«, fragte Naomi.

    »Perfekt!«, antwortete Jack. Er schaute durch eine Milchglastür an der Südseite in eine Bioschleuse, die dazu diente, unerwünschte Kontamination der DNA zu verhindern. Dahinter erst befand sich die Tür zum eigentlichen Labor, das mit allen Geräten ausgestattet war, die man zur Extraktion, zur Verstärkung und zur Sequenzierung von DNA benötigte. Er war beeindruckt. Es war ein in sich vollkommen abgeschlossenes und eigenständiges Laboratorium.
    »Es gibt hier sogar Schließfächer, falls sie besonders paranoid sind«, scherzte Naomi und zeigte auf die großen Schränke. »Aber Sie können ihnen ausrichten, dass unsere Security in diesem Gebäude ausgezeichnet ist. Dabei fällt mir ein, sie brauchen Hausausweise mit Lichtbildern. Die Security unten kann sie ihnen morgen ausstellen, wenn ich das heute noch in Auftrag gebe. Und sie werden noch einen umfassenden Haftungsausschluss unterschreiben müssen. Wenn sie wirklich schon morgen anfangen wollen, dann lege ich eine Kopie davon hier auf den Tisch. Sie würde ich bitten, dafür zu sorgen, dass die Erklärung unterschrieben wird.«
    »Mit dem größten Vergnügen«, stimmte Jack zu.
    »Gut. Ich glaube, dann haben wir alles«, sagte Naomi. »Es sei denn, Sie hätten noch weitere Fragen.«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Jack. »Das hier sind perfekte Bedingungen. Shawn kann in diesem Zimmer hier an den Knochen und vielleicht auch an den Dokumenten arbeiten, und Sana hat das Laboratorium. Es könnte gar nicht besser sein. Falls Sie ein paar Freunde haben, die mal bei uns vorbeikommen wollen, um ein paar Autopsien zu machen, dann lassen Sie es mich wissen. Ich würde Ihr Entgegenkommen wirklich gern mit Gleichem vergelten.«
    Naomi lachte. »Von Ihrem Humor habe ich schon gehört.«

    Er dankte ihr nochmals und verließ das Gebäude. Draußen hatte es aufgehört zu regnen. Als er nach oben schaute, entdeckte er ein kleines, aber unverkennbar klares Fleckchen Himmel, das ihn daran erinnerte, wie schnell das Wetter in New York umschlagen konnte.
    Jack joggte zurück zum OCME. Mit Binghams und Naomis Einwilligung konnte die Arbeit der Daughtrys beginnen. Weil alle Fahrstühle belegt waren, nahm er die Treppen. Er brannte darauf, James von seinem Erfolg zu berichten. Zurück an seinem Schreibtisch schaute er auf die Uhr und nahm die Karte zur Hand, die James ihm gegeben hatte. Es war schon nach vier Uhr nachmittags. Er ging davon aus, dass James den Empfang beim Bürgermeister wahrscheinlich längst wieder verlassen hatte, und rief ihn gleich auf dem Festnetz an, statt es zuerst auf dem Handy zu versuchen.
    »Ich habe gute Nachrichten«, sagte er, als er James’ Stimme am anderen Ende der Leitung erkannte.
    »Das erleichtert mich sehr«, entgegnete James. »Hat sich Dr. Bingham bereit erklärt, Shawn und Sana in seine gute Stube zu lassen?«
    »Das hat er tatsächlich!«, berichtete Jack stolz. »Es sind perfekte Bedingungen. Es ist eins von mehreren hermetisch abgeriegelten, vollkommen eigenständigen Laboren mit Platz für Shawn und Sana und mit all der Ausrüstung, die sie vielleicht brauchen werden. Es ist absolut diskret und sicher. Sie können morgen anfangen, wenn sie möchten.«
    »Gelobt sei