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Oben ohne

Oben ohne

Titel: Oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Heeg
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für mich. Es ist schön geworden. Und ich will auch in Zukunft in die Sauna oder so. Da werden es andere auch noch sehen.«
    Ihr Mann verlässt ohne Aufforderung das Zimmer. Zwei Grundschulfreundinnen unter sich. Ich zeige ihr meine diversen Narben und erkläre ihr das ganze Prozedere noch einmal. Sie ist schwer beeindruckt und findet es total gut.
    »Die Operationsmethode kenne ich gar nicht.«
    »Dabei ist sie genial!«, sage ich.
    Irgendwann holen wir ihren Mann dann auch wieder ins Zimmer. Jetzt sind die beiden an der Reihe, aus ihrem Alltag und ihren Urlauben zu erzählen. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Schließlich brechen sie wieder auf.
    »Was steht denn heute noch auf dem Programm: Hast du noch irgendwelche Untersuchungen?«
    »Nein, später kommt zwar nochmal ein Arzt vorbei, aber er schaut nur kurz auf die Brust. Wenn Tino zurück ist, gehe ich mit ihm noch eine Runde in den Englischen Garten.«
    Steffi ist entsetzt. »Du machst Witze. Das ist doch viel zu weit und zu anstrengend.«
    »Nein, der ist doch gleich gegenüber.«
    Sie schüttelt den Kopf: »Das ist typisch. Kaum kann sie laufen, marschiert sie in den Park. Aber übernimm dich nicht!«
    »Keine Angst, wir waren gestern und vorgestern schon dort.«
    »Du warst schon dort! Das ist echt unglaublich.«
    Nachdem ich gestern mit Tino schon quer durch den Englischen Garten gelaufen bin, hat er heute das Ziel Münchner Freiheit ausgegeben. Dazu müssen wir ein Stück nach Norden laufen und auf der westlichen Seite den Park verlassen. Ich habe keine Ahnung, wie weit das ist. Aber nach unserem gestrigen Ausflug mache ich mir da auch keine Gedanken mehr. Gestern haben wir einfach einen Zwischenstopp in einem Café gemacht. Praktischerweise gab es dort Stehhocker, da konnte ich problemlos sitzen. Nur die ganz normale Stuhlhöhe bereitet mir noch Schwierigkeiten. Das Absitzen ist schmerzhaft.
    Im Englischen Garten sind trotz der kühlen Temperaturen viele Menschen unterwegs: Radfahrer, Jogger, Mütter mit Kinderwagen, Spaziergänger, Reiter, alles. Wie das wohl im Sommer ist, wenn auch noch der riesige Biergarten am Chinesischen Turm offen hat?
    »Kennst du den Weg?«
    »Ja, ja, keine Sorge.«
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bei all den Wegen genau weiß, wo wir hin müssen. Wahrscheinlich kennt er nur die Richtung. Aber das genügt. Wir erreichen Schwabing. Hier sehe ich zum ersten Mal wieder Läden und Kneipen. Seltsam. In meinem sehr gemütlichen Gehtempo kann ich mir die ganzen Schaufenster ausführlich anschauen. Tino erzählt, wo er schon überall war, und zeigt mir die verschiedensten Ecken. Es macht unheimlich Spaß, durch die Straßen zu ziehen. Ich vergesse sogar, warum ich eigentlich in München bin. Schließlich bleiben wir vor einem Laden stehen.
    »Ich wusste gar nicht, dass Timberland auch Klamotten herstellt«, sage ich.
    »Ich auch nicht.«
    »Sieht toll aus, was die Schaufensterpuppe anhat.«
    Sie trägt eine Bluse mit Pulli über einem knielangen Rock mit Gürtel und Lederstiefeln. Tino findet die Klamotten auch gut.
    »Willst du die Sachen anprobieren?«
    Ich denke kurz nach. »Nein, das ist jetzt zu kompliziert. Das machen wir nach der nächsten OP. Dann habe ich etwas, worauf ich mich freuen kann.«
    Tino nickt: »Gut.«
    Wir sind erst nach der offiziellen Abendessenszeit zurück. Das Essenstablett steht noch da. Leider ist meine Mitpatientin heute entlassen worden. Sie war eine sehr interessante Frau, die viel von der Welt gesehen hat. Sie hat die verschiedensten Jobs gemacht, daneben einen Sohn großgezogen und überhaupt viel Lebenserfahrung. Eine tolle Frau. Sehr spannend. Jetzt ist sie weg. Schade. Nun gut, morgen darf ich auch heim.
    Ich ziehe mich nicht um für die Abendvisite. Es reicht ja, wenn ich auf der Bettkante sitze, da brauche ich kein Nachthemd. Wie immer kommt ein Arzt vorbei, und die Nachtschwester rückt mit ihrer Heparinspritze an. Was für ein Blödsinn, nach einem Spaziergang von über zwei Stunden. Aber so ist das halt.
    »Ich habe keine Lust ins Bett zu gehen. Sitzen war gut, aber jetzt schon wieder liegen … «
    Tino braucht so langsam auch ein Abendessen, aber es passt mir überhaupt nicht, hier allein rumzuliegen. Da kommt uns die Idee, dass ich ihn einfach in ein Lokal begleite. Es hält mich schließlich keiner fest. Ich werde zwar auf einem normalen Stuhl sitzen müssen, aber besser wie hier rumlungern ist das allemal. Wir melden uns im Stationszimmer ab und machen uns auf den Weg in ein

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