Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oberwasser

Oberwasser

Titel: Oberwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
Vom Netzwerk:
nickten.
    »Ich nehme das als Zustimmung. Bedenken Sie, dass für Sie immer noch die Geheimhaltungspflicht besteht. Ich gehe wieder zu Fred. Wenn ich etwas Neues erfahre, lasse ich es Sie wissen.«
     
    »Wie sollen wir das anfangen?«, fragte Maria, als der Oberrat gegangen war. »Sein Vertrauen ehrt uns zwar, aber was haben wir? Erstens einen Täter, der nicht reden will, zweitens ein Opfer, das nicht reden kann, drittens zwei Informanten, denen wir nicht trauen –«
    »Ich schlage eine kleine Rauchpause vor«, sagte Jennerwein. Die Rauchpause, bei der niemand rauchte, war seit jeher Quell der Inspiration, der Ansatz zu neuen Sichtweisen. Draußen angekommen, suchte jeder nach solch einem Ansatz, einem Ausgangspunkt für die weitere Vorgehensweise. Niemand wollte den Anfang machen.
    »Ich darf vielleicht zusammenfassen, was wir bisher haben«, sagte Jennerwein. »Arri Dombrowski ist BKA -Beamter. Bei dienstlichen Recherchen entdeckt er die Höhle in der Höllentalklamm, er findet heraus, dass sie ein ideales Versteck ist, auf das so schnell niemand kommt. Er bietet seine Dienste kriminellen Organisationen an. Weißenborn kommt ihm auf die Spur und stellt ihn zur Rede, Dombrowski lockt Weißenborn unter einem Vorwand zur Höllentalklamm, an die Stelle oberhalb der Höhle, aus der noch nie jemand zurückgekommen ist. Dort kommt es zum Kampf. Weißenborn stürzt die Klamm hinunter ins Wasser, Dombrowski hofft, dass Weißenborn das nicht überlebt.«
    »Warum hat er ihn nicht vorher getötet?«
    »Weißenborn ist verdeckter Ermittler mit Einzelkämpferausbildung, so einer ist nicht so leicht zu töten.«
    »Wenn das so ist, wieso verschwindet dann zuerst Dombrowski, dann Weißenborn?«, fragte Nicole.
    »Ich stelle mir folgendes Szenario vor«, sagte Maria. »Dombrowski fädelt das Ganze ein. Ihm ist bewusst, dass Weißenborn ihn verdächtigt. Er taucht ab, lässt Weißenborn eine Nachricht zukommen, dann noch eine, dann noch eine, wie bei einer Schnitzeljagd. Weil sich Weißenborn nicht hundertprozentig sicher ist, ob sein Verdacht begründet ist, meldet er den Vorfall seinen Kollegen nicht. Weißenborn kommt schließlich in die Klamm, es kommt zu einem Kampf zwischen beiden, er wird von Arri ins Wasser gestoßen. Arri hat vor, zum BKA zurückzugehen, eine Legende zu erfinden, dass er zusammengeschlagen, festgehalten, entführt wurde –«
    »Dann interessieren sich aber plötzlich viele Leute für die Klamm. Dieser Manager, der Computerfuzzy, schließlich unser Team.«
    »Dazu würde passen, was Becker bei Weißenborn gefunden hat«, sagte Nicole Schwattke und zog einen fotokopierten Zettel heraus:

    »Was bedeutet das?«, fragte Hölleisen.
    »Es ist ein verschlüsselter Text. Und ich glaube, ich kenne auch den Schlüssel«, sagte Jennerwein lächelnd. »Acht mal acht Felder, das ist ein Schachbrett. Erinnern Sie sich an die sonderbare Aufstellung der Schachfiguren in Dr. Rosenbergers Büro? Von den schwarzen Figuren standen nur noch vier, und zwar auf den Feldern mit diesen Buchstaben –«
    Er ringelte nacheinander vier Buchstaben ein.

    »Dreht man das Blatt nun um neunzig Grad, findet man die nächsten vier Buchstaben auf die gleiche Weise. Man macht das insgesamt vier Mal und erhält schließlich den Klartext:
    HOEL LENT ALKL AMM .«
    Alle nickten anerkennend.
    »Das Schachspiel in Dr. Rosenbergers Büro war der Schlüssel für die BKA -Leute?«
    »Ja, freilich. In Dr. Rosenbergers Büro wurde das BKA -Team damals in den Fall eingewiesen. Dombrowski hat den Schlüssel verwendet, um Weißenborn in die Falle zu locken.«
     
    Das Telefon klingelte. Ludwig Stengele war dran. Er hörte sich atemlos und aufgeregt an.
    »Ohne Umschweife: Wir sind hier auf eine ganz heiße Sache gestoßen. Wie alles genau zusammenhängt, erzähle ich Ihnen später. Wir haben zwei Komplizen von Dombrowski gefasst. Der eine nennt sich Boris, er hat ausgepackt, erhofft sich dadurch Vergünstigungen. Wir haben ihn mal reden lassen. Vielleicht ist es wieder bloß ein Ablenkungsmanöver. Aber das glaube ich diesmal nicht. Diese Nadja, seine Begleiterin, war so unglaublich wütend auf ihn, das kann man kaum spielen. Sie hat ihn angeschrien und ihm übelst gedroht. Ich glaube, der Einsatz lohnt sich.«
    »Was haben Sie herausgefunden, Stengele?«
    »Gehen Sie sofort zum Andenkenladen Neuner, er liegt schräg gegenüber dem Hartl-Hof. Durchsuchen Sie das ganze Haus. Seien Sie vorsichtig. Es ist eine Fliegende Sparkasse, eine Bank, wie

Weitere Kostenlose Bücher