Oblomow
willigte Oblomow erfreut ein, »mein Anzug ist noch nicht fertig. Machst du eine gute Partie?«
»Ja, der Vater ist Hofrat; er gibt ihr zehntausend, und dann bekommen wir eine Amtswohnung. Er hat für uns die Hälfte seiner Wohnung bestimmt, zwölf Zimmer; außerdem bekommen wir die dazugehörigen Möbel und freie Beheizung und Beleuchtung: man kann also leben ...«
»Ja, man kann! Und ob! Bist du aber ein Kerl, Sudjbinskij!« fügte Oblomow nicht ohne Neid hinzu.
»Ich lade dich zu meiner Hochzeit als Kranzherr ein, denke daran ...«
»Aber gewiß! Nun, was ist mit Kusnezow, mit Wassiljew, mit Mochow?«
»Kusnezow ist längst verheiratet, Mochow hat meinen früheren Posten eingenommen, und Wassiljew ist nach Polen versetzt worden. Iwan Petrowitsch hat den Wladimirorden bekommen, Oleschkin ist Exzellenz geworden.«
»Er ist ein guter Kerl!« sagte Oblomow.
»Ja, ja; er verdient es.«
»Ein sehr guter Kerl, er hat einen so sanften, gleichmäßigen Charakter«, fügte Oblomow hinzu.
»Er ist auch so dienstfertig«, bemerkte Sudjbinskij – »und weißt du, er hat nicht dieses Bestreben, sich vorzudrängen, einem zu schaden, ein Bein zu stellen oder zuvorzukommen ... er tut alles, was er kann.«
»Ein prachtvoller Mensch! Wenn man manchmal in den Akten etwas verdreht oder nicht beachtet hat und eine andere Folgerung, ein anderes Gesetz unterschoben hat, hat er gar nichts gesagt; er hat's nur von jemand anderem verbessern lassen. Ein ausgezeichneter Mensch!« schloß Oblomow.
»Unser Sjemjon Sjemjonitsch ist dagegen unverbesserlich«, sagte Sudjbinskij, »er versteht nur, Sand in die Augen zu streuen. Was er da vor kurzem angestellt hat: Aus den Gouvernements ist ein Prospekt eingelaufen, daß an den zu unserem Departement gehörigen Gebäuden Hundehütten, zum Schutze des Staatseigentums gegen Raub, errichtet werden; unser Architekt, ein tüchtiger, gebildeter und ehrlicher Mann, hat einen sehr mäßig berechneten Kostenanschlag zusammengestellt; das ist ihm plötzlich zu teuer erschienen, und er hat sich darangemacht, Erkundigungen darüber einzuziehen, was das Fertigstellen einer Hundehütte kosten kann. Er hat irgendwo herausgefunden, daß es um dreißig Kopeken weniger kostet, und reicht sofort einen Bericht ein.«
Es wurde wieder geläutet.
»Adieu«, sagte der Beamte, »ich hab' mich verplaudert, man wird mich dort gewiß schon brauchen ...«
»Bleib noch«, hielt ihn Oblomow zurück. »Ich werde mich bei der Gelegenheit mit dir beraten; ich habe ein doppeltes Unglück gehabt ...«
»Nein, nein, ich komme lieber dieser Tage wieder«, sagte er im Fortgehen.
Der liebe Freund ist im Schlamm versunken, er ist über die Ohren versunken, dachte Oblomow, ihm mit den Augen folgend. Er ist für die ganze übrige Welt blind, taub und stumm. Er wird es aber zu etwas bringen, wird mit der Zeit im Amte schalten und walten und einen hohen Rang erreichen ... Auch das heißt bei uns Karriere! Und wie wenig wird dabei beansprucht; wozu braucht man seinen Verstand, seinen Willen, seine Gefühle? Das ist ein Luxus! Er wird seine Spanne Zeit leben, und vieles, vieles, vieles wird in ihm nicht wach werden ... Und dabei arbeitet er von zwölf bis fünf in der Kanzlei und von acht bis zwölf zu Hause – der Unglückliche!
Er hatte das Gefühl friedlicher Freude bei dem Gedanken, daß er die Zeit von neun bis drei und von acht bis neun auf seinem Sofa verbringen konnte, und war stolz darauf, daß er keine Berichte zu erstatten und keine Akten zu schreiben brauchte und daß seine Gefühle und seine Phantasie freien Spielraum hatten.
Oblomow philosophierte und bemerkte nicht, daß neben ihm ein sehr schmächtiges, schwarzes Herrchen stand, das mit einem Backenbart, einem Schnurrbart und einer Fliege ganz bewachsen war. Er war mit absichtlicher Nachlässigkeit gekleidet.
»Guten Tag, Ilja Iljitsch.«
»Guten Tag, Pjenkin; kommen Sie nicht so nahe heran, Sie bringen Kälte herein!« sagte Oblomow.
»Ach, Sie Sonderling!« sagte jener, »Sie sind noch immer derselbe unverbesserliche, sorglose Faulenzer!«
»Ja, sorglos!« sagte Oblomow, »ich werde Ihnen gleich den Brief vom Dorfschulzen zeigen; ich zerbreche mir in einem fort den Kopf, und Sie sagen, ich bin sorglos. Woher des Weges?«
»Aus der Buchhandlung. Ich hatte mich erkundigt, ob die Zeitschriften noch nicht erschienen sind. Haben Sie meinen Artikel gelesen?«
»Nein.«
»Ich schicke ihn her, lesen Sie ihn.«
»Worüber?« fragte Oblomow, heftig
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