Oblomow
bellen, und sowie sich Oblomow rührte oder das Pferd mit dem Huf stampfte, begann das Reißen an der Kette und ein andauerndes Bellen. Durch den Zaun rechts sah Oblomow einen endlosen Gemüsegarten mit Kohl, links ein paar Bäume und eine grüne hölzerne Laube.
»Sie wollen Agafja Matwejewna sehen?« fragte die Alte.
»Sag der Hausfrau,« antwortete Oblomow, »daß ich sie sprechen möchte; ich habe hier eine Wohnung gemietet ...«
»Sie sind also der neue Mieter, ein Bekannter von Michej Andrejtsch. Warten Sie, ich werde es bestellen.«
Sie öffnete die Tür, wobei ein paar Kinder von der Tür zurückprallten und schnell ins Zimmer liefen. Er hatte Zeit, eine Frau mit nacktem Hals und Ellbogen, ohne Haube, zu bemerken, sie war sehr weiß und ziemlich stark, lächelte, weil ein Fremder sie so gesehen hatte, und lief auch von der Tür fort.
»Treten Sie bitte ins Zimmer,« sagte die Alte, als sie zurückgekehrt war, führte Oblomow durch ein kleines Vorzimmer in einen ziemlich großen Raum und bat ihn, zu warten; »die Hausfrau kommt gleich,« fügte sie hinzu.
Und der Hund bellt immer noch, dachte Oblomow, das Zimmer betrachtend.
Plötzlich blieben seine Augen auf bekannten Gegenständen haften. Das ganze Zimmer war mit seinem Hab und Gut gefüllt: mit staubigen Tischen, auf das Bett gehäuften Sesseln, Matratzen, unordentlich durcheinandergeworfenem Geschirr und mit seinen Schränken.
»Was ist das? Es ist nichts geordnet und eingerichtet. – Was für ein Schmutz!«
Plötzlich knarrte hinter ihm die Tür, und in das Zimmer trat dieselbe Frau, die er mit nackten Ellbogen und nacktem Hals gesehen hatte. Sie war etwa dreißig Jahre alt, ihr Gesicht war voll und sehr weiß, so daß es schien, das Blut könnte nicht durch die Wangen dringen. Sie hatte fast gar keine Brauen, sondern nur zwei glänzende Streifen, die wie verschwollen aussahen und mit dünnem, hellem Haar bedeckt waren. Die grauen Augen waren gutmütig, wie auch der ganze Gesichtsausdruck; die Hände waren weiß, aber rauh, mit hervortretenden, großen blauen Aderknoten. Sie trug ein anliegendes Kleid; man sah, daß sie keinerlei Kunstgriffe anwandte und nicht einmal einen überflüssigen Rock trug, um den Umfang der Hüften zu vergrößern und den der Taille zu verringern. Infolgedessen konnte selbst ihre zugedeckte Büste, wenn sie keinen Schal trug, einem Maler oder Bildhauer als das Modell einer festen, gesunden Brust dienen, ohne daß dabei ihr Schamgefühl verletzt wurde. Ihr Kleid erschien im Vergleich mit dem eleganten Schal und der Paradehaube alt und abgetragen. Sie hatte keinen Besuch erwartet, und als Oblomow nach ihr fragte, warf sie über ihr Hauskleid ihren Sonntagsschal und deckte den Kopf mit der Haube zu. Sie trat schüchtern ein, blieb stehen und blickte Oblomow verlegen an.
Er erhob sich und grüßte.
»Ich habe das Vergnügen, Frau Pschenizin zu sehen?« fragte er.
»Ja,« antwortete sie. »Sie wollen vielleicht den Bruder sprechen?« fragte sie unschlüssig. »Er ist im Amt, er kommt nie vor fünf Uhr zurück.«
»Nein, ich wollte Sie sprechen,« begann Oblomow, nachdem sie sich möglichst weit von ihm auf das Sofa gesetzt hatte und die Enden ihres Schals betrachtete, der sie wie eine Decke bis zur Erde zudeckte. Sie hatte auch ihre Hände unter den Schal versteckt.
»Ich habe hier eine Wohnung gemietet; jetzt muß ich aus verschiedenen Gründen eine Wohnung in einem anderen Stadtteil suchen, ich bin also gekommen, um mit Ihnen zu sprechen ...«
Sie hörte ihm stumpf zu und sann dann ebenso stumpf nach.
»Mein Bruder ist jetzt nicht da,« sagte sie dann.
»Aber dieses Haus gehört doch Ihnen?« fragte Oblomow.
»Ja,« antwortete sie kurz.
»Da hab' ich geglaubt, daß Sie über die Angelegenheit selbst entscheiden können.«
»Ja, aber mein Bruder ist nicht da, er verfügt hier über alles,« sagte sie eintönig, indem sie Oblomow zum erstenmal ins Gesicht blickte und dann die Augen wieder auf den Schal senkte.
Sie hat ein einfaches, aber angenehmes Gesicht, dachte Oblomow nachsichtig, sie ist gewiß eine gute Frau! Jetzt steckte ein Mädchen den Kopf zur Tür herein. Agafja Matwejewna nickte ihm heimlich drohend zu, und es verschwand. »Und wo ist Ihr Bruder angestellt?«
»In der Kanzlei.«
»In welcher?«
»Wo man die Bauern einträgt ... ich vergesse immer, wie sie heißt.«
Sie lächelte treuherzig, und ihr Gesicht nahm noch im selben Augenblick seinen gewohnten Ausdruck an.
»Wohnen Sie hier allein mit
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