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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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darum, dieselbe einem anderen Mieter zu übergeben; ich werde auch selbst nach einem Reflektanten suchen.«
    Sie hörte stumpf blinzelnd zu.
    »Haben Sie die Güte, mit Ihrem Bruder bezüglich des Kontraktes zu sprechen ...«
    »Er ist ja jetzt nicht zu Hause,« wiederholte sie, »kommen Sie lieber morgen wieder; morgen ist Samstag, und er geht nicht in die Kanzlei ...«
    »Ich habe furchtbar viel zu tun und bin keinen Augenblick frei,« suchte Oblomow nach einer Ausrede. »Haben Sie die Güte, nur zu sagen, daß, da die Angabe in Ihren Händen bleibt und ich selbst nach einem Mieter suchen werde ...«
    »Der Bruder ist nicht da,« sagte sie eintönig, »er kommt noch immer nicht ...« Sie blickte auf die Straße. »Er geht hier vorüber, man sieht aus dem Fenster, wenn er kommt, er ist aber noch nicht da!«
    »Nun, ich gehe ...« sagte Oblomow.
    »Und was soll ich dem Bruder sagen, wenn er kommt? Wann ziehen Sie ein?« fragte sie, sich vom Sofa erhebend. »Richten Sie ihm aus, was ich Ihnen mitgeteilt habe,« sagte Oblomow, »daß ich eingetretener Umstände wegen ...« – »Sie sollten morgen kommen und mit ihm sprechen ...« wiederholte sie.
    »Ich kann morgen nicht.«
    »Also übermorgen, am Sonntag; nach der Messe gibt es bei uns Schnaps und einen Imbiß. Auch Michej Andreitsch kommt dann.«
    »Kommt Michej Andreitsch wirklich her?«
    »Das ist bei Gott wahr.«
    »Ich kann auch übermorgen nicht,« lehnte Oblomow ungeduldig ab.
    »Also dann nächste Woche ...« bemerkte sie. »Und wann werden Sie einziehen? Ich würde die Fußböden waschen und abstauben lassen.«
    »Ich ziehe nicht ein.«
    »Wieso denn? Und wo sollen wir Ihre Sachen hintun?«
    »Haben Sie die Güte, Ihrem Bruder zu sagen,« begann Oblomow wieder langsam, indem er die Augen starr auf ihre Brust richtete, »daß eingetretener Umstände wegen ...«
    »Er kommt noch nicht, man sieht ihn nicht,« sagte sie im selben Tonfalle, auf den Zaun blickend, der die Straße vom Hofe trennte. »Ich kenne seine Schritte; man hört auf dem Holzpflaster, wenn jemand geht. Es gehen hier wenige Menschen vorüber ...«
    »Werden Sie ihm dies bestellen und ihm alles sagen?« fragte Oblomow sich verneigend und der Tür zuwendend.
    »Er wird in einer halben Stunde selbst da sein ...« sagte die Hausfrau mit einer ihr sonst nicht eigenen Unruhe, als versuchte sie Oblomow mit der Stimme zurückzuhalten.
    »Ich kann nicht länger warten,« beschloß er, die Tür öffnend.
    Als der Hund ihn herauskommen sah, begann er wieder zu bellen und an der Kette zu zerren. Der Kutscher, der sich bis dahin auf den Ellbogen gestützt und geschlafen hatte, begann die Pferde zurückzutreiben, die Hühner stoben wieder aufgeregt auseinander, und aus den Fenstern schauten wieder ein paar Köpfe heraus.
    »Also ich werde dem Bruder sagen, daß Sie da waren ...« fügte die Hausfrau hinzu, als Oblomow in den Wagen stieg.
    »Ja, und sagen Sie ihm, daß ich eingetretener Umstände wegen die Wohnung nicht behalten kann und sie jemand anderm übergeben werde, er möchte auch selbst nach einem Mieter suchen ...«
    »Um diese Zeit kommt er sonst immer ...« sagte sie zerstreut zuhörend. »Ich werde ihm sagen, daß Sie noch einmal kommen werden.«
    »Ja, ich komme dieser Tage.«
    Der Wagen verließ, von verzweifeltem Hundegebell begleitet, den Hof und begann sich auf den Erdklumpen der ungepflasterten Gasse zu schaukeln.
    An deren entgegengesetzten Ecke erschien ein Mann mittleren Alters in einem schäbigen Überzieher, mit einem großen Pakete von Papieren unter dem Arm, mit einem dicken Stocke und in Galoschen, trotzdem ein trockener, heißer Tag war. Er ging rasch, indem er um sich blickte und so einherschritt, als ob er das Holztrottoir durchtreten wollte. Oblomow blickte ihm nach und sah, daß er ins Pschenizinsche Tor einbog. Jetzt kehrt wahrscheinlich der Bruder zurück! dachte er. Der Teufel soll ihn holen! Ich würde mit ihm eine Stunde sprechen müssen. Ich will aber jetzt essen, es ist so heiß! Auch wartet Oljga auf mich ... Ein andermal!
    »Fahr schneller!« rief er dem Kutscher zu.
    Ich müßte aber eine andere Wohnung ansehen! fiel ihm plötzlich ein, indem er sich umschaute und die Zäune betrachtete. Ich muß wieder zurück auf die Morskaja und die Konjuschennaja. Das nächste Mal! entschied er. 
    »Fahr schneller!«

Drittes Kapitel
    Ende August stellten sich Regentage ein, und in den Landhäusern, in denen Öfen waren, begannen die Schornsteine zu rauchen; in denen es aber

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