Oblomow
als einmal wie in Oblomowka beim Zischen des eingefädelten und dem Knistern des abgebissenen Fadens ein.
»Hören Sie doch zu arbeiten auf, Sie werden müde werden«, versuchte er ihrem Eifer Einhalt zu gebieten.
»Gott liebt die Arbeit!« antwortete sie, ohne die Augen und die Hände von der Arbeit zu wenden.
Der Kaffee wird ihm ebenso sorgsam, appetitlich und schmackhaft zubereitet wie anfangs gereicht, als er vor ein paar Jahren in die Wohnung eingezogen war. Suppe mit Gekröse, Makronen mit Parmesan, Fischpasteten, Betensuppe und selbstgezüchtete junge Hühner lösten einander in strenger Reihenfolge ab und brachten in die eintönigen Tage des kleinen Hauses eine angenehme Abwechslung. In die Fenster schienen von früh bis spät freudige Sonnenstrahlen, die eine Hälfte des Tages von der einen und die zweite Hälfte von der anderen Seite, dank der Gemüsegärten von beiden Seiten ganz unbehindert.
Die Kanarienvögel sangen lustig, die Geranien und die manchmal von den Kindern aus dem gräflichen Garten mitgebrachten Hyazinthen strömten in das kleine Zimmer ihren starken Duft aus, der sich auf eine angenehme Weise mit dem Rauche einer echten Havannazigarre und dem Geruch des Zimts oder der Vanille vermengte, welche die Hausfrau, energisch die Ellbogen bewegend, stieß.
Ilja Iljitsch schien sein Leben in einem Goldrahmen zu verbringen, in dem die Phasen des Tages, der Nacht und der Jahreszeiten wie in einem Diorama abwechselten; es gab sonst keine anderen Veränderungen und keine besonderen Vorfälle, die vom Grund des Lebens den ganzen, oft bitteren und trüben Satz hätten aufsteigen lassen. Von dem Augenblick an, da Stolz Oblomowka vom diebischen Schuldbrief des Bruders befreit hatte, und dieser mit Tarantjew für immer verschwunden war, hatte sich auch alles Feindliche aus Ilja Iljitschs Leben entfernt. Ihn umgaben jetzt einfache, gute, liebende Gesichter, die es zum Ziel ihres Daseins machten, sein Leben zu stützen und ihm dazu zu verhelfen, dasselbe nicht zu bemerken und zu fühlen. Agafja Matwejewna stand im Zenit ihrer Existenz; sie lebte und fühlte, daß sie sich auslebte, was sie früher nie getan hatte, sie konnte das aber wie bisher niemals in Worte kleiden, aber das fiel ihr, besser gesagt, auch gar nicht ein. Sie flehte nur Gott an, er möchte Ilja Iljitsch ein langes Leben schenken und ihn mit allem Leid, mit seinem Zorn und mit Not verschonen, und sich, die Kinder und das ganze Haus vertraute sie Gottes Gutdünken an. Aber ihr Gesicht äußerte stets ein und dasselbe Glück, das voll, befriedigt, wunschlos und folglich selten und bei einer jeden anderen Natur unmöglich war. Sie hatte zugenommen; die Brust und die Schultern strahlten gleichfalls Zufriedenheit und Fülle aus, in den Augen leuchteten Sanftheit und nur wirtschaftliche Sorgen. Zu ihr war dieselbe Ruhe und Würde zurückgekehrt, mit denen sie früher über das Haus und die gehorsame Anissja, über Akulina und über den Hausbesorger geherrscht hatte.
Sie geht nicht, sondern schwebt wie früher vom Schrank in die Küche und von der Küche in die Vorratskammer und erteilt langsam und gleichmäßig Befehle mit dem vollen Bewußtsein dessen, was sie tut.
Anissja ist noch flinker als bisher, weil es mehr Arbeit gibt; sie bewegt sich, läuft, arbeitet und sorgt sich um alles auf den Wink der Hausfrau. Ihre Augen sind sogar leuchtender geworden, und die Nase, diese sprechende Nase, eilt immer ihrer ganzen Person voraus, glüht vor Sorgen, vor Gedanken und Absichten und spricht, wenn die Zunge auch schweigt. Beide sind der Würde ihrer Stellung und ihres Amtes angemessen gekleidet. Die Hausfrau hatte sich einen großen Schrank mit einer Reihe von Seidenkleidern, Mänteln und Mantillen angeschafft; sie bestellte ihre Hauben in der Stadt, fast auf der Litejnajastraße, ihre Schuhe stammten nicht mehr von dem Markt, sondern aus einem guten Geschäfte und ihr Hut sogar aus der Morskajastraße! Und Anissja zog, wenn sie mit dem Kochen fertig war, und besonders am Sonntag, ein wollenes Kleid an. Nur Akulina ging noch immer mit dem in den Gürtel gesteckten Kleidersaum herum, und der Hausbesorger konnte sich selbst während der Sommerferien nicht von seinem Schafpelz trennen. Von Sachar ganz zu schweigen. Dieser hatte sich aus dem grauen Frack eine Joppe gemacht, und man konnte nicht bestimmen, welche Farbe seine Beinkleider hatten und woraus seine Krawatte gemacht war. Er putzte die Schuhe, schlief dann, saß am Haustor, die wenigen
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