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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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sitzt ... die Königin alles dessen, was ihn umgibt, seine Gottheit ... eine Frau! seine Frau! Und unterdessen leuchten aus dem mit eleganter Einfachheit eingerichteten Speisezimmer einladende Lichter heraus, und drin wird der große, runde Tisch gedeckt. Der zu seinem Majordomus ernannte Sachar, der schon einen ganz grauen Backenbart hat, deckt den Tisch, stellt das angenehm tönende Kristall auf und legt das Silber herum, wobei er jeden Augenblick bald ein Glas, bald eine Gabel zu Boden wirft; dann setzt man sich zum reichlichen Abendbrot; da sieht er auch seine Jugendkameraden, seinen unveränderlichen Freund Stolz und andere bekannte Gesichter. Dann begibt man sich zur Ruhe ...
    Oblomows Gesicht rötete sich vor Glück; der Traum war so licht, lebendig und poetisch. Er fühlte auf einmal eine wahre Sehnsucht nach Liebe und stillem Glück, und es dürstete ihn plötzlich, die Felder und Hügel seiner Heimat zu sehen und sein Haus, seine Frau und seine Kinder zu haben ...
    Nachdem er etwa fünf Minuten auf dem Gesicht gelegen hatte, wandte er sich langsam wieder auf den Rücken um. Sein Gesicht leuchtete von einem sanften, rührenden Gefühl auf; er war glücklich. Er streckte seine Beine langsam und behaglich aus, so daß seine Beinkleider sich ein wenig hinaufschoben, doch er bemerkte diese kleine Nachlässigkeit gar nicht. Die gefälligen Träume trugen ihn leicht und frei, weit in die Ferne. Jetzt gab er sich seinem Lieblingsgedanken ganz hin; er dachte an die kleine Kolonie von Freunden, die sich in kleinen Dörfchen und Farmen, fünfzehn bis zwanzig Werst von seinem Gut entfernt, niederlassen würden, daran, wie sie sich der Reihe nach täglich versammeln würden, um zusammen zu Mittag zu essen, zu soupieren und zu tanzen; er sah nur heitere Tage und heitere, lachende, runde, rotbackige Gesichter mit einem Doppelkinn, deren Besitzer sich eines unverwüstlichen Appetits erfreuten; es würde ewiger Sommer, ewiger Frohsinn herrschen, man würde gut essen und süß faulenzen ...
    »Gott, ach Gott!« sagte er aus der Fülle seines Glückes heraus und erwachte. Vom Hof ertönte es fünfstimmig herein: »Kartoffeln! Sand, brauchen Sie keinen Sand? Kohlen! Kohlen! Steuern Sie, gütige Herrschaften, zur Erbauung eines Gotteshauses bei!« Aus dem benachbarten Neubau drang das Klopfen der Hacken und das Schreien der Arbeiter herüber, und auf der Straße hörte man die Wagen rasseln. Überall Stimmen und Bewegung!
    »Ach!« seufzte Ilja Iljitsch schmerzlich auf. Was das für ein Leben ist! Wie abscheulich dieser Großstadtlärm ist! Wann wird denn das ersehnte paradiesische Leben beginnen? Wann komme ich in die Felder und die vertrauten Wälder? dachte er. Jetzt würde er gern unter einem Baum auf dem Gras liegen, durch die Äste hindurch auf die Sonne blicken und zählen, wieviel Vögel sich auf die Zweige setzen. Und dann bringt irgendein rotbackiges Dienstmädchen mit nackten, runden und weichen Ellbogen und einem sonnengebräunten Hals bald das Mittagessen und bald das Frühstück herein; die Schelmin senkt die Augen und lächelt ... Wann denn diese Zeit? ... Und der Plan, der Dorfschulze und die Wohnung? tauchte es in seinem Gedächtnis auf.
    »Ja, ja!« sagte Ilja Iljitsch, »gleich, sofort!«
    Oblomow erhob sich rasch und richtete sich auf dem Sofa auf, ließ dann die Füße vom Sofa herabgleiten, schlüpfte auf einmal in beide Pantoffeln hinein und blieb eine Weile so sitzen; dann erhob er sich endgültig und blieb ein paar Minuten lang sinnend stehen.
    »Sachar, Sachar!« schrie er laut, auf den Tisch und das Tintenfaß blickend.
    »Was ist denn?« hörte man mit dem Sprunge zugleich. »Wie mich nur meine Beine tragen!«
    »Sachar!« wiederholte Ilja Iljitsch sinnend, ohne den Blick vom Tisch zu wenden. »Höre einmal, Bruder ...« begann er, auf das Tintenfaß hinweisend, versank aber, ohne den Satz zu vollenden, in seine Gedanken. Jetzt streckten sich seine Arme nach oben aus, die Knie sanken ein, er begann sich zu strecken, zu gähnen ... »Wir hatten dort noch«, begann er langsam, sich noch immer streckend, »ein Stück Käse, und ... gib mir Madeira; es ist noch weit bis zum Mittagessen, und ich werde jetzt ein wenig frühstücken ...«
    »Wo hatten wir einen?« sagte Sachar. »Es ist nichts geblieben ...«
    »Wieso ist nichts geblieben?« unterbrach ihn Ilja Iljitsch. »Ich erinnere mich ganz genau; es war noch ein so großes Stück da ...«
    »Nein, nein! Es ist gar nichts zurückgeblieben!«

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