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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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geschlagen wird. Dann lege ich mich aufs Sofa; die Frau liest mir etwas Neues vor; wir unterbrechen die Lektüre und debattieren ... Jetzt kommen die Gäste, zum Beispiel du mit deiner Frau.«
    »Was, du läßt auch mich heiraten?«
    »Natürlich! Dann noch zwei, drei Freunde, immer dieselben Gesichter. Wir setzen das gestrige, unvollendete Gespräch fort; es wird gescherzt oder es tritt auch ein beredtes Schweigen, eine Nachdenklichkeit ein – nicht infolge des Verlustes eines Amtes oder einer Angelegenheit im Senat, sondern infolge der Fülle verwirklichter Wünsche –, das Sinnen des Glückes ... Man hört keine Philippika, die mit Schaum auf den Lippen den Abwesenden zugeschleudert wird, du fängst keinen Blick auf, der auch dir dasselbe verspricht, sobald die Tür hinter dir zugefallen ist. Mit demjenigen, der uns nicht lieb ist, der schlecht ist, teilen wir unser Brot und Salz nicht. In den Augen der Anwesenden sieht man Sympathie, beim Scherz hört man ein aufrichtiges, gutmütiges Lachen ... Alles kommt von Herzen! Was in den Augen und in den Worten ist, ist auch im Herzen! Auf das Mittagessen folgt Mokka und eine Havanna auf der Terrasse ...«
    »Du malst mir dasselbe, was auch bei den Vätern und Großvätern war.«
    »Nein, das ist nicht dasselbe«, entgegnete Oblomow, fast beleidigt, »wieso denn? Würde sich denn meine Frau mit Pilzen und Eingesottenem befassen? Würde sie denn die Garnsträhne zählen und die Leinwand messen? Würde sie denn die Mägde auf die Backen schlagen? Hörst du! Wir haben Noten, Bücher, ein Klavier, elegante Möbel!«
    »Nun, und du selbst?«
    »Ich würde selbst keine vorjährigen Zeitungen lesen, würde nicht in einer Kalesche fahren und nicht Mandeln und Gänse essen, sondern ich würde meinen Koch im englischen Klub oder beim Gesandten lernen lassen.«
    »Nun, und dann?«
    »Dann, wenn die Hitze nachläßt, würden wir einen Wagen mit dem Samowar und dem Dessert in den Birkenhain oder aufs Feld, aufs gemähte Gras schicken, würden zwischen den Garben Teppiche ausbreiten und so bis zur Okroschka 1 und dem Beefsteak schwelgen. Die Bauern kehren mit den Sensen auf den Schultern vom Felde zurück, dort führt man Heu vorüber, das den ganzen Wagen und das Pferd bedeckt; oben steckt aus dem Haufen eine blumenumwundene Bauernmütze und ein Kinderköpfchen hervor; dort singt eine Gruppe barfüßiger Frauen mit Sicheln in den Händen ... Plötzlich erblicken sie die Herrschaft, verstummen und verneigen sich tief. Eine davon hat einen sonnengebräunten Hals, nackte Ellenbogen und schüchtern gesenkte, aber schelmische Augen, sie gibt sich nur den Anschein, den Herrn zurückzuweisen, ist aber glücklich ... Pst! ... daß die Frau es nicht merkt, um Gottes willen!«
    Oblomow und Stolz lachten herzlich.
    »Es ist feucht im Felde«, schloß Oblomow, »es ist dunkel; der Nebel hängt wie ein umgestürztes Meer über dem Korn; die Pferde zittern an den Schultern und schlagen mit den Hufen; es ist Zeit heimzukehren. Im Hause flimmern schon Lichter; in der Küche hämmern die Messer; eine Pfanne voll Pilze, Kotelettes, Beeren ... Dann Musik ... Casta diva ... Casta diva! « sang Oblomow. »Ich kann an Casta diva nicht gleichgültig denken«, sagte er, nachdem er den Anfang der Kavatine gesungen hatte; »wie diese Frau ihr Herzleid klagt! Welche Trauer liegt in diesen Tönen! ... Und niemand um sie herum weiß etwas ... Sie ist allein ... Das Geheimnis lastet auf ihr; sie vertraut es dem Mond an ...«
    »Du liebst diese Arie? Das freut mich sehr; Olja Iljiuskaja singt sie sehr schön. Ich werde dich dort bekannt machen – ist das eine Stimme und ein Gesang! Und was ist sie selbst für ein entzückendes Kind! Übrigens urteile ich vielleicht nicht objektiv; ich habe eine Schwäche für sie ... Laß dich aber nicht ablenken«, fügte Stolz hinzu, »erzähle.«
    »Nun«, fuhr Oblomow fort, »was noch? ... Das ist alles! ... Die Gäste ziehen sich in die Seitengebäude und die Pavillons zurück; und am nächsten Morgen geht jeder seines Weges; der eine fischt, der andere nimmt das Gewehr, der sitzt einfach so da ...«
    »Einfach so, ohne etwas in der Hand zu haben?« fragte Stolz.
    »Was brauchst du denn? Vielleicht ein Taschentuch. Würdest du nicht so leben wollen?« fragte Oblomow, »was? Ist das nicht das Leben?«
    »Und immer dasselbe?« fragte Stolz.
    »Bis zu den grauen Haaren, bis zum Grabe. Das ist das Leben!«
    »Nein, das ist nicht das Leben!«
    »Wieso nicht? Was fehlt hier?

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