Obsession (German Edition)
Einfach mal abhauen, nur mit Shahin... exklusive Zweisamkeit genießen – das wäre doch was.
Gerade als ich mich wundere, wo Fabrice so lange bleibt, verdunkelt sich Shahins Miene, und er springt wie von der Tarantel gestochen vom Stuhl auf – »Was ...?«
Ohne ein Wort zu sagen, stürmt er in Richtung Treppe, die zu den Toiletten führt. Im ersten Augenblick frage ich mich, ob ihm vielleicht einfach nur schlecht geworden ist, doch Lars und Sven sind auch schon auf den Beinen und jagen ihm hinterher. Ich sehe, wie Sven im Laufen seine Waffe zieht. Warum zur Hölle ist er überhaupt bewaffnet, wenn er privat ausgeht???
»Fabrice ...!«, keucht René erschrocken.
Ich habe keinen Schimmer, was los ist, aber offensichtlich hat Shahin gespürt, dass Fabrice in akuter Gefahr ist. Und richtig, als René und ich hinter Lars und Sven eintreffen, sehe ich Fabrice, der von einem Typen festgehalten wird. Und zwar von demselben muskelbepackten Kerl, der sich in unserer Wohnung materialisiert hat! Ich meine zumindest, ihn wiederzuerkennen.
Schlagartig bin ich wieder nüchtern. In der Realität sieht der Typ noch gruseliger aus, als ich ihn in Erinnerung hatte!
Und er hält Fabrice ein langes, merkwürdig verziertes Messer an die Kehle. Der Kleine ist kalkweiß, seine Augen sind so groß wie Unterteller. Shit, was sollen wir jetzt tun?
Shahin, Lars und Sven beginnen, die beiden einzukreisen. Aber ich habe nicht den Eindruck, als würde der Typ Fabrice freigeben. Im Gegenteil. Sven hat seine Waffe zwar auf ihn gerichtet und wirkt ruhig und zu allem entschlossen, aber was, wenn der Kerl Fabrice einfach die Kehle aufschlitzt?
Ich spüre meinen eigenen Herzschlag, der quälend langsam wird – oder ist das nur die Zeit, die so langsam verrinnt? Als ich eine Bewegung neben mir sehe, greife ich instinktiv zu und halte René gerade noch rechtzeitig davon ab, sich einzumischen. Das würde alles noch viel schlimmer machen!
»Lasst mich vorbei!«, zischt der Muskeltyp leise. Er klingt wirklich gefährlich.
Aber Shahin schüttelt energisch den Kopf. Ich weiß nicht genau, was in ihm vorgeht, aber ich habe den Eindruck, als würde er auf einer anderen Ebene Kontakt zu dem Typen aufnehmen. Vielleicht ruft er auch nur Hilfe, ich weiß es nicht. – Wie auch immer, seine Gesichtsfarbe ist kaum noch gesünder als die von Fabrice.
Ich sehe den schmalen roten Streifen auf Fabrice’ Hals, wo das Messer seine Haut ritzt. Shahin scheint den Kerl jedenfalls für einen Moment abzulenken – und dann geht alles verdammt schnell. Lars und Sven sind wirklich ein gut eingespieltes Team, aber dass sie so schnell reagieren, hätte ich nicht für möglich gehalten. Mit einem Schlag auf den Arm bringt Lars Mr. Bodybuilder aus dem Konzept, der verliert dabei sein Messer, und Sven reißt Fabrice aus dessen Umklammerung. Noch immer hält er die Waffe auf den Kopf des Typen gerichtet, der tatsächlich ein wenig verdutzt dreinschaut. Hat er wirklich gedacht, gegen so viele Leute anzukommen?
»Sie sind verhaftet«, zischt Lars.
Fabrice ist bei der Aktion auf den Boden gestürzt und bleibt völlig still liegen. Wahrscheinlich steht er unter Schock. Aber noch ist der Kerl nicht festgenommen. Sven hält ihn zwar in Schach und Lars zieht die Handschellen hervor, aber in dieser Sekunde schiebt sich der Kerl eine kleine Kapsel zwischen die Lippen. Die Bewegung war so schnell, dass man sie kaum sehen konnte!
»Hey, der schluckt da was!«, ruft Lars erschrocken. Doch ihm wird – wie auch mir – augenblicklich klar, dass es zu spät ist, etwas zu unternehmen. Der Typ läuft blau an, keucht entsetzlich und bricht dann direkt vor unseren Augen zusammen. Zum Glück kippt er nicht auf Fabrice, der sich immer noch nicht bewegt hat!
Shahin reagiert als Erster und kniet sich neben Fabrice. Er wirkt völlig erschöpft, als er den Jungen an den Schultern nimmt und zu sich zieht.
René befreit sich aus meinem Griff und lässt sich ebenfalls neben Fabrice auf den Boden sinken. Und so sind alle beschäftigt ... Lars und Sven durchsuchen den Typen, der offensichtlich tot ist, Shahin und René kümmern sich um Fabrice, der erst jetzt leise anfängt zu stöhnen, und ich – ich bin der Einzige, der dieses komische Ding sieht! Es ist auf einmal da, hat sich einfach im Raum materialisiert! Ich glaube zunächst nicht, was ich sehe ... Aber dieses Ding ist ganz deutlich SICHTBAR, so deutlich wie die »Engel«, die mich begleitet haben, bis Shahin in mein Leben trat ... eine
Weitere Kostenlose Bücher