Obsession (German Edition)
mit demselben, wohlgemerkt. Und wir haben absolut keine Spur«, fügt Horst mit Bitterkeit in der Stimme hinzu.
Das macht mich nun wirklich nachdenklich. Soll ich versuchen, mehr herauszufinden? Wenn ich mir die Haare kurz schneide, erkennt mich doch keiner in Frankfurt. Ich könnte theoretisch anschaffen gehen, es wäre ja nicht das erste Mal, nur diesmal nicht, um mein Studium zu finanzieren, sondern um eine Spur zu finden.
»Ich hab da vielleicht eine Idee ... aber darüber muss ich nachdenken«, sage ich langsam, überlegend.
»Gut. Derweil werde ich euch die Schwierigkeiten vom Hals schaffen«, verspricht Schmeling mir. »Aber vergiss es nicht, auf keinen Fall: Wenn dir etwas einfällt, dann melde dich. Keine Alleingänge diesmal, denn wenn es etwas Okkultes ist, ein Verein oder eine Sekte, die dahintersteckt, dann kann das verdammt noch mal gefährlich werden. Und dazu bist du mir zu wertvoll.«
Nettes Eingeständnis, »Kollege«.
»Wenn du in Frankfurt was brauchst, wendest du dich an meinen Studienkollegen Hermann Blittersberg. Schreib dir mal seine Handynummer auf.«
Ich notiere, verspreche Schmeling, natürlich nichts zu unternehmen, und denke darüber nach, wie ich dieses Versprechen am besten umgehen kann und am sinnvollsten an die Täter herankomme.
Die Idee, mir einen neuen Haarschnitt zu verpassen, ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Nicht heute, aber in der nächsten Zeit. Und ich sollte dann am besten nicht mehr jeden Tag im »Addiction« sein, damit das nicht auffällt. Brix wird durchdrehen, wenn er das erfährt. Aber ich werde es ihm dennoch sagen ... irgendwann, wenn es an der Zeit ist ... und er wird mich nicht daran hindern, hoffe ich.
Das Fax rattert, und Schmeling faxt mir die versprochenen Unterlagen. Mist, es war doch gut, Fabrice mitgenommen zu haben. Scheint, als wäre es ganz gut für ihn, wenn er noch ein paar Tage länger hier bleiben würde. Ich nicke bestätigend, nehme die Unterlagen unter den Arm, unter denen sich auch die Personenbeschreibung des vermutlichen Mörders befindet, und gehe in die Küche zurück, wo Brix gerade dabei ist, den Tisch abzudecken, an dem Fabrice noch sitzt und Kaffee trinkt.
»Hey«, grüße ich die beiden. »Fabrice, ich denke, wir beide fahren gleich mal zu dir und holen ein paar Klamotten für die nächste Zeit. Es wäre besser, wenn du noch hier bleibst.«
Zwei Augenpaare mustern mich, Fabrice eher aufgeregt, Brix verwirrt und verwundert.
»Du hattest recht«, sage ich ernst zu Fabrice. »Der Typ ist gefährlich, und ich befürchte, die Gefahr ist noch nicht vorbei.« Ich reiche Brix wortlos den Stapel Papier, und er beginnt zu lesen.
Je länger mein Freund liest, desto mehr runzelt er seine Stirn, und desto ruhiger wird er.
»Okay«, antwortet er. »Ihr fahrt zu Fabrice, aber seid vorsichtig. Ich kümmere mich inzwischen um ein paar Dinge und darum, dass wir in Zukunft nur noch gemeinsam Dienst haben. Was hast du vor?« fragt er mich, leicht besorgt.
»Mhm, könnte sein, dass ich einen Weg gefunden habe, an den Mörder ranzukommen. Das ist allerdings ein Spiel mit dem Feuer, aber ich bin mir sicher, dass das Risiko nicht zu groß ist.«
Der fragende Blick meines Mannes bereitet mir Kopfzerbrechen.
»Ganz einfach«, antworte ich in belanglosem Ton. »Ich werde in der nächsten Zeit meinen alten Job wieder aufnehmen, ein bisschen Facelifting betreiben und dann hoffen, dass er darauf anspringt und versucht, an mich heranzukommen.«
Brix schüttelt den Kopf. »Das gefällt mir nicht, Shahin. Das gefällt mir überhaupt nicht.« Er schaut mich dabei direkt an, und ich kann seine Gefühle nur allzu deutlich sehen.
Er hat Angst um mich, Sorge, er ist zutiefst beunruhigt, entschlossen, mich zu schützen und – er liebt mich.
»Ich dich auch«, murmele ich, lasse mich aber nicht beeindrucken. »Brix«, bitte ich in versöhnlichem Ton. »Ich werde aufpassen ... und außerdem bin ich nicht so unbedarft, wie er glauben wird. Und da er keine Schusswaffen benutzt, sondern höchstwahrscheinlich nur Stichwaffen und okkultes Zeug, bin ich ihm mindestens gleichwertig. Außerdem habe ich doch Hilfe ...«, deute ich an und meine damit meinen direkten Draht zu Sachmedia, der löwenhäuptigen Göttin aus dem Land der Pyramiden, die mir bereits zu Beginn unserer Beziehung beigestanden hat, als Brix durch einen Fluch schwer erkrankt war und ich ihn heilen konnte. Die Göttin, die ich in meiner Kindheit einmal als Löwin durch das
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