Obsession (German Edition)
Lager unseres Stammes streifen sah und die mir diese Kette mit dem roten Stein geschenkt und eine ganze Menge über das Leben und die Mysterien darin erzählt hatte. Die ... uhm... Frau, der ich meine Fähigkeiten verdanke.
»Und außerdem«, stichele ich, um vom Thema abzulenken, »Wolltest du dich heute nicht mit deiner Supermarktbekanntschaft treffen?«
Brix verdreht die Augen, weil ihm wieder einfällt, dass er ja heute das Date mit der Frau hat, die ihm getrocknetes Johanniskraut und Selleriepulver als potenzsteigerndes Mittel angeboten hatte, und der er den Einkauf vorgelegt hat, als ihre ec-Karte defekt war. By the way, Ahnung hat die Gute ja schon, denn tatsächlich ist die Kombination aus beiden Drogen potenzfördernd ... aber das wollte ich Brix besser nicht sagen, sonst hätte er vermutlich auf das Date gepfiffen oder so. Wer weiß, wofür das gut ist, wenn er doch geht?
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Brix aufsteht und zu mir kommt. Er legt die Arme von hinten um mich und drückt mich wortlos. Sein Gedanke, ich möge doch bitte auf mich aufpassen, erdrückt mich schier, aber ich schweige, nicke nur. Dann gehe ich zu den Schränken und suche mir die passende Kleidung heraus, ziehe mich an, schnappe mir Fabrice und unseren Autoschlüssel und bugsiere den Kleinen zum Auto, das immer noch so vor dem »Add’s Bath« steht, wie wir es zurückgelassen haben.
23
Shahin
»Wo wohnst du eigentlich?« Dafür, dass ich absolut keine Ahnung habe, wo Fabrice eigentlich wohnt, bin ich ziemlich forsch in Richtung Cityring gefahren und könnte jetzt zum Beispiel nach links zum Hauptbahnhof abbiegen oder nach rechts zur Autobahn.
»In Offenbach«, antwortet Fabrice mir verlegen, denn Offenbach hat nicht gerade den besten Ruf in Frankfurt, und das, obwohl schätzungsweise dreißig Prozent der Frankfurter Szenegänger aus Offenbach stammen. Ich zucke mit den Schultern und biege der Zeit wegen einfach auf die Autobahn ab, die um diese Zeit noch relativ frei sein dürfte. Und richtig, sowohl das Frankfurter Kreuz als auch die A3 sind gut befahrbar. Weil ich mich in Offenbach ganz gut auskenne und Fabrice in der Goethestraße, also in der Nähe der Autobahnabfahrt, wohnt, dauert die Fahrt auch nicht allzu lange. Wir parken im Hof und gehen durch den Keller in den vierten Stock, wo Fabrice mit Katrin, einer Studienfreundin, in einer WG lebt.
Fabrice schließt auf, und wir betreten die Wohnung, die sehr klein ist.
»Komm am besten mit in die Küche«, schlägt der Kleine vor. Er geht ein paar Schritte vor mir her, schiebt einen Vorhang aus vielen kleinen Holzteilen, die an Schnüren befestigt sind, beiseite, und bietet mir O-Saft an. Ui, wie nett, der perfekte Gastgeber. Aus dem Kleinen könnte noch was Vernünftiges werden, stelle ich fest, innerlich grinsend.
»Warte hier, ich hol nur schnell ein paar Klamotten«, bittet Fabrice. Dann geht er nach nebenan, und ich höre ihn umherlaufen und Geklapper, Herumräumen, ganz so, als würde er etwas Schabendes über den Boden ziehen. Dann höre ich Türenklappen hinter mir, und eine junge Frau – vermutlich seine Studienfreundin – mit langen schwarzen Haaren und einem ausgewaschenen Rollkragenpulli über der ausgefransten Jeans erinnert sie mich an »Wenzel, Boller, Smedman, Trotha«, die WG aus dem Haus, in dem ich in Berlin gewohnt habe – kommt in die Küche.
»Oh«, sagt sie und starrt mich an, »Eigentlich hatte ich Fabrice erwartet.«
Ich lächele sie an. »Der ist nebenan und packt«, sage ich ihr freundlich, aber da steht Fabrice auch schon in der Küche.
»Hi Katrin«, grinst er sie an.
»Wo gehst du hin?«, herrscht Katrin ihn an.
Fabrice schaut seine Studienfreundin verwundert an. »Ein paar Tage zu Freunden, warum?« Der Gesichtsausdruck der Freundin ist ziemlich genervt.
»Weil seit gestern laufend dieser komische Typ hier auftaucht, nach dir fragt und mir tierisch auf die Nerven geht. Der hat mich heute früh um vier aus dem Bett geklingelt, gesagt, er wäre ein Freund von dir und müsse dich dringend sprechen.« Sie verdreht die Augen. »Kannst du mir verraten, was das soll?«
Fabrice schüttelt den Kopf. »Das war bestimmt kein Freund von mir«, bekräftigt er, bevor er dann auf mich deutet. »Das ist übrigens Shahin, ein Arbeitskollege von mir aus dem »Addiction«. Gestern hat mir so ein ekelhafter Typ erst Geld für Sex geboten und mich dann bedroht, als ich nicht wollte. Shahin meint«, und bei diesen Worten himmelt er mich fast schon
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