Obsession (German Edition)
mit einem schwarzen Schwert. Ohne ein weiteres Wort schlägt der junge Mann dem durchscheinenden Besucher den Kopf ab, es riecht nach Tod und Verderbnis ... nach faulen Eiern und verbranntem Fleisch, um genau zu sein. Die junge Frau bückt sich derweil unter mein Sofa und zieht ihre Hand mit einem raschen Griff wieder hervor. In ihren Händen hält sie einen Stab, den sie scharf anschaut. Ob durch diesen Blick, oder durch Zufall, ich weiß es nicht ... aber er geht sofort in Flammen auf. Die junge Frau lächelt uns zu, berührt den jungen Krieger am Oberarm, und sie verschwinden sofort mit einem leichten Ploppen – grußlos.
Ich kauere immer noch auf dem Boden, auch noch, als Brix zu mir tritt, hinter mir auf ein Knie sinkt, und mich beschützend von hinten umarmt. Nun lasse ich mich einfach nach hinten fallen, und spüre, dass er mich hält und wie gut das tut. Mein Atem geht schwer, und ich ringe mit meiner Fassung. Tränen der Erleichterung rinnen über meine Wangen, während Brix mich hält. Dann beginnt er, mir die Tränen vom Gesicht zu küssen. Dabei redet er beruhigend auf mich ein, streichelt meine Schultern, bis ich mich wieder beruhige.
Ich zittere am ganzen Körper, als Brix mich zurück ins Schlafzimmer führt, wo Fabrice mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen im Bett liegt. Hat er etwas mitbekommen? Ich hoffe nicht, ich habe zumindest einen anderen Eindruck, als ich mich wieder ins Bett lege und Brix zu mir kommt, mich ganz sachte zudeckt und sich dann dazulegt, mich wärmt, hält und beschützt, bis ich nach einer ganzen Weile endlich meine gewohnte Ruhe wieder finde.
Ja, spätestens jetzt habe ich begriffen, dass die »Kinder der Isis« keine gewöhnliche Sekte ist, die ihre Mitglieder unter Druck setzt, erpresst und finanziell ausnimmt. Sie sind auch keine gewöhnlichen Kriminellen. Sie setzen Magie ein und das auf deutlich unangenehme Art und Weise. Das bedeutet, wir haben jetzt Krieg. Und zwar an allen Fronten.
Ich umfasse Brix’ Handgelenk mit meiner Linken und ziehe sein Gesicht mit meiner Rechten in seinem Nacken ganz nah an meine Lippen.
»Bitte«, flüstere ich, »Frag mich nicht. Lass uns irgendwann darüber reden, aber nicht heute und vor allem nicht jetzt!«
Sein Gesicht zeigt Unverständnis und Widerwillen, aber er nickt. »Wie du meinst«, antwortet er mir.
»Danke«, wispere ich, bevor ich endgültig das Bewusstsein verliere.
30
Brix
Als wären die Erlebnisse dieser Nacht nicht schon schlimm genug gewesen ... nein, Herr El Houssaine muss auch noch zusammenklappen. Mitten im Bett, einfach weggetreten. Und sein Wunsch, nicht über diesen Besuch zu sprechen, lässt mich einfach nur noch den Kopf schütteln. Glaubt er etwa, ich würde das einfach ignorieren? Es zulassen, dass ein Wildfremder, der noch dazu darauf aus ist, mir und meinem Geliebten Schaden zu bringen, ungehindert meine Wohnung betreten darf, noch dazu auf einem Weg, den ich nicht kontrollieren oder verhindern kann?
Mit diesen Gedanken bringe ich Shahin zunächst in die stabile Seitenlage, damit er nicht erstickt, fühle seinen vorhandenen Puls und prüfe die ungehinderte Atmung, als mein Handy zu klingeln beginnt. Wer ruft denn jetzt an? Es ist halb fünf Uhr morgens, und es klingelt munter weiter, so als wüsste der oder die am anderen Ende sehr genau, dass ich wach bin. Das macht mich stutzig, und ich gehe dran.
»Hallo?!« – »Brix?« Eine Frauenstimme ist dran. »Hier ist Nora. Geht es dir gut?« Sie klingt besorgt. Dazu hat sie auch allen Grund, denn ich schwanke gerade zwischen Erleichterung darüber, dass nicht zum Beispiel Carlos gerade anruft und Ärger, dass sie ausgerechnet zu einer solchen Zeit anruft ... was bildet sie sich eigentlich ein, wer sie ist?
»Du wunderst dich sicher, dass ich anrufe, Brix«, kiekst sie, aber es kommt mir plötzlich gar nicht mehr so lächerlich vor. Es ist halt ihre Art zu reden, da kann sie ja nichts für.
»Mhm«, erwidere ich. Soll sie mal zum Punkt kommen, schließlich muss ich mich um Shahin kümmern.
»Ich weiß, wo er wohnt.« Wo wer wohnt?
»Wer denn?«, frage ich, und erahne die Antwort.
»Na, euer nächtlicher Besuch von eben. Ich habe die Energiefäden verfolgt, die er gesponnen hat, als er zu euch gekommen ist, und als die Priesterin seinen Astralkörper vernichtet hat, ist sein Bewusstsein und seine Essenz über die Energiefäden geflüchtet – und ich weiß, wohin.« Oh ...
»Nora, ich ... ich ...«,
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