Obsession (German Edition)
stottere ich.
»Lass mich raten«, kichert sie. »Du hast von nichts eine Ahnung und fühlst dich total unsicher.« That’s it.
»Yep«, erwidere ich lapidar.
»Okay«, sagt sie. »Ich komme gegen halb zehn vorbei und sichere eure Wohnung so, dass das nie wieder passiert. Bis dann.« Und dann legt sie auf, ohne meine Erwiderung abzuwarten.
Ich bin jetzt vollends verwirrt. Ich stehe alleine und ohne erkennbares Ziel mitten im Schlafzimmer und starre aufs Bett, in dem Shahin inzwischen tief zu schlafen scheint und Fabrice gerade damit beschäftigt ist, das zweite Stück aus dem Bettrahmen zu sägen, zumindest dem Geräusch nach. Sein Schnarchen ist wirklich penetrant, bemerke ich.
Und ich habe absolut keine Ahnung, wie ich Shahin erklären soll, dass um halb zehn – also in knapp fünf Stunden – Nora kommt und unsere Wohnung vor derartigen Besuchen schützen will ... wird, was auch immer. Und – was mir gerade klar wird – es nervt mich unwahrscheinlich, wie sehr Shahin und Fabrice miteinander rumspielen. Ich meine, was soll denn das? Warum lässt Shahin sich von Fabrice vögeln? Klar, natürlich, weil er ihm was beibringen will. Und sie reden, kuscheln, und überhaupt ... Ich fühle mich vernachlässigt, weil ich es nicht gewohnt bin, die Nähe und die Zärtlichkeit, die Aufmerksamkeit meines Mannes mit einem anderen zu teilen, und dann noch mit Fabrice, der mich laufend anschaut wie ein unschuldiges Kind. Ich kann machen, was ich möchte, aber Shahin schaut jedes Mal erst nach Fabrice ... ob es ihm gut geht, ob er sich wohlfühlt, wie ein Vater oder großer Bruder, der seinen kleinen Anverwandten oder Anvertrauten behütet. Fabrice ist auch ein Mann, und nicht einmal ein unattraktiver ... aber ist er ein Konkurrent?
31
Brix
Irgendetwas hat mich geweckt, auch wenn ich nur herumgedöst habe. Ich habe nämlich auf Shahin aufgepasst und über seinen Schlaf gewacht. Wie spät? Uhm ... ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass es gerade mal kurz nach acht ist. Anderthalb Stunden Zeit bis zum Besuch von Nora. Wie gesagt, irgendwas hat mich geweckt. Aber was? Ich drehe meinen Kopf zur Seite, weil von da ein merkwürdiges Geräusch kommt. Ein Ächzen, und genau das hat mich aus dem Schlaf gerissen. Als ich sehe, was oder besser wer dieses Geräusch verursacht, muss ich lachen. Fabrice versucht gerade, aufzustehen.
»Ich kann mich kaum bewegen«, sagt er kläglich.
Shahin ist – Gott sei Dank! – ebenfalls aufgewacht. Auch er beobachtet amüsiert, wie Fabrice sich mit einem weiteren Ächzen aus dem Bett stemmt. Armer Junge. Aber mich überrascht es nicht, dass er heute so einen bösen Muskelkater hat. Das hatte ich ja bereits vorausgesagt. Mit steifen Beinen humpelt er aus dem Schlafzimmer. Ich ziehe derweil Shahin in meine Arme.
»Guten Morgen, mein Schatz. In anderthalb Stunden bekommen wir Besuch.«
Shahin schaut mich aus immer noch völlig verwirrten Augen an.
»Au verdammt«, hören wir Fabrice fluchen.
Shahin grinst. »Vielleicht sollte er ein heißes Bad nehmen?!«
Er ist sofort wieder in seiner Beschützer-Rolle, stelle ich fest. Fehlt nur noch, dass er jetzt aufsteht, um mit Fabrice zu baden oder dem Jungen eine entspannende Massage verpasst!
»Was ist los?«, fragt Shahin sofort und runzelt die Stirn.
»Ach, nichts«, weiche ich aus. Ich komme mir inzwischen ein bisschen albern vor mit meinen Befürchtungen.
Shahin umfasst mit beiden Händen mein Gesicht. »Was hast du?« – »Mhm, ich habe mich gefragt, ob du jetzt mit Fabrice baden gehen willst ...«
Shahin schaut mich erstaunt an. Ich sehe förmlich, wie es in seinem Kopf arbeitet. Verhalte ich mich wirklich so strange? Schließlich scheint Shahin zu begreifen. Er schüttelt jedenfalls den Kopf.
»Du bist ...«, er zögert, weiß offensichtlich nicht, ob er es wirklich sagen soll. »Du bist eifersüchtig, Brix!«
»Nein, auf keinen Fall!«, streite ich vehement ab. Warum muss er nur immer den Nagel auf den Kopf treffen? Er lächelt mich an, ungläubig. Aber mit ganz viel Liebe, Vertrauen und Zuneigung in den Augen. Und ich könnte mir schon jetzt in den Hintern treten, dass ich auch nur einen Augenblick lang gefürchtet habe, dass Shahin mit Fabrice etwas Ernstes anfängt.
»Es ist nur so ...«, versuche ich zu erklären, »... dass zwischen Fabrice und dir ...« Weiter komme ich nicht, denn Fabrice kehrt von seinem Ausflug ins Bad zurück. Mist, verdammter. Ich will nicht, dass so etwas unausgesprochen zwischen uns ist.
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