Obsession (German Edition)
Shahin drückt mir beruhigend die Schulter. Okay, habe ich wohl daneben gelegen mit meiner Vermutung.
Später sitzen Shahin und ich zusammen und frühstücken. Fabrice hat sich wieder hingelegt und schläft wie ein Stein.
»Du hattest vorhin Besuch erwähnt«, lässt Shahin beiläufig fallen. Okay, er hat es also nicht vergessen.
»Nora kommt nachher«, antworte ich ihm. »Du weißt schon, die ich im MiniMal kennengelernt habe.«
Shahin nickt geistesabwesend. »Schön. Dann hast du ja Beschäftigung, und ich kann noch etwas schlafen.« Kein Wort über unseren nächtlichen Besuch.
»Was hast du jetzt geplant?«, frage ich ihn. »Ich meine, was Fabrice’ Aufenthalt hier betrifft.«
Shahin schaut hoch und sieht mich nachdenklich an. »Ich denke, er sollte erst einmal hierbleiben, bei uns. Ich habe nämlich langsam ein schlechtes Gefühl, was diese Käfer-Typen betrifft. Und das heute Nacht dürfte deutlich gemacht haben, dass wir alle in Gefahr sind.«
Ich nicke langsam. Er hat recht. Und genau, wie ich es geahnt hatte, fängt Shahin dann doch mit diesem Thema an. »Brix, du hast wirklich keinen Grund, eifersüchtig zu sein.« Nein? Bist du sicher, Hase?
»Weißt du, ich habe mich länger mit Fabrice unterhalten. Und – er steht auf dich! Deswegen ist er immer zu dir gekommen, wenn er Probleme hatte.« Fabrice steht auf mich?!? Ich bin baff erstaunt. Damit habe ich ja im Leben nicht gerechnet. Shahin lacht über meinen – vermutlich – dämlichen Gesichtsausdruck.
»Du schaust, als wäre dir das vorher noch nie passiert«, stichelt er. Na ja, schon ... ich meine ... das eine oder andere Mal gab es schon Typen, die mich angehimmelt haben. Gregor, zum Beispiel, oder Chris. Und noch ein paar mehr zuvor, denen ich sicher echte Magenschmerzen bereitet habe. Aber darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Was gehen mich die Typen von »früher« an?
Also Fabrice ...
»Dafür, dass er angeblich auf mich steht, war er aber ganz schön ... zurückhaltend mir gegenüber«, bemerke ich und trinke einen Schluck Kaffee.
Shahin bestätigt dies. »Mhm, ja ... er hat wohl ein paar unangenehme Erfahrungen gemacht. Und da er sich immer in Typen wie dich«, er grinst mich frech an, »... verguckt, hat er einfach Angst gehabt, dass es ähnlich abläuft.« – »Typen wie mich?«, frage ich, und ziehe verdutzt die Augenbrauen nach oben. »Was soll denn das schon wieder heißen?«
Shahin grinst. »Ach, das willst du doch gar nicht so genau wissen.« Er will mich aufziehen, denke ich. Trotzdem sage ich: »Doch, das würde mich brennend interessieren.«
»Och ...«, macht Shahin. Es fällt ihm schwer, ein Grinsen zu unterdrücken.
»Jetzt sag schon«, drängele ich.
»Also ..., Fabrice gerät halt immer an egoistische Typen, die nur auf ihren Spaß aus sind und überhaupt keine Rücksicht nehmen«, erklärt er schließlich und grinst boshaft.
Ich schnaube empört. So bin ich nicht! ICH doch nicht! Okay, vielleicht war ich mal so. Vielleicht, aber das ist schon Ewigkeiten her. »Ich verstehe immer noch nicht, warum er dann vor mir Angst hat.«
Shahin sieht mich an, als wäre ich etwas schwer von Begriff. »Brix, mein Herz. Fabrice steht auf Typen, die so sind wie du. Und weil die oft ziemlich ruppig sind und ihm schon öfter wehgetan haben, hat er jetzt Angst. Es fällt ihm schwer, sich auf etwas Neues einzulassen.«
Ich will protestieren – ich und ruppig! Pah! Aber Shahins Blick lässt mich augenblicklich verstummen, obwohl ich noch gar nichts zu meiner Verteidigung vorgebracht habe. Okay, er hat recht, wie ich mir widerwillig eingestehen muss.
Ich sehe ihn an und versuche, in seinen dunklen Augen so etwas wie Ablehnung zu erkennen. Doch offensichtlich hat er mir die Parkplatz-Nummer verziehen, denn in seinen Augen schimmert grenzenloses Vertrauen und eine leise Belustigung. Gut, mein Schatz, du hast gewonnen – ich bin nicht gerade der altruistischste Mensch, und Einfühlungsvermögen ist auch nicht meine Stärke. Aber ich arbeite dran! Und da heute unser freier Tag ist, beschließe ich, jetzt damit anzufangen.
Tja, und gerade, als ich anfangen will, unglaublich nett zu sein, kommt Fabrice in die Küche und sieht aus, wie der Tod auf Latschen.
»Kaffee?«, frage ich ihn höflich.
Er setzt sich zu uns, das heißt, er lässt sich unglaublich langsam und vorsichtig auf dem Stuhl nieder. Und ich bemerke schon wieder seine Scheu mir gegenüber. Ich gieße ihm eine Tasse ein und schiebe sie über den Tisch zu ihm
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