Obsession (German Edition)
war Pete Grieger nicht mehr auffindbar, und verletzt scheint er auch nicht zu sein. Da kam uns die Idee, dass er irgendwas damit zu tun haben könnte.«
Das sind doch mal Neuigkeiten, denke ich. Schade nur, dass die beiden mir dazwischengefunkt haben, sonst wüsste ich jetzt wohl eine Menge mehr – oder läge mit durchgeschnittener Kehle unter irgendeinem Baum. Okay, ich werde ihnen keinen Vorwurf machen.
»Sag mal, wie viele eurer Kollegen sind denn noch auf den Fall angesetzt?«
Lars verdreht die Augen. »Nur Sven und ich. Unser Chef hat bisher noch keinen besonderen Elan gezeigt, was die Aufklärung dieser Mordserie betrifft. Wahrscheinlich gibt es wichtigere Sachen in Frankfurt als die Ermordung von ein paar schwulen Strichern. Ich habe sogar den Eindruck, dass wir ... hm, ausgebremst werden.«
Okay, dann sollten wir vielleicht mal reinen Tisch machen. Ich berichte den beiden noch alles, was ich weiß. Also den neuesten Ermittlungsstand aus meiner Sicht. Es kann nicht schaden, wenn wir zusammenarbeiten. Außerdem habe ich absolut keinen Vorteil davon, wenn sie mich für verdächtig halten.
Lars entspannt sich sichtlich, als er hört, was Brix und ich herausgefunden haben und er mich von seiner Verdächtigenliste streichen kann. Er setzt sich sogar zu mir auf die Bank und rückt näher. Die Begegnung mit »Herrn von und zu Astralkörper« lasse ich allerdings aus; ich glaube, das würde die beiden dann doch überfordern – oder an meinem Verstand zweifeln lassen.
Die Tatsache, dass Fabrice bedroht worden ist, die Tattoo-Theorie, die Drohungen, das Auftauchen des Typen in Fabrice’ Offenbacher Wohnung und die Sache mit den Museumseinbrüchen rücken meine »Kinder der Isis«-Theorie ins rechte Licht und machen sie plausibel.
»Gehst du nun anschaffen oder nicht?«, fragt Lars mich.
Ich grinse. »Nein, schon lange nicht mehr. Aber ich denke, es ist die beste Maskerade, wenn man Dinge erfahren möchte. Und viele Leute achten nicht mehr so sehr auf das, was sie erzählen, wenn sie denken, man schläft ... oder versteht schlecht deutsch.«
Sven schürzt die Lippen. »Schlecht ist die Idee nicht, aber vermutlich zu riskant. Wenn man dich nämlich im Auftrag abgreifen wollte, bist du bereits persönlich bekannt und damit in akuter Gefahr. War es Zufall, bist du spätestens jetzt auf deren Schirm. Und wenn’s wegen Griegers Beuteraster war, dann wird er sich Gedanken machen, wenn er dich so bald wieder hier sieht. Zeit, den Einsatz zu beenden, wenn du dich nicht noch mehr in Gefahr bringen willst. Und wir werden dich wohl besser nach Hause bringen.«
Lars grinst frech. »Aufs Revier können wir dich ja wohl kaum mitnehmen, ohne dass die Kollegen uns dazwischenfunken. Aber ich werde dir Handschellen anlegen, falls jemand uns beobachtet.«
»Ich finde die Sache mit Ferdinand in der »Turmklause« viel interessanter«, überlegt Sven halblaut. »Dieser Ferdinand, beziehungsweise dessen Vater, ist nämlich ein ganz hohes Tier in der deutschen Nachkriegsindustrie. Und ich schätze, er ist einige Hundert Millionen Euro schwer. Das würde zumindest einen Teil der Finanzierung dieser Sekte erklären, wenn er damit zu tun hat.« Er pfeift durch die Zähne. »Das macht das Ganze deutlich eine Nummer zu groß, aber jetzt an die Kripo abgeben, bevor wir etwas Definitives haben? Schiborowsky oder seine Kollegen reißen uns den Arsch auf, wenn wir die Pferde umsonst scheu machen.«
Ich ziehe eine Schnute. »Vielleicht hätte ich eine Idee ...«
Lars runzelt die Stirn. »Erzähl mal.«
Ich stütze mein Kinn auf meine Hand und bestelle noch einen Kaffee. »Ein guter Freund von mir hat mir die Telefonnummer eines Kollegen von euch gegeben, dem man vertrauen kann. Ein gewisser Hermann Blittersberg, soll ich den vielleicht mal anrufen?«
Sven überlegt immer noch. »Ich kenn den nicht, ehrlich gesagt. Weißt du, wo der arbeitet?«
Ich schüttele den Kopf. »Und es ist halb elf Uhr abends«, fügt Lars hinzu. »Bisschen spät, meinst du nicht?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich probier’s trotzdem mal«, füge ich an, fast schon trotzig, aber ich habe irgendwie den Eindruck, wir sollten mal langsam für etwas Unterstützung der beiden sorgen – wenn schon nicht offiziell, dann doch wenigstens inoffiziell. Also wähle ich die gespeicherte Nummer.
42
Shahin
»Blittersberg«, meldet sich eine sonore Stimme nach dem zweiten Klingeln.
»Hier spricht ...«, kann ich gerade noch sagen, als ich bereits
Weitere Kostenlose Bücher