Obsession (German Edition)
während du dir mit den anderen einen schönen Abend gemacht hast.«
Brix schluckt. »Aber du hast doch gesagt ... ist dir was passiert, mein Herz?«
Verdammt, er kann ja nichts dafür.
»Nein«, ich beruhige mich sichtlich. »Warte mal.« Ich stehe auf, gehe zum Tisch, ziehe den Ausweis aus meinem Portemonnaie, tappe im Dunkeln zurück zum Bett, stoße mir den Zeh am Rahmen des Bettes, das in letzter Zeit eigentlich nur noch auf dem Boden liegt, statt wie ursprünglich geplant an den vier Stahlseilen zu hängen.
»Verdammter Mist«, fluche ich und verziehe mein Gesicht vor Schmerzen. »Lies.«
Brix stutzt, liest und schaut mich fragend an.
»Seit heute, um genau zu sein, seit einer Stunde. Dank den »Kindern der Isis«.« Ich sehe absolut nicht glücklich aus, und Brix nimmt mich sofort in den Arm, auch wenn mich der Alkoholgehalt seiner Atemluft beinahe betäubt. Aber das ist mir jetzt egal. Hauptsache, ich bin zu Hause und liege im Bett, ohne dass mir jemand noch schaden kann. Es dauert ein bisschen länger als sonst, bis sich dieses Wohlgefühl in mir ausbreitet, das ich zum Einschlafen brauche, aber es gelingt mir.
44
Brix
Shahin sieht mir tief in die Augen. »Ich weiß, was du brauchst.« Oh, ja, das weißt du. Ohne den Blick abzuwenden, bückt er sich und zieht mir die Jeans über die Hüften, sehr langsam ... als es an der Tür läutet. Verdammt! Ausgerechnet jetzt! Die Grenze zwischen Erwachen und Dahindämmern erscheint mir heute das erste Mal fließend. Ich drehe mich mühsam im Bett um, öffne dabei die Augen ... und mache sie gleich wieder zu. Schock! Hell! Und hier klingelt es immer noch, aber ich weiß nicht, was es ist, das mich so weckt, denn mein verdammtes Handy klingelt anders und das normale Telefon auch. Mein Kopf platzt gleich, weshalb ich aufzustehen versuche, um diesem verdammten Klingeln ein Ende zu bereiten.
»Fuck«, raunze ich durchs Schlafzimmer, nicht wirklich mit meiner Stimme. Wo ist Shahin?
Nanu? Es dauert eine ganze Weile, bis mein vernebeltes Hirn begreift, dass das Klingeln von seinem Handy kommt, das in seiner Hosentasche steckt. Die Hose hat Shahin achtlos über einen Stuhl geworfen. Zu weit weg, um danach zu greifen. Also beschließe ich, nicht dran zu gehen – wofür gibt es eine Mailbox? Ich lasse mich zurück in die Kissen fallen. Stille. Ahh, wie schön. Die Erinnerung an IHN kehrt wieder ... der Anblick seiner Lippen, die meinen Schwanz umschlossen und geblasen haben. Doch sobald ich sie auf mir spüre, beginnt das Klingeln aufs Neue. Zur Hölle, warum bin ich hier und nicht zum Beispiel im Badezimmer? Dort würde ich das Handy einfach überhören ... Statt dessen krieche ich jetzt matt zum Fußende meines Bettes, angele nach Shahins Cargohose, zerre sie an einem Bein näher, wühle nach dem Handy und gehe ran.
»Hm?« Mehr bringe ich nicht zustande, dazu fehlen mir die Kräfte. Bevor ich eine Antwort erhalte, bin ich schon wieder eingeschlafen ... und schrecke wieder hoch, als ich die Stimme am anderen Ende höre.
»Hier ist Lars, guten Morgen, Shahin.«
Oh Shit. Was ist denn jetzt passiert?
»Ich bin nicht Shahin. Er ruft gleich zurück«, krächze ich im Tran und lege auf. Fuck! Fuck! Fuck! Wo ist Shahin, verdammt noch mal? Und wer ist Lars?
Ich trete meine Decke von mir, stehe mühsam und sehr, sehr langsam auf und schlurfe ins Bad. Nur keine hastigen Bewegungen, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf. Eigentlich wollte ich meinen Kopf so lange unter kaltes Wasser halten, bis ich einigermaßen wach bin, um danach Shahin zu suchen, aber ich finde ihn vorher – in unserem Badewannenpool, auf dem Rücken im Wasser liegend, inmitten von Rosenblüten und stark duftendem Wasser. Die Stereoanlage spielt irgendein klassisches Stück, das ich nicht wirklich kenne, und mir ist so gar nicht nach Aufstehen. Wie in Trance klettere ich ins Wasser, und Shahin, der mich eben erst bemerkt, dreht sich sofort zu mir um, stutzt und hält meinen Kopf über Wasser, denn ich bin schon wieder am Einschlafen beziehungsweise Wegdämmern.
45
Brix
Als ich wieder zu mir komme, liege ich auf unserer Couch. Die letzten Stunden habe ich im Koma oder in einem ähnlichen Zustand verbracht, zumindest fühle ich mich so.
Dabei werde ich das dumpfe, jedoch nicht näher einzuordnende Gefühl nicht los, etwas vergessen zu haben, ich weiß nur nicht, was. Neben mir liegt Shahin unter der Daunendecke, und nach der Farbe des Bezugs zu schließen, liegen wir wohl auf dem
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