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Obsession (German Edition)

Obsession (German Edition)

Titel: Obsession (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck , Wolfram Alster
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sonnengebräunt, blond, hat einen breiten Kopf und unzählige Narben am Hals und an den Armen. Auf dem Kopf hat er eine Baseballkappe und in der Hand hält er eine grüne Bomberjacke. Er beginnt, mich ein bisschen auszufragen, was mich mehr als verwundert. Dass ich kein potenzieller Kunde für ihn bin, müsste ihm wohl klar sein.
    »Pete«, so hat er sich mir vorgestellt, »Sag mal, was willst du eigentlich von mir?«, frage ich ihn also vorsichtig. Ich möchte ihn nicht verärgern, denn erstens sieht er nach einem ziemlich harten Typen aus, mit dem ich mich nur ungerne anlegen oder gar prügeln möchte, und zweitens würde ich gern erst den Grund dieses seltsamen Gesprächs erfahren. Dass er mich vergraulen will, um sein Terrain zu sichern, glaube ich nicht, denn dazu ist er viel zu nett – oder versucht zumindest, so zu wirken. Dennoch spüre ich instinktiv, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt. Aber was?
    Er ist auch nicht auf Sex aus, und wir unterhalten uns eigentlich eine Weile ziemlich gut, bis er anfängt, mir von seinem nächsten Kunden zu erzählen. Und da wird es richtig spannend! Denn Pete will einen Dreier für den Typen organisieren, der rein zufällig stinkreich ist und auch noch ägyptische Antiquitäten sammelt, Schmuckstücke, um genau zu sein, die eine ganze Menge Schotter wert sind. Haha, ich bin sicher, dass Pete nicht den geringsten Schimmer einer Ahnung hat, von was er da redet. Das Ganze hört sich nach einer Falle an, in die ich gerne hineintappen werde. Aber bestimmt nicht so, wie die Herren sich das vorstellen ... soviel steht fest. Jetzt wäre nur noch interessant zu erfahren, ob Pete mich im Auftrag von irgendjemandem abschleppen will, ob ich gezielt ausgewählt wurde oder ob er mich einfach angelabert hat, weil ich in sein Beuteschema passe. Oder aber – was man ja auch nicht ausschließen kann – Pete will den »stinkreichen Ägyptensammler« um ein paar seiner Schmuckstücke erleichtern und braucht dafür jemanden, der den Typen ablenkt. Fragen über Fragen ... Ich beschließe jedenfalls, mit Pete zusammen die »Klimperkiste« zu verlassen.
     
    Zu Fuß – denn das »Hotel Blue Moon« liegt ganz in der Nähe, und dort oder daneben soll der Typ angeblich wohnen – gehen wir durch den Park zwischen der Schäfergasse und der Bleichstraße, der in Wirklichkeit ein alter Friedhof ist. Ich öffne all meine Sinne, denn ich möchte mir in jedem Fall unangenehme Überraschungen ersparen. Und so spüre ich Petes Nervosität neben mir, obwohl er die ganze Zeit herumlabert – irgendein dummes Zeug, das mich nicht wirklich interessiert. Dass er aktiv ist und sehr gut bestückt, worauf seine Kunden voll abfahren und so was. Dass er in meinen Augen wie ein Ochse aussieht und total proletenhaft rüberkommt, verschweige ich ihm besser. Und er ist wirklich total nervös. Vielleicht hat er auch was eingeschmissen? – Brix würde mich wahrscheinlich umbringen, wenn er wüsste, worauf ich mich gerade einlasse.
    Da – sehe ich eine heimliche Bewegung im Gebüsch links voraus, keine fünf Meter von uns entfernt. Ich spanne sämtliche Muskeln in meinem Körper und starre gebannt in die Richtung, während wir gemütlich weiterschlendern und Pete scheinbar zufällig langsamer wird. Dort versteckt sich jemand, mindestens eine Person.
    Verdammt, es wird doch nicht schon hier zu einem Kampf kommen? Ich wende meinen Kopf in alle Richtungen, um einen Überblick über die Szenerie zu bekommen und mit all meinen Sinnen möglichst viele Eindrücke auf einmal einzufangen. Was hätte das für einen Sinn? Ich versuche, irgendetwas zu erkennen, aber aus der Entfernung ist es einfach nur dunkel – noch, denn ich schärfe gerade meine Sinne auf ein Maximum. An Pete bemerke ich keine Veränderung. Entweder er weiß, wer sich da versteckt oder er hat es nicht mitbekommen – was mich auch nicht wundern würde. Wahrscheinlich ist er zugekokst.
    »Stop!!«, höre ich auf einmal eine energische Stimme aus der Dunkelheit.
    Pete neben mir erstarrt, und auch ich bin aufs Äußerste gespannt. Dennoch bleibe ich stehen, denn meine Ohren schmerzen. Kein Wunder – meine Sinne sind aufs Äußerste geschärft, also auch das Gehör, und ein lauter Ruf in dieser Tonart tut dann einfach ein bisschen weh.
    »Polizei!«, kommt als Nächstes aus dem Gebüsch, und zwei Personen in Zivil brechen aus demselben wie flüchtende Rehe. Inzwischen haben sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und die beiden Typen kommen mir bekannt vor.

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