Obsession (German Edition)
und bringen Sie ihn nach Wiesbaden, authentisch für eventuelle Beobachter mit Handschellen, gezogener Pistole und einem Begleiter auf dem Rücksitz. Melden Sie sich an der Pforte, Sie werden dann zu mir gebracht.« Mit diesen Worten steht er auf, und verlässt das »Luckies« gemessenen Schrittes.
Wir trinken ganz in Ruhe unseren Kaffee aus, dann erhebe ich mich, stoße einen Stuhl um und lasse mich von Lars an den Schultern packen und auf den Boden zwingen. Ich knie auf den Fliesen, die anderen Gäste und der Typ hinter der Bar schauen zu uns, und Lars fesselt mir die Hände auf den Rücken, bevor er mich nach oben auf die Beine zieht. Na, so authentisch hätte es auch nicht sein müssen.
Die beiden schleifen mich zu einem silbergrauen Opel Omega, schubsen mich auf die Rückbank, und Lars setzt sich neben mich, während Sven sich hinters Steuer setzt und Richtung Autobahn braust. Als wir an der Messe auf die Autobahn fahren, dreht Lars sich zu mir um und nimmt mir die Handschellen ab.
Ich reibe mir die Handgelenke, denn die Handschellen haben ganz ordentlich fest gesessen. Dabei grinse ich verführerisch, aber nicht besonders ernst gemeint.
»Ich fahr zwar auf die Dinger ab«, raune ich Lars zu, »Aber so fest hättest du sie nicht zudrücken brauchen.«
Lars zuckt entschuldigend mit den Schultern. »Sorry – aber gut, dass ich das weiß«, bemerkt er anzüglich.
Dann sind wir schon fast am Wiesbadener Kreuz, fahren in Richtung Stadtmitte und zum Landeskriminalamt, wo wir umgehend eingelassen und in ein Büro im vierten Stock geführt werden, das ziemlich edel eingerichtet ist. Dort sind außer Blittersberg noch zwei weitere Herren versammelt, die dieser uns als Karl-Heinz Kaschulke, Oberstaatsanwalt im Ermittlungsdienst und Reinhard Sämann, Staatssekretär, vorstellt.
Im Laufe des Gesprächs wiederholt Blittersberg die Fakten, die wir ihm zuvor berichtet hatten. Die beiden anderen Herren nicken, Kaschulke unterschreibt irgendetwas, dann gehen die beiden, nicht ohne jedem von uns jeweils eine Visitenkarte überreicht zu haben und lassen uns mit Blittersberg alleine. Dieser überreicht Lars und Sven einen Versetzungsbeschluss auf Zeit und den dienstlichen Auftrag, mit mir in Bezug auf die »Kinder der Isis« zusammenzuarbeiten.
Nach einer Weile öffnet sich die Tür, eine Frau mittleren Alters tritt ein und übergibt Blittersberg drei Ausweise, die sich bei näherem Hinsehen als Dienstausweise entpuppen. Einer für Lars, einer für Sven ... und einer für mich.
»Den bekomme ich wieder«, kündigt Blittersberg mir an, was meine Verärgerung ein wenig mindert. So hatten wir nämlich nicht gewettet, und ich bin auch kaum bereit, mich wieder in den Dienst beim Verfassungsschutz einzugliedern. Aber für den Zweck, gegen die Sekte vorzugehen, tut er vielleicht gute Dienste, weswegen ich den Ausweis einstecke. Dann fahren wir zurück nach Frankfurt, allerdings mit einem anderen Wagen, einem Mercedes der E-Klasse, der Sven und Lars als neuer Dienstwagen zugeteilt wird – allerdings auch nur zeitweise. Die beiden setzen mich vor dem »Addiction« ab, wir tauschen unsere Handynummern aus, und ich verdränge den Gedanken, die beiden einfach auch noch zu uns einzuladen, erfolgreich. Das nämlich würde mich gar nicht mehr zum Schlafen kommen lassen – und darauf habe ich absolut keine Lust.
43
Shahin
»Brix, ich muss mit dir reden!« Ich schüttele Brix, um endlich seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Fabrice, der neben Brix auf der Couch sitzt, schaut mich mit großen Kulleraugen an, ist aber auch nicht mehr fähig, viel zu sagen. Klar, der Kleine verträgt auch viel weniger als Brix, der zusammen mit ihm und Nora, die wohl noch nicht lange weg ist, sage und schreibe fünf Flaschen Wein geleert hat – zumindest stehen so viele auf dem Couchtisch im Wohnzimmer.
»Hallo, Brix!« Ich gebe ihm ganz sachte zwei Ohrfeigen, aber er verdreht nur die Augen und greift nach seinem noch halb vollen Glas. Nein, das brauch ich jetzt nicht mehr. Wütend und ein kleines bisschen enttäuscht stapfe ich ins Schlafzimmer, ziehe mich aus und lege mich ins Bett, lausche ins Wohnzimmer. Nach einer ganzen Weile, kurz vor dem Einschlafen, werde ich davon wach, dass Brix zu mir ins Bett kriecht. Er scheint ernüchtert zu sein, denn er wendet sich mir zu.
»Bist du böse auf mich?«
In diesem Moment kocht mein ganzer Ärger von heute Abend wieder auf.
»Dumme Frage«, fauche ich ihn an. »Ich war ja bloß in Lebensgefahr,
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