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Obsession (German Edition)

Obsession (German Edition)

Titel: Obsession (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck , Wolfram Alster
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interessant. Ich setze mich sogar einen Moment noch zu den beiden, beziehungsweise ich bleibe länger sitzen und höre zu. Allerdings bemerke ich Noras Ablehnung mir gegenüber dadurch besonders deutlich. Ich weiß, was sie von mir hält – gar nichts, im Moment jedenfalls. Und das ist nicht viel. Will sie Brix vor mir schützen? – Vielleicht reagiert sie auch auf meine Ausstrahlung allergisch, wer weiß das schon?! Brix jedenfalls wirft mir unmissverständliche Blicke zu. Ich grinse ihn frech an. Er reagiert offensichtlich nicht negativ auf meine Stricherausstrahlung, oder wie auch immer man diese Darstellung meiner speziellen Reize nennen will. Ganz im Gegenteil, ich kann ihm ansehen, dass er eine leichte Gänsehaut entlang seiner Wirbelsäule bekommt. Es spricht für Nora, dass sie das ebenfalls mitbekommt und unseren Blickkontakt bemerkt. Sie stockt in ihren Ausführungen.
    »Äh, hallo? Störe ich vielleicht?«
    Brix zuckt richtig zusammen. »N... Nein! Wie kommst du denn darauf?«
    Ich sehe Nora unschuldig an und verkneife mir ein Lachen. »Ich könnte mir vorstellen, dass es da einen Zusammenhang zwischen den »Kindern der Isis« und diesem versuchten Diebstahl im Museum gibt«, sage ich sachlich, denn natürlich habe ich ihr zugehört.
    Nora nickt mit zusammengepressten Lippen. Ich kann ihre Gedanken überhaupt nicht lesen, und das ist wahrscheinlich auch gut so.
    »Du willst hoffentlich heute Abend nicht schon wieder alleine los ...«, mischt Brix sich ein. 
    »Doch, genau das hatte ich vor.«
    Brix macht ein betretenes Gesicht. »Muss das denn sein?« – »Ja, mein Hase. Du hast ja Gesellschaft, und Fabrice wird sicherlich auch hier sein.«
    Wieder dieser Blick von Nora. Wahrscheinlich geht’s nachher richtig rund, wenn ich weg bin. Vermutlich wird sie sich dann wohl über mich auslassen und Brix beschwören, mir nicht allzu weit über den Weg zu trauen. Mir werden sicher die Ohren klingeln bei ihrem Geläster. Ich stehe auf. Schließlich muss ich mich noch fertig machen, das heißt mindestens duschen und auf jeden Fall umziehen, bevor ich mich wieder auf die Pirsch begebe.
    Mein Outfit für heute Abend lässt Brix schwer schlucken. Ich nehme an, nein, ich hoffe, dass meine Ausstrahlung Brix an die Wand nagelt – und dieses Mal sehe ich in Noras Gesicht, was sie über mich denkt – bestenfalls »Betthäschen«. Im Moment jedenfalls ist mir das egal, denn ich will mein Ziel erreichen und dafür muss ich eben entsprechend gerüstet und herausgeputzt sein.
    Brix bleibt derweil wie festgeklebt auf dem Sofa sitzen, während er mir derart aufgegeilte Blicke zuwirft, dass es Nora langsam aber sicher unangenehm wird. Wie zum Abschied fahre ich mir mit den Händen noch einmal durch die kurzen Haare. Das ist immer noch ein merkwürdiges Gefühl für mich, aber die kurzen Haare haben auch eine Menge Vorteile.
    Ich verlasse unsere Wohnung und das »Addiction« durch den Seitenausgang und bleibe kurz im Park stehen. Wo soll ich heute mein Glück versuchen? In den klassischen Stricherkneipen habe ich sicher kein Glück, und in der »Turmklause« wird wohl kaum etwas los sein. Letztendlich entscheide ich mich für die »Klimperkiste«, ein Kellerlokal im NH-Hotel, das sich in der Vilbeler Straße nur ein paar Hundert Meter von der Friedberger Anlage und damit von unserem Zuhause befindet.
    Als ich die »Klimperkiste« betrete, werde ich sofort angestarrt. Die Blicke reichen von Bewunderung über Geilheit bis hin zu abschätzigem Misstrauen. Aber das bin ich gewöhnt, und es ist okay, dass mich eigentlich keiner so richtig einschätzen kann.
    Ich steuere erst einmal die Bar an und bestelle mir ein Wasser, fange ein belangloses Gespräch mit dem Typen hinter der Bar an. Wenn ich mich recht erinnere, heißt er Jürgen. Trotz der frühen Stunde ist es schon recht voll, und es dauert keine fünf Minuten, bis mich ein grobschlächtiger Typ von der Seite anspricht. Ein »Kollege«, wie ich erstaunt feststelle. Nicht, dass ich den Typen kennen würde, aber das sagt mir meine Intuition und sein Verhalten, diese Distanzlosigkeit und das allzu deutliche Abchecken, das er beinahe perfekt beherrscht, aber auf eine banale, unprofessionelle Art und Weise. Dem Äußeren nach wirkt er wie ein Metzgergeselle, den man in eine Latzhose gesteckt und ihm eine Bomberjacke übergezogen hat – und genau so sieht er aus. Er ist richtig bullig, hat breite Schultern, ist muskelmäßig total überzüchtet, hat eine behaarte Brust, ist

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