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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Scheiß   ...!»
    Er dachte, sie würde auf ihn einschlagen, aber sie senkte die Arme und ließ den Kopf hängen. «Ich hoffe, Sie haben es genossen.
     Sie verfluchtes Stück Scheiße.»
    Seine Wange brannte von der Kante eines der Fotos. Er legte seine Finger auf die Stelle. Als er sie zurückzog, waren sie mit
     Blut befleckt. Er suchte nach einem Taschentuch. Seine Arme kamen ihm tonnenschwer vor. Er hatte das Gefühl, als würde er
     sich durch einen Sumpf aus Schuld bewegen.
    |336| «Und was haben Sie jetzt damit vor?», fragte sie. «Wollen Sie einen auf Quilley machen? Wollen Sie mich erpressen, damit ich
     sage, John soll weggesperrt werden?»
    Er drückte das Taschentuch auf den Schnitt. «Ich möchte nur, dass Sie dem Jugendamt das sagen, was Sie mir gesagt haben.»
    «Damit Sie Steven wiederkriegen? Was glauben Sie wohl, was er mit mir macht, wenn ich das tun würde?»
    «Was wird er tun, wenn er erfährt, dass Sie mit anderen Männern geschlafen haben, während er bei der Arbeit war? Und dass
     Sie Geld dafür genommen haben?»
    Sie bedeckte ihre Augen. Ein Teil von Ben wollte im Boden versinken. Er tat sein Bestes, diesen Teil zu ignorieren. «Man wird
     ihm Jacob wahrscheinlich sowieso nicht wegnehmen.»
Du verdammter Heuchler.
«Aber wenn niemand etwas unternimmt, wird er früher oder später einen von beiden töten. Entweder Jacob oder sich selbst. Sie
     werden ihn so oder so verlieren.»
    Sie schluckte mehrmals, während sie mit den Händen über ihre Wange rieb und die Haut wie eine Gummimaske verzog. Mascaraspuren
     folgten ihren Fingern.
    «Da glaubst du, du kannst die Vergangenheit hinter dir lassen», sagte sie. «Glaubst, du kannst ihr entkommen, aber man entkommt
     ihr nie. Sie bleibt immer ein Teil von dir. Als ich John kennenlernte, dachte ich   ...»
    Sie beendete den Satz nicht. Durch die verschmierte Wimperntusche sah ihr Gesicht aus, als wäre es zu lange im Regen gewesen.
    «Wir haben seit einem Jahr keinen Sex mehr gehabt.»
    Ich will das nicht hören, dachte Ben, aber er rührte sich nicht. Das war er ihr schuldig.
    Sie starrte auf die am Boden verstreuten Fotos. «Schon |337| bevor diese Sache angefangen hat, haben wir nicht mehr miteinander geschlafen. Er hat kein Interesse mehr daran. Er ist zu
     einem verfluchten Mönch geworden. Sex ist eine Ablenkung, es würde ihn daran hindern, sein System zu erkennen. Besonders wenn
     er mit jemandem wie mir schläft. Er sagt es zwar nicht, aber ich kann es an seinen Blicken sehen. Mit den Schwänzen, die die
     Alte hatte, kann man die Straße bis nach London pflastern. Deshalb dachte ich irgendwann, na schön, wenn ich in seinen Augen
     eine billige Nutte bin, dann verhalte ich mich eben auch so. Als mich das nächste Mal im Pub ein Kerl angemacht hat, habe
     ich gesagt, okay, warum nicht. Und wenn ich es schon einmal getan hatte, warum sollte ich es nicht noch einmal machen? Das
     Geld kam mir auch ganz gelegen. Auch daran ist John nicht mehr interessiert. Wir hätten die Geschichte an die Zeitungen verkaufen
     und ein Vermögen machen können, aber nein! Das hätte ihn ja davon abhalten können, das System zu sehen, nicht wahr?»
    Der kurze Wutausbruch flaute schnell wieder ab. Sie zuckte mit den Achseln. «Hin und wieder darf ein Kerl vorbeikommen. Viele
     sind es nicht, weil die meisten zu viel Angst vor John haben. Aber es gibt auch welche, die macht gerade das geil. Manchmal
     bilde ich mir sogar ein, dass sie wirklich mich wollen. Dabei müsste ich es mittlerweile besser wissen. Selbst John hat nur
     geglaubt, er hätte irgendwas in mir gesehen, und jetzt will er auch das nicht mehr.»
    Sie schaute Ben von oben bis unten an. Er fühlte sich verbrannt von der Verachtung, die er in ihren Augen sah.
    «Aber das spielt ja keine Rolle, oder? Ich bin nur eine dreckige Hure. Ich bin es ja gewöhnt, mich zu verkaufen.»
    Er zwang sich dazu, an das Bild von Jacob zu denken, wie er unter dem hochgestemmten, schlammverschmierten |338| Maschinenteil saß, das jederzeit hinabfallen konnte, und versuchte damit, sein schlechtes Gewissen zu verdrängen. «Werden
     Sie mir helfen?»
    Sandra starrte teilnahmslos die Fotos auf dem Boden an. Sie sah alt und erschöpft aus. «Habe ich eine Wahl?»
    «Alles, was Sie sagen, können wir vertraulich behandeln. Er muss nicht davon erfahren.»
    «Gehen Sie einfach.»
    Er nahm seine Tasche und seine Jacke. Sie stand unbeweglich zwischen den Fotos, als er hinausging. Nachdem er im Wagen saß,
     fiel ihm auf,

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