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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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um das Kind. Er lässt seinen geliebten Sohn nicht mehr aus den
     Augen. Er glaubt, der Kleine könnte ihm helfen, das System zu erkennen, weil er immer mit Puzzles und diesem Zeug spielt.»
    «Das ist doch Blödsinn. Viele autistische Kinder sind beim Puzzeln gut. Es ist nichts Ungewöhnliches.»
    «Erzählen Sie das mal John», sagte sie bitter. «Er glaubt, das passt alles zusammen. Erst wird Steven ihm helfen, und dann
     kann er Steven helfen. Oder so ähnlich. Es passt alles ins
System
, oder?»
    |328| Ihr Ton war voller Sarkasmus. Ben erinnerte sich, wie Cole Metallteile vor Jacob aufgebaut hatte, als würde er auf seine Reaktion
     warten. Als könnte der Junge erkennen, was sein Vater darin vermutete. «Ach du Scheiße.»
    «Ach, Sie haben ja keine Ahnung», sagte Sandra. Sie lächelte wieder, aber es sah nicht freundlich aus. «Er trainiert, bis
     ihm schlecht wird. Er will in einen Zustand kommen, in dem er sein beschissenes System
sehen
kann. Bisher hat er es offenbar noch nicht geschafft, aber das bedeutet nur, dass er härter trainieren muss. Davon kriegt
     er einen klaren Kopf, sagt er. Hat er jedenfalls mal gesagt. Jetzt spricht er überhaupt nicht mehr darüber. Auf jeden Fall
     nicht mit mir, aber manchmal höre ich, wie er dem Jungen davon erzählt. Als ob der ihn verstehen würde.»
    «Stemmt er deswegen das Maschinenteil über Jacobs Kopf? Um sich härter zu fordern?»
    Für einen Augenblick bekam ihr Gesicht einen argwöhnischen Zug, dann war er verschwunden. «Nehme ich an», sagte sie und betrachtete
     ihre Nägel. «Ich habe nicht gefragt.»
    Sie hatte auch noch nicht gefragt, woher er wusste, was Cole im Garten tat. Ben fragte sich, ob sie lieber nicht wissen wollte,
     was er sonst noch gesehen haben könnte.
    «Was macht er in dem Schuppen?», fragte er.
    Ihr Blick war eine Mischung aus Angst und Abneigung. Er wich schnell einer Resignation. «Sie können es sich selbst anschauen.»
    Sie lief an ihm vorbei zur Hintertür. Als er ihr folgen wollte, blieb sie plötzlich stehen, sodass er mit ihr zusammenstieß.
     Er wich zurück und wurde rot.
    «Tut mir leid», murmelte er.
    «Hab den Schlüssel vergessen.» Sie wirkte zufrieden, als |329| sie den Schlüsselbund aus einer Schublade der Einbauküche nahm, so als hätte sie sich etwas bewiesen. Ben spürte, dass sie
     sein überlegenes Gefühl geschickt untergraben hatte. Regen und eisige Luft fegten in die Küche, als sie die Tür öffnete. Er
     machte seine Jacke zu, während Sandra nicht einmal eine angezogen hatte. Im Garten war es matschig. Statt Rasen war auf dem
     Boden aus zerbrochenen Pflastersteinen ein schmaler Trampelpfad verlegt worden. Durch den Regen sah Ben den runden Metallwall.
    Er war größer geworden.
    Ben wich einem spitzen Karosserieteil aus, das aus dem Haufen hervorragte. Der Sitz, auf dem Jacob gespielt hatte, während
     Cole das Maschinenteil über ihn stemmte, sah nass und verlassen aus. Die davor liegenden verbeulten Autoteile ähnelten einem
     ausgenommenen Tier.
    Sandra schloss das Vorhängeschloss auf und öffnete die Schuppentür. Der Wind riss sie ihr aus der Hand und knallte sie gegen
     die Holzwand. Ben folgte ihr hinein.
    Ein beißender Geruch nach Teer, Harz und altem Schweiß strömte ihm entgegen. Es war dunkel und so beengt, dass er dicht neben
     Sandra stehen musste. Das Haar klebte ihr am Kopf, klatschnass vom Regen. Von seinem tropfte ihm Wasser ins Gesicht und auf
     den Nacken. Er blinzelte, um den Gegenstand erkennen zu können, der den größten Teil des Schuppens einnahm.
    Zuerst hielt er es einfach für eine Art Trainingsmaschine wie aus einem Fitnesscenter. Er konnte einen Stahlrahmen, Rollen
     und schwere Gewichte erkennen. Dann sah er die Seile, die an der langen Holzbank angebracht waren, und die ölverschmierten
     Zahnräder.
    Das Gerät schien eher dafür bestimmt zu sein, etwas auseinanderzureißen, als zu trainieren.
    |330| «Deswegen geht er hier rein», sagte Sandra. Sie zitterte. «Er hat sie selbst gebaut.»
    Ben versuchte sich noch immer darüber klarzuwerden, was es war. Im Grunde glaubte er es zu wissen, er konnte es nur nicht
     ganz glauben. «Was ist das?»
    «Eine Folterbank, was dachten Sie denn?»
    Die Seile hatten Schlaufen für Handgelenke und Knöchel, außerdem gab es ein Geschirr aus Stirnband und Kinnriemen mit Klettverschlüssen.
     Sowohl die Seile als auch das Geschirr waren mit Gewichten verbunden, die wie stählerne Früchte über Kopf- und Fußende der
     Bank hingen

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