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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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nicht gewünscht. «Was hat sie wegen
     Jo gesagt?»
    Keith schaute nervös zur Tür. «Sie weiß nichts von ihr.»
    «Auch jetzt nicht? Sie wird doch irgendeine Ahnung haben!»
    «Sie glaubt, dass der Druck bei der Arbeit zu viel für mich war.» In Keiths Gesicht war wieder Farbe zurückgekehrt, aber sie
     betonte nur seine dunklen Augenringe.
    «Du willst es ihr nicht erzählen?»
    «Wozu? Es ist vorbei. Sie ist doch so schon fertig genug.»
    Ben entgegnete nichts, aber er musste daran denken, wie sich Tessa verhalten hatte. Er hätte es nicht «fertig» genannt.
    «Der Arzt hat mich krankgeschrieben», fuhr Keith fort, «deswegen werden wir wohl für ein oder zwei Wochen wegfahren und versuchen,
     das alles hinter uns zu lassen.» Er klang nicht begeistert.
    Bevor Ben etwas sagen konnte, ging die Tür auf, und Tessa kam herein. Ihr Lächeln hatte sich nicht verändert, seit sie das
     Zimmer verlassen hatte.
    «Ich glaube, das reicht für heute. Wir wollen ihn doch nicht überanstrengen, oder? Anweisung des Arztes.»
    Sie war neben der Tür stehengeblieben und wartete, dass |345| Ben verschwand. Er schaute Keith an und rechnete mit einer Entgegnung, aber Keith betrachtete wieder schweigend seine Hände.
    Ben stand auf. «Ich melde mich. Wir können ein Bier trinken gehen, bevor ihr abreist.»
    Keith nickte, jedoch ohne Überzeugung, und Ben wusste, dass sie es nicht tun würden. Selbst wenn Keith es wollte, Tessa würde
     es nicht erlauben.
    «Er braucht einfach Ruhe», sagte sie, nachdem sie Ben in die Diele gelotst hatte. «Er hat sich in letzter Zeit zu viel zugemutet,
     das ist das Problem. Ich werde dafür sorgen, dass er sich in Zukunft nicht mehr so viel aufhalst. Er soll an den Wochenenden
     und spätabends nicht mehr arbeiten und mit dummen, kleinen Bands bis in die Puppen ausgehen müssen.»
    Sie öffnete die Haustür und schaute ihn an. «Er hatte zu viel um die Ohren, aber das ist jetzt vorbei. Er muss mehr Zeit mit
     seiner Familie verbringen. Wir sind alles, was er braucht.»
    Ihr Lächeln war so heiter und entschlossen wie das einer Schönheitskönigin, und als Ben das sah, wurde ihm klar, dass Keith
     sich irrte. Sie wusste es. Vielleicht nicht alle Einzelheiten, keine Namen und Orte, aber genug.
    Und jetzt wusste sie, dass sie gewonnen hatte.
    Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Als Ben sich umdrehte, sah er Scott herunterkommen. Der Junge betrachtete ihn mürrisch
     und unternahm keine Anstalten, etwas zu sagen, als er an ihm vorbeiging.
    «Hey, Scott, sag Hallo zu Ben», forderte Tessa ihn auf, aber er wurde nicht einmal langsamer. Ihr Lächeln zuckte, als sie
     ihm hinterherschaute. «Er ist immer noch ein bisschen durcheinander.»
    |346| Ben verabschiedete sich und ging. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Er merkte, dass er sich angespannt hatte, als könnte
     das gesamte Haus wie Glas zersplittern.
    Auf dem Weg zu seinem Wagen dachte er, dass eine Familie auch zerstört werden konnte, wenn sie zusammenblieb.
     
    Die Sitzung war für die kommende Woche anberaumt. Er hatte schließlich zu akzeptieren begonnen, dass er Jacob nicht zurückbekommen
     würde. Zumindest war ihm klargeworden, dass er nichts dafür tun konnte. Er wusste, dass er sich damit abfinden und mit seinem
     Leben fortfahren musste. Mehr noch, er musste sich ein neues erschaffen, denn von dem Leben, das er einmal hatte, war nicht
     mehr viel übrig. Aber diese Erkenntnis machte es nicht einfacher. Er merkte, dass er nicht bei der Sache war und nur auf den
     Tag der Sitzung wartete.
    Danach, sagte er sich, wird alles besser werden.
    Am Abend davor ging er mit Zoe auf eine Party zum Start eines neuen Magazins. Er hatte abzusagen versucht, aber sie wollte
     nichts davon hören. «Was hast du denn sonst vor? Willst du allein zu Hause vor der Glotze hocken, dich betrinken und dir den
     Kopf darüber zerbrechen, was morgen passieren wird?»
    Das war tatsächlich fast genau sein Plan gewesen. «Nein», sagte er. «Natürlich nicht.»
    Die Party fand in einer Kellerbar in Soho statt, einem dunklen, in blaue und violette Lichter getauchten Schuppen, in dem
     jeder leichenblass aussah. Er kannte eine Menge Leute, mit den meisten hatte er entweder schon einmal zusammengearbeitet oder
     bei ähnlichen Anlässen getrunken. Zoe, deren Haar mal wieder rot war, wich so lange nicht von seiner Seite, bis sie sicher
     war, dass er nicht |347| sofort nach Hause zurückfuhr, und verschwand dann in der Menge. Ben fand sich im Gespräch mit

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